Am 11. Oktober unterzeichnete der deutsche Stahlhersteller Dillinger Hüttenwerke und sein Tochterunternehmen ROGESA einen Vertrag mit Primetals Technologies über die Lieferung eines neuen Produktionskomplexes. Dieser umfasst eine Direktreduktionsanlage (DRI-Anlage), welche gemeinsam mit Midrex Technologies errichtet wird, und ein Stahlwerk, das auf einem Elektrolichtbogenofen (EAF) basiert.
Die Lösungen von Primetals Technologies werden Dillinger und ROGESA dabei unterstützen, ihr Ziel zu erreichen, die CO2-Emissionen innerhalb von sechs Jahren um 4,8 Millionen Tonnen pro Jahr zu reduzieren.
Dillinger und ROGESA, als Teil der SHS-Gruppe (SHS – Stahl-Holding-Saar), haben dieses ehrgeizige Projekt zur Umstellung auf umweltfreundliche Stahlproduktion gestartet, um die derzeitige Produktion über die Hochofenroute am Standort Dillingen zu ersetzen. Für Dillinger und ROGESA bringt die Lieferung der neuen Anlagen von nur einem Anbieter mehrere Vorteile.
Hier werden insbesondere kundenspezifische Anpassungen sowie die Implementierung der neuen neben den bestehenden Anlagen berücksichtigt. Dillinger und ROGESA haben sich aufgrund der führenden technologischen Lösungen und der Referenzen sowohl für die DRI-Anlagen als auch für die EAF-Ultimate Technologie von Primetals Technologies entschieden.
Dr. Peter Maagh, technischer Geschäftsführer bei Dillinger, erklärt:
“Diese Partnerschaft mit Primetals Technologies ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer klimafreundlichen Stahlproduktion hier in Deutschland. Wir sind überzeugt, dass wir unser Dekarbonisierungsprojekt „Power4Steel“ mit einem so erfahrenen und zuverlässigen Partner erfolgreich und termingerecht starten können.“
DRI-Anlage für flexiblen Übergang zu Wasserstoff
Die neue Direktreduktionsanlage wird HDRI (Hot Direct Reduced Iron) und CDRI (Cold Direct Reduced Iron) produzieren und verfügt über eine Jahreskapazität von 2 Millionen Tonnen. Ein Konsortium aus Midrex Technologies und Primetals Technologies ist für das Engineering und die Lieferung der mechanischen sowie der elektrischen Komponenten und der Automatisierung verantwortlich.
Der mechanische Lieferumfang umfasst ein Materialtransportsystem, eine Wasseraufbereitungsanlage, Nebenanlagen sowie die Fertigungsüberwachung. Primetals Technologies wird außerdem die Basisautomatisierung (Level 1) sowie ein System zur Prozessoptimierung (Level 2) liefern.
Das Expertensystem DRIpax, das eine gleichbleibend hohe Qualität des produzierten DRI gewährleistet, ist Teil der Prozessautomatisierung.
Andreas Viehböck, Leiter Upstream Technologies bei Primetals Technologies, erklärt:
"Der Übergang zu einer umweltfreundlichen Stahlproduktion wird nicht von heute auf morgen erfolgen. Wir werden einen schrittweisen Prozess hin zur Kohlenstoffneutralität sehen. Mit dieser Investition sind Dillinger und ROGESA in der Lage, ihre mittel- bis langfristigen Dekarbonisierungsziele zu erreichen.
Die Lösungen von Primetals Technologies und Midrex Technologies werden es den beiden Unternehmen ermöglichen, den Einsatz von Wasserstoff schrittweise zu erhöhen und sich gleichzeitig an eine sich verändernde Energielandschaft anzupassen. Wir freuen uns sehr, sie bei diesem Vorhaben und darüber hinaus zu unterstützen."
Midrex-Anlage wird zunächst mit Erdgas-Wasserstoff-Gemisch betrieben
Die MIDREX Flex-Technologie ist für den Betrieb mit unterschiedlichen Anteilen von Erdgas und Wasserstoff, bis hin zu 100 Prozent Wasserstoff ausgelegt. Zunächst wird die Anlage mit einem Gemisch aus Erdgas und Wasserstoff betrieben, was eine Verringerung des CO2-Ausstoßes um mehr als 50 Prozent im Vergleich zur Eisenproduktion im Hochofen ermöglicht.
Die MIDREX Flex-Anlage wird mit wasserstofftauglicher Ausrüstung und Rohrleitungen, wie z. B. dreistufigen Prozessgaskompressoren, ausgestattet sein. Darüber hinaus verfügt sie über einen Heißtransportförderer, um die wertvolle Wärme des HDRI für die direkte Beschickung des Elektrolichtbogenofens am Standort Dillingen zu nutzen. Eine Lösung zum Abkühlen des DRI ermöglicht den Transport von CDRI.
K.C. Woody, Präsident und CEO von Midrex Technologies, sagt:
"Die Entscheidung von Dillinger und ROGESA für die MIDREX Flex-Technologie ermöglicht den Unternehmen den Übergang zur wasserstoffbasierten Eisenerzeugung in dem Tempo, das der Verfügbarkeit einer ausreichenden Gasversorgung entspricht, während gleichzeitig die derzeitigen CO2-Emissionen erheblich reduziert werden.
Die DRI-basierte Stahlerzeugung bietet einen Weg in eine nachhaltige Zukunft sowohl in wirtschaftlicher als auch in ökologischer Hinsicht. Unsere Technologielösungen bieten die Flexibilität und Leistung, um das Versprechen in einen Erfolg zu verwandeln.“
EAF Ultimate – hohe Flexibilität und vollautomatischer Betrieb
Der Elektrolichtbogenofen EAF Ultimate ist die neueste Entwicklung von Primetals Technologies im Bereich der Elektrostahlerzeugung – die vollautomatische Anlage sorgt für kurze Abstichzeiten und niedrige Verbrauchswerte. Sie bietet ein hohes Maß an Flexibilität sowohl in Bezug auf den Rohstoffeinsatz als auch auf die Produktion einer breiten Palette von Stahlsorten.
Der Lieferumfang von Primetals Technologies für das neue Stahlwerk umfasst unter anderem einen 195-Tonnen-Ofen mit einem Ofendurchmesser von 9,6 Metern und einem leistungsstarken 300-Megavolt-Ampere-Transformator (MVA), das LiquiRob-Robotiksystem für einen sichereren Betrieb, zwei 195-Tonnen-Doppelpfannenöfen (LF), ein Material Handling System, eine Primär-, Sekundär- und Hilfsentstaubung für den Elektrolichtbogenofen, ein Abwärmerückgewinnungssystem und eine Wasseraufbereitungsanlage.
Das Wärmerückgewinnungssystem wandelt die Abwärme in Dampf um, der anschließend in anderen Produktionseinheiten weiterverwendet wird.
Der EAF Ultimate wird mit modernsten Level 1- und Level 2-Automatisierungssystemen, EAF Controller und EAF Optimizer, ausgestattet. Ein geschlossenen Regelkreislauf ermöglicht es, die angestrebten Produktqualitäten sowie eine detaillierte Produktionsplanung zu erreichen.
Bei der Inbetriebnahme des neuen Produktionskomplexes, der hohe Anforderungen an die Automatisierungssysteme stellt, wird eine rasche Umsetzung der gewonnenen Analysen und Erkenntnisse eine zentrale Rolle spielen. Die Digitalisierungslösungen von Primetals Technologies ermöglichen von Anfang an ein schnelles Hochfahren zur vollen Produktionskapazität und einen effektiven und umweltfreundlichen
Produktionsprozess.
Das Elektrodenregelungssystem Melt Expert wird sowohl in der EAF-Anlage als auch in den Doppelpfannenöfen installiert und führt aufgrund geringerer Verbrauchswerte zu Produktivitätssteigerungen und Kosteneinsparungen. Der Asset Life Expert (ALEX) überwacht den Zustand der Anlagen und identifiziert potenzielle Störungen, bevor diese auftreten. Der Einsatz von ALEX gemeinsam mit dem Abgasanalysesystem Lomas führt zu einer höheren Prozesseffizienz -sicherheit.
Etabliertert Anbieter von Dekarbonisierungslösungen
Primetals Technologies wird gemeinsam mit dem Konsortialpartner DSD Steel Group, Teil der deutschen DSD Steel Group, die Überwachungsleistungen für den Bau und die Montagen der DRI- und der EAF-Anlagen erbringen. Der neue Produktionskomplex von Dillinger und ROGESA ist das Jüngste mehrerer großer Dekarbonisierungsprojekte von Primetals Technologies.
Das Unternehmen wurde erst kürzlich von dem in Oslo ansässigen Unternehmen Blastr als Technologiepartner für seine neuen grünen Stahlproduktionsanlagen in Finnland ausgewählt. Dieser sowie mehrere andere kürzlich abgeschlossene Verträge für umfassende EAF-Projekte, z.B. mit voestalpine in Österreich, Salzgitter in Deutschland und Marcegaglia in Großbritannien, unterstreichen die Rolle von Primetals Technologies als führender Anbieter von Dekarbonisierungslösungen.
Kohlenstoffneutralität bis 2045
Die SHS Gruppe besteht aus einer Reihe führender Unternehmen auf dem Stahlmarkt. Von den Unternehmen der SHS-Gruppe produzierte Stahlprodukte finden sich in anspruchsvollen Anwendungen, wie dem Hauptsitz der französischen Tageszeitung „Le Monde“ und dem höchsten Gebäude Londons, dem „Twentytwo“ sowie in den Gleisen europäischer Hochgeschwindigkeitszüge und in der Mehrzahl der in Europa hergestellten Autos. Mit ihrem ehrgeizigen „Power4Steel“-Programm strebt die SHS-Gruppe in erster Linie CO2-Neutralität bis 2045 an.
Die SHS-Gruppe hat für ihre „grüne“ Transformation Fördermittel vom Bund und vom Bundesland Saarland erhalten.
(Quelle: Primetals Technologies)
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