Turnaround in der Existenzkrise
Ein Unternehmen befindet sich in einer Existenzkrise. Dann erfordert das Überleben meist einen Turnaround, der die Weichen in der Organisation neu stellt. Hierbei handelt es sich um einen Changeprozess unter erschwerten Bedingungen. Entsprechend professionell sollte er gemanagt werden.
Der vollständige Artikel ist erschienen in STAHL+TECHNIK 2 (2020) Nr. 3, S. 79 ff.
Immer wieder geraten Unternehmen in eine Situation, in der ihre Existenz akut oder mittelfristig bedroht ist. Dann müssen sie einen sogenannten Turnaround vollziehen. Hierbei handelt es sich um einen Prozess, in dem – wie der englische Begriff „turn around“ bereits andeutet – die Vorzeichen, unter denen die Entwicklung des Unternehmens steht, umgedreht werden. Sie werden weg vom Negativen hin zum Positiven gewendet, sodass
- die Existenz des Unternehmens wieder gesichert ist und
- dieses wieder voller Zuversicht in die Zukunft blickt, weil es sich erkenn- und messbar wieder in der Erfolgsspur befindet.
Das heißt unter anderem,
- die Liquidität des Unternehmens ist gesichert,
- seine Wettbewerbsfähigkeit ist wieder hergestellt und
- es arbeitet rentabel.
Existenzielle Krisen sind das Resultat eines Prozesses
Die Ursachen, warum Unternehmen in existenzgefährdende Krisensituationen geraten, die einen Turnaround erfordern, können sehr unterschiedlich sein. Meist dauert es jedoch einige Zeit, bis im Topmanagement allmählich die Erkenntnis reift: Wir müssen einen Turnaround vollziehen. In der Regel ist der Anlass hierfür ein akutes betriebliches Problem wie
- der Umsatz sinkt beispielsweise aufgrund einer Veränderung des Markt- und Wettbewerbsumfelds (Absatz- und Umsatzkrise),
- die (Fix-)Kosten sind zu hoch, beispielsweise aufgrund einer geringen Prozesseffizienz (Kostenkrise),
- die Finanzierung des laufenden Geschäfts ist bedroht, beispielsweise aufgrund eines hohen Forderungs- und Vorratsbestands und einer steigenden Verschuldung (Finanz- und Liquiditätskrise) oder
- das Management ist nicht entscheidungs- und handlungsfähig, z.B., weil es überfordert oder uneins ist (Managementkrise).
Werden diese Problemfelder rechtzeitig erkannt und die erforderlichen Gegenmaßnahmen ergriffen, dann muss z.B. aus der Managementkrise oder Absatz- und Umsatzkrise eines Unternehmens keine Existenzkrise erwachsen, die letztlich nicht nur einen Turnaround, sondern auch eine Sanierung des Unternehmens erfordert. Zwar verursachen vereinzelt sogenannte „Schwarze Schwäne“, also nicht oder nur schwer vorhersehbare Ereignisse wie die Finanzkrise 2008 oder der aktuelle Handelsstreit zwischen den USA und China Existenzkrisen von Unternehmen, dies ist jedoch eher selten.
Dr. Georg Kraus, geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensberatung Dr. Kraus & Partner, Bruchsal