Trendthema
Der Elektrolichtbogenofen spielt eine besondere Rolle in der Transformation - Foto: Wirtschaftsvereinigung Stahl
23.11.2023

Stahl- und Erneuerbaren-Branche fordern Transformationsgipfel

Um den Weg in eine klimaneutrale Zukunft zu sichern, rufen der Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE) und die Wirtschaftsvereinigung Stahl gemeinsam die Bundesregierung dazu auf, einen Transformationsgipfel einzuberufen. Dies ist dringend nötig, um die Lage nach dem Karlsruher Urteil zu analysieren, zu ordnen, und neu zu gestalten. Des Weiteren muss der Bund-Länder Pakt für Planungs- und Genehmigungsbeschleunigung zeitnah umgesetzt werden.  

Das Urteil hatte die Verfassungswidrigkeit der Übertragung von 60 Milliarden Euro in den Klima- und Transformationsfonds (KTF) festgestellt und hat Konsequenzen auch auf andere Finanzierungsinstrumente, für den Bundeshaushalt 2023/2024 und vor allem für die zukünftigen Rahmenbedingungen von Transformationsinvestitionen. Aus Sicht der beiden Verbände ist dadurch insgesamt die Finanzierung der grünen Transformation des Industriestandortes massiv gefährdet.

Lösungen dürfen sich nicht nur an haushaltspolitischen Erwägungen ausrichten, sondern müssen vor allem konjunktur- und standortpolitisch gedacht werden.   Die Unternehmen brauchen schnellstmöglich Planungs- und Investitionssicherheit am Standort Deutschland, sonst droht ein Stau bei Investitionen in die Transformation.    

Bernhard Osburg, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, sagt: 
„Wenn die Politik jetzt keine klare Antwort findet, wie die Transformation der Industrie verlässlich finanziert werden kann, droht ein Stillstand bei Investitionen und bei zentralen Projekten der Transformation mit weitreichenden Folgen für die Klimaschutzziele, die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes und für Beschäftigung. Wir brauchen Klarheit vor allem bei folgenden Fragen:

  • Wie geht es weiter mit den europäischen IPCEI-Förderungen? Nur sechs von 45 Vorhaben wurden bislang bewilligt. Bei 25 Projekten wurde der vorzeitige Maßnahmenbeginn genehmigt und mit Investitionen begonnen im Vertrauen darauf, dass die Förderung dann auch bewilligt und über die nationalen Haushalte ausgezahlt wird.
  • Was bedeutet das für die Strompreise? Am Ziel wettbewerbsfähiger Strompreise muss festgehalten werden.
  • Wie geht es weiter bei den Klimaschutzverträgen?
  • Wie geht es weiter beim Wasserstoffhochlauf und den dafür erforderlichen Infrastrukturen?
  • Wie geht es weiter bei Investitionshilfen für die Transformation, die Hebel für private Investitionen sind?  

Ohne die Transformation der Grundstoffindustrie können die schon für 2030 gesteckten Klimaziele nicht erreicht werden – ohne Transformation sind Wohlstand und Resilienz nicht zu gewährleisten. Unsere Unternehmen gehen mit Tatkraft und hohem Risiko in die Transformation. Dazu brauchen wir jetzt Planungssicherheit und klare Zukunftsperspektiven.“    

Dr. Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie e.V, erklärt:
„Die Erneuerbaren-Industrie in Deutschland braucht zentrale Grundstoffe wie Stahl und die Industrie eine bezahlbare und zuverlässige Energieversorgung. Das ist nur mit 100 Prozent Erneuerbaren Energien für Strom, Wärme und Moleküle möglich. Sie schützen vor einseitigen Importabhängigkeiten und senken die Preise für Unternehmen und Verbraucher*innen.

Erneuerbare tragen auch dem früheren Urteil des Bundesverfassungsgerichts Rechnung, dass die Bundesregierung zur Erreichung des Klimaneutralitätsziels verpflichtet ist. Erneuerbare Energien sind der Schlüssel für die Sicherung des Produktionsstandorts Deutschland, weshalb Bürokratieabbau bei Planung und Genehmigung weiter voranzutreiben ist.

Investoren für die Erneuerbaren stehen über alle Branchen bis hin zu Speichern und Grünem Wasserstoff bereit. Jetzt braucht es Klarheit über das Tempo des Ausbaus, die Leitplanken eines neuen Strommarkts, aber auch über die Stärkung der europäischen Wertschöpfung. Resilienz und Klimaneutralität sind die Leitplanken für eine nachhaltige Industriestrategie.“  

Gemeinsam fordern die beiden Verbands-Spitzen die Einrichtung eines Transformationsgipfels der Bundesregierung noch in diesem Jahr. Dieser müsse eine Transformationskommission einberufen, die mit der zeitnahen Erarbeitung konkreter Lösungen beauftragt werde.

Im neuen Jahr muss zudem der von Bund und Ländern vereinbarte Pakt zum beschleunigten Abbau von regulatorischen Hürden und Hemmnissen in die Umsetzung gebracht und vor Ostern ein Genehmigungsturbo gezündet werden, damit Genehmigungen vereinfacht, Verfahren beschleunigt und Bürokratie abgebaut werden kann.  

(Quelle: Wirtschaftsvereinigung Stahl)

Schlagworte

ABBBundDeutschlandEnergieEUFinanzierungFondsIndustrieINGInvestitionKlimaKlimaschutzKlimazielKlimazielePolitikProduktionStrategieTransformationUnternehmenWasserstoffWettbewerbWirtschaftWirtschaftsstandort

Verwandte Artikel

Dr. Martin Theuringer
05.02.2025

Theuringer wechselt zum Bundesverband der Gießerei-Industrie

Der Bundesverband der Deutschen Gießerei-Industrie (BDG) besetzt seine Hauptgeschäftsführung neu. Auf Max Schumacher wird Dr. Martin Theuringer folgen. Er wechselt von de...

Berlin Bund CO2 Deutschland Energie EU Forschung Geschäftsführung Handel HZ Industrie ING KI Nachhaltigkeit Politik Seminar Stahl Statistik Studie Umwelt Wasserstoff Weltstahlverband Weltwirtschaft Wirtschaft WV WV Stahl
Mehr erfahren
Ein Schlitzwandgreifer senkt präzise einen maßgefertigten Bewehrungskorb von SÜLZLE Stahlpartner ab, um die Baugrube für die neue U5-Linie in Hamburg zu erstellen.
04.02.2025

Sülzle Stahlpartner mit TÜV-validierten Bewehrungsstahl

Eine klimafreundliche Lösung für die Erfüllung bestehender Umweltauflagen in der Baubranche bietet Sülzle Stahlpartner mit dem Bewehrungsstahl STOOX PCF Steel. Dieser sta...

Architekt Betonstahl CO2 Deutschland Emissionen Entwicklung Essen EU Gesellschaft Hochofen HZ ING KI Klima Kreislaufwirtschaft Lieferung Nachhaltigkeit Produktion Produktionsprozess Recycling Roheisen Schrott Stahl Stahlproduktion Steuerung Strategie Transport Umwelt Unternehmen Wirtschaft
Mehr erfahren
Miguel López ist seit 2023 CEO bei thyssenkrupp
03.02.2025

Lopez: 2025 ist Jahr der Entscheidungen für thyssenkrupp

Auf der Hauptversammlung zogen Vorstand und Aufsichtsrat der thyssenkrupp AG Bilanz zum abgelaufenen Geschäftsjahr. Der Umsatz sank um 7 % auf 35 Mrd. €; es wurde eine Di...

Anlagen Anlagenbau Anpassung Aufsichtsrat Automobil Automotive Bremen CO2 Dekarbonisierung Deutschland Direktreduktion Dividende Duisburg Elektroband Entwicklung EU Geschäftsjahr Getriebe Handel Indien Industrie ING Joint-Venture Klima Lieferketten Nordamerika Partnerschaft Produktion Restrukturierung Service Stahl Stahlproduktion Thyssen thyssenkrupp Thyssenkrupp AG Transformation USA Verkauf Wasserstoff Werkstoff Wettbewerb Wirtschaft
Mehr erfahren
Primetals Technologies liefert und implementiert eine 6-Strang-Vorblockgießanlage für hochqualitative Produkte.
03.02.2025

Primetals baut 6-Strang Vorblockgießanlage

Ein chinesischer Stahlproduzent hat Primetals Technologies mit einer neuen 6-Strang-Vorblockgießanlage beauftragt. Sie soll im Verlauf des Jahres 2025 errichtet werden.

Anlagen Anpassung Automatisierung Betonstahl Blech Bleche China Draht Essen EU IBU ING KI Langprodukte Messung Produktion Profile Profilstahl Schienen Stahl Temperatur Unternehmen
Mehr erfahren
31.01.2025

Tata Steel entwickelt umweltfreundlichere Windturbinen

Tata Steel Nederland erforscht mit der TU Delft und weiteren Partnern die Entwicklung einer neuen Generation von Windkraftanlagen, die weniger Stahl benötigen.

Anlagen Bund Energie Entwicklung EU Forschung Forschungsprojekt HZ IJmuiden Industrie ING Innovation Investition Konstruktion Montage Stahl Stahlkonstruktion Tata Steel Technik Umwelt Wettbewerb
Mehr erfahren