Forschung
Das Gelingen der Transformation hat eine personalwirtschaftliche Komponente im Hinblick auf Motivation und Qualifikation. - Foto: pixabay
01.09.2023

DWV veröffentlicht Studie zum Arbeitsmarkt in Stahlindustrie

Die Fachkommission HySteel des Deutschen Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verbands (DWV) e.V. hat eine Studie zu den Auswirkungen der Transformation der Primärstahlindustrie auf den Arbeitsmarkt veröffentlicht. Neben dem Arbeitsmarkt in der Stahlindustrie wurden die Auswirkungen auf die vorgelagerten Bereiche Erneuerbare Energien und Wasserstoff sowie auf die nachgelagerten Bereiche Automobil- und Windkraftindustrie analysiert.  

Es erfolgt erstmalig eine eingehende Analyse der Zahl der direkt in der Primärstahlindustrie Beschäftigten sowie deren Struktur und die regionale Verteilung von Beschäftigung. Darüber hinaus werden indirekt bei Vorleistern sowie über Einkommenseffekte die Beschäftigtenzahlen abgeschätzt. Autoren der Studie sind die Q&A Unternehmensberatungs GmbH in Zusammenarbeit mit der wmp consult – Wilke Maack GmbH und der HSBA Hamburg School of Business Administration.

Clemens Orlishausen, Projektleiter HySteel vom DWV sagt zu den Ergebnissen der Studie:
"Die Studienergebnisse machen deutlich, dass grüner Stahl aus betriebswirtschaftlicher Sicht zukünftig wettbewerbsfähig und profitabel in Deutschland produziert werden kann. Dafür müssen die Rahmenbedingungen entsprechend gestaltet werden, sodass uns eine vollständige Transformation inkl. Roheisenstufe gelingt.

Wird dagegen ein Teil der Wertschöpfungskette – die Roheisenstufe – nur partiell transformiert, drohen beträchtliche negative Auswirkungen auf Beschäftigung und Wertschöpfung in Deutschland. Die Fachkommission HySteel wird dazu in den Dialog mit den politischen Entscheidungsträger:innen treten und sich weiterhin für den Erhalt der heimischen Stahlindustrie und gut bezahlter Industriearbeitsplätze in Deutschland einsetzen."

In drei verschiedenen Szenarien wird die Transformation der Primärstahlindustrie beschrieben und erstmalig deren Effekte für Beschäftigung und Wertschöpfung dargestellt.

Drei Szenarien für den Arbeitsmarkt

Im Basisszenario wird von einer beschäftigungsneutralen Transformation durch Errichtung von Direktreduktionsanlagen im Umfang der gesamten Produktionskapazität ausgegangen. Die Szenarien 2 & 3 gehen von einer partiellen Transformation von 66 % bzw. 50 % der Hochofenkapazität aus. Dies führt zu prognostizierten Beschäftigungsverlusten von 57.000 bzw. 97.000 Arbeitsplätzen.

Hier haben der anteilige Entfall der Roheisenproduktion sowie die partielle Kompensation durch HBI-Importe und die sich daraus ergebende Reduktion von Up- sowie Downstream-Aktivitäten einen maßgeblichen Einfluss auf die Beschäftigungseffekte. Zum Vergleich: Über 64.000 Menschen sind direkt in der Primärstahlindustrie beschäftigt. Hinzu kommen abgeschätzt mehr als 230.000 Beschäftigte bei Zulieferern und Dienstleistern und knapp 84.000 Beschäftigte über induzierte Effekte, in Summe also 378.000 Beschäftigte.

„Transformationsinduzierte“ Beschäftigungs- und Wertschöpfungseffekte

Das Gelingen der Transformation hat eine personalwirtschaftliche Komponente im Hinblick auf Motivation und Qualifikation von Belegschaften und Personalgewinnung, die nicht vernachlässigt werden darf. „Transformationsinduzierte“ Beschäftigungs- und Wertschöpfungseffekte durch den primärstahlbedingten Ausbau der erneuerbaren Energien und der Wasserstoffwirtschaft bieten signifikante Arbeitsplatz- und Wertschöpfungspotenziale.

Die Stahlindustrie kann zu einem Katalysator für den Aufbau eines Wasserstoffclusters in Deutschland werden. Die Primärstahlindustrie steht in wechselseitigen Verflechtungen mit den Endabnehmerindustrien Windkraft und Automobil.

Eine nicht vollständige Transformation der Primärstahlindustrie kann Auswirkungen auf die Sourcingstrategien der nachgelagerten Industrien haben. Vorteile von geschlossenen Wertschöpfungsketten in Deutschland liegen in engen Lieferbeziehungen und stabilen Logistikkosten.

Insgesamt ist die Transformation der Stahlindustrie eine ökologische und technische sowie eine volkswirtschaftliche, strukturpolitische und soziale Herausforderung. Die Studie ist eine wichtige Grundlage für die anstehenden politischen Entscheidungen im Hinblick auf die Transformation des Energiesystems, den Hochlauf der Wasserstoff-Marktwirtschaft und den Erhalt sicherer und gut bezahlter Industriearbeitsplätze in Deutschland.

(Quelle: Fachkommission HySteel des Deutschen Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verbandes (DWV) e.V.)

Schlagworte

AnlagenAutomobilBSWDeutschlandDirektreduktionEnergieErgebnisEUHochofenIndustrieINGLogistikProduktionRoheisenRoheisenproduktionStahlStahlindustrieStrategieStudieTransformationUnternehmenUSAWasserstoffWettbewerbWirtschaftWVZahlenZusammenarbeit

Verwandte Artikel

27.03.2025

GravitHy erhält Finanzierung von 60 Millionen Euro

GravitHy, künftiger Produzent von kohlenstoffarmem Eisen für die grüne Stahlproduktion, hat eine Finanzierungsrunde in Höhe von 60 Millionen Euro bekannt gegeben. Sie umf...

CO2 CO2-Emissionen Dekarbonisierung Direktreduktion Eisenerze Elektrolyse Elektrolyseur Emissionen Energie Energiewende Entwicklung EU Finanzierung Fonds Frankreich Gesellschaft Handel HZ Industrie ING Investition Japan Klima Koks Lieferung Primetals Produktion Produktionsprozess Rio Tinto Roheisen Roheisenerzeugung Schrott Service Stahl Stahlerzeugung Stahlindustrie Stahlproduktion Strategie Unternehmen USA Vertrieb Wasserstoff Wettbewerb Wirtschaft Zusammenarbeit
Mehr erfahren
Standort der Feralpi Group bei Mailand
27.03.2025

Feralpi Group mit Nachhaltigkeitspreis 2025 geehrt

Die Feralpi Group wurde mit dem Nachhaltigkeitspreis 2025 ausgezeichnet. Die Auszeichnung wurde von den italienischen Tageszeitungen Corriere della Sera und Buone Notizie...

Anlagen Auszeichnung Elektrifizierung Elektrostahlwerk Energie Energieeffizienz Essen EU Gesellschaft HZ Industrie ING Innovation Investition Italien Kooperation Kreislaufwirtschaft Nachhaltigkeit Produktion Produktionsprozess Stahl Stahlwerk Strategie Tageszeitung Transformation Umwelt Unternehmen Wirtschaft Zahlen
Mehr erfahren
Primetals Technologies installiert bei Jindal Stainless in Indien ein neues AOD-Konverterstahlwerk und eine Stranggießanlage
27.03.2025

Jindal Stainless vergibt Endabnahmezertifkat

Der Edelstahlhersteller Jindal Stainless Ltd. (JSL) erteilte Primetals Technologies das Endabnahmezertifikat (FAC) für eine neue Edelstahl-Produktionslinie am Standort Ja...

Anlagen Anpassung Antrieb Automatisierung Betonstahl Blech Bleche Bramme Coils Draht Edelstahl Endabnahme Energie Entstaubung EU HZ IBU Indien ING Instandhaltung KI Konverter Ltd Ltd. Modernisierung Optimierung Pfannenofen Primetals Produktion Prozessautomatisierung Prozessgase Prozessoptimierung Prozesssteuerung Reduktionsmittel Stahl Stahlerzeugung Steuerung Unternehmen USA Zertifikat
Mehr erfahren
Dr. Jan Schmidt, Vorsitzender bauforumstahl e.V.
26.03.2025

bauforumstahl fordert Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit

Mit den Koalitionsverhandlungen der einer möglichen schwarz-roten Bundesregierung gibt es erste positive Signale, doch es braucht klare und verlässliche Maßnahmen, um die...

Bauindustrie Baustoffe Bund Deutschland Energie EU Finanzierung Handel HZ IBU Industrie ING Innovation Investition Klima Klimaziel Klimaziele Modernisierung Nachhaltigkeit Politik Produktion Produktionsprozess Schienen Stahl Stahlbau Stahlindustrie Stahlproduktion Strategie TEMA Transformation Unternehmen Wasserstoff Wasserstofftechnologie Wettbewerb Wettbewerbsfähigkeit Wirtschaft Wirtschaftsstandort
Mehr erfahren
Auf der Messe Coiltech wird thyssenkrupp Steel das CO2-reduzierte bluemint® Hochleistungs-Elektroband vorstellen
26.03.2025

thyssenkrupp Steel stellt neues Hochleistungs-Elektroband vor

thyssenkrupp Steel stellt CO₂-reduziertes Hochleistungs-Elektroband vor, das sich durch einen sehr niedrigen Ummagnetisierungsverlust und eine hohe mechanische Festigkeit...

Automobil BMW Bund CO2 Elektroband Energie Entwicklung Essen EU Forschung Forschungsprojekt HZ Industrie ING Innovation KI Klima Klimaschutz LED Lehrstuhl Messe Produktion Produktionsprozess RWTH RWTH Aachen Stahl Studie Thyssenkrupp Steel Europe Thyssenkrupp Steel Europe AG Transformation Umwelt USA Veranstaltung Werkstoff Werkstoffe Wirtschaft Zusammenarbeit
Mehr erfahren