Wirtschaft
Prof. Guido Bünstorf, Prof. Friederike Welter, Prof. Till Requate, Prof. Carolin Häussler, Bundeskanzler Olaf Scholz, Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger, Prof. Uwe Cantner, Prof. Irene Bertschek (v.l.) - Photo:  David Ausserdorfer
22.02.2023

Zeitenwende auch in der Innovationspolitik notwendig

Die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) hat ihr aktuelles Gutachten zur Forschung, Innovation und technologischen Leistungsfähigkeit am 15. Februar 2023 an den deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz übergeben. Im Schatten des Ukrainekrieges, der der Bundesregierung große sicherheitspolitische Herausforderungen abverlangt, dürfen laut EFI die Bewältigung der großen Transformationen, wie Dekarbonisierung und Digitalisierung, nicht auf der Strecke bleiben. Die Kommission mahnt an, dass die Bundesregierung, die nun seit über einem Jahr im Amt ist, trotz der wenige Tage zuvor verabschiedeten Zukunftsstrategie Forschung und Innovation zu wenig vorangekommen ist.

Um dem in der Zukunftsstrategie ausgeführten Bedarf an zahlreichen technologischen und sozialen Innovationen wirkungsvoll zu begegnen, müssten vielfältige Maßnahmen aus verschiedenen Politikfeldern zusammenwirken. Jedoch sind die aktuellen innovations- und transformationsbezogenen Strategien der unterschiedlichen Ressorts kaum miteinander verzahnt und abgestimmt.

„Die Rahmenbedingungen für Innovationen sind denkbar schlecht“, erklärt der Vorsitzende der Expertenkommission, Professor Uwe Cantner von der Universität Jena.

In diesem Zusammenhang fordert die Expertenkommission unter anderem, das Projektträgersystem zu reformieren. So ist eine missionsbezogene Bündelung von Forschungs- und Innovationsprogrammen bei den Projektträgern und eine stärker ergebnisorientierte Steuerung der Fördermittelverwendung angeraten. „Den Projektträgern sollten zudem mehr Spielräume bei der Umsetzung von Maßnahmen gewährt werden“, heißt es deutlich in dem Papier.

Das befürwortet der Hauptgeschäftsführer der AiF - Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigung „Otto von Guericke“ e.V. Professor Michael Bruno Klein und betont:
„Gerade die AiF mit ihren 100 branchen- und querschnittsthemenbezogenen Forschungsvereinigungen kann im Sinne einer modernen Projektagentur flexibel agieren. Unser AiF-Gutachtersystem – hunderte unabhängige Gutachterinnen und Gutachter paritätisch aus Wirtschaft und Wissenschaft – und insbesondere unsere innovativen Vernetzungs- und Transferinstrumente, wie die Forschungs- und Transferallianzen und das AiF InnovatorsNet, garantieren die Förderung von Projekten mit Relevanz und branchenübergreifender Breitenwirkung, Zugänge und effiziente Agilität.

Auch erleben wir seit Jahren einen deutlichen Zuwachs von Projekten zu Rohstoff- und Energieeinsparungen, Nutzung von Wasserstoff, Energiewende, Digitalisierung bis hin zur Kreislaufwirtschaft. Dies bezeugt eindrücklich, dass im System der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) und AiF die Transformation mit Nachdruck und Geschwindigkeit angegangen wird.

Diese Projekte machen den Transformationsprozess in der Wirtschaft direkt ‚anfassbar‘ und die so gewonnene Erfahrung und Kompetenz bringen wir zukünftig verstärkt ein, um die notwendige Transformation im Mittelstand noch weiter zu beschleunigen."

Die EFI-Forderung nach einem neuen, agilen Politikstil und einer dazu passenden Governance-Struktur greift Klein mit dem Hinweis auf, dass die AiF dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) einen Mittelstands-Pakt für Wasserstoff als Baustein eines Mittelstands-Pakts für Transformation vorgeschlagen habe.

„Die AiF wandelt sich von einem soliden Programmverwalter zu einem aktiven Gestalter und bringt sich daher engagiert in den BMWK-Aktionsplan ‚Mittelstand, Klimaschutz und Transformation‘ sowie in den Aufbau der Deutschen Agentur für Transfer und Innovation (DATI) ein“, erklärt der AiF- Hauptgeschäftsführer.

„Nicht zuletzt bietet die Zusammenarbeit von jungen Forschenden mit Forschungsvereinigungen und Unternehmen im Rahmen der AiF einen Weg, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Immer wieder wechseln sie nach der Forschungskooperation von der Hochschule in ein Unternehmen.“

Cantner fordert auch in der Innovationspolitik eine Zeitenwende:
„Nur auf diese Weise wird sich in Wirtschaft und Gesellschaft eine Aufbruchsstimmung erzeugen lassen, die für die Umsetzung der Transformationen enorm wichtig ist“, so Cantner weiter.

Die EFI empfiehlt, einen ständigen Zukunftsausschuss einzurichten. Er sollte Ziele zu innovations- sowie transformationsbezogenen Themen abstimmen sowie einschlägige Strategien – etwa die Zukunftsstrategie Forschung und Innovation, die Digitalstrategie und die Start-up-Strategie – koordinieren und festzulegen.

Dieser Ausschuss müsste im Bundeskanzleramt verankert und von dessen Chef geleitet werden. Auf diese Weise komme den Transformationen höchste politische Priorität zu. Um eine hohe Verbindlichkeit zu schaffen, sollte er dem Bundeskabinett sowie dem Parlament regelmäßig und ergebnisorientiert Rechenschaft ablegen.

(Quelle: AiF e.V.)

Schlagworte

BMWBundDekarbonisierungDigitalisierungEinsparungEnergieEnergiewendeErgebnisEssenEUForschungGesellschaftIndustrieINGInnovationKlimaKlimaschutzKooperationKreislaufwirtschaftOlaf ScholzPolitikSteuerungStrategieTEMATransformationTransformationsprozessUnternehmenUSAWasserstoffWirtschaftZusammenarbeit

Verwandte Artikel

Dr. Claudia Conrads derzeit Hauptgeschäftsführerin der BDSV
25.04.2025

Dr. Claudia Conrads verlässt die BDSV

Die Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen e. V. (BDSV) gibt bekannt, dass die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Hauptgeschäftsführer...

BDSV Bund DSV EU ING KI Recycling Stahl Unternehmen USA Vorstand Zusammenarbeit
Mehr erfahren
Die Automatisierungssysteme und die neueste Netzwerktechnologie von SMS verbessern die Datenkommunikation, erhöhen die Steuerungsgeschwindigkeit und optimieren die Diagnosemöglichkeiten.
24.04.2025

AM/NS Calvert beauftragt SMS group mit Modernisierung

AM/NS Calvert hat SMS group mit der Modernisierung der Automatisierungssteuerung seiner Warmbandstraße in Calvert, Alabama, USA beauftragt. Die Inbetriebnahme erfolgt sch...

Anlagen Automation Automatisierung Automobil Bandstraße Digitalisierung Entwicklung EU Flachstahl IBU Inc. Industrie ING Modernisierung Produktion Sensoren Service SMS SMS group Software Stahl Steuerung USA Warmband Warmbandstraße Wettbewerb Zusammenarbeit
Mehr erfahren
23.04.2025

British Steel wird Hochöfen weiter betreiben

Nach der Sicherung der Rohstoffversorgung für seine Hochöfen hat British Steel bestätigt, dass die laufende Konsultation zu Entlassungen beendet wird.

EU Hochofen ING Produktion Rohstoffe Stahl Stahlproduktion Unternehmen USA Walzwerk
Mehr erfahren
Der Hafen von Antwerpen-Brügge möchte eine wichtige Wasserstoff-Drehscheibe für Europa zu werden.
22.04.2025

Austausch zur Transformation der Stahlindustrie

Die Veranstaltung von Swiss Steel Group und Dirostahl thematisierte dabei u.a. den Ausbau der europäischen Wasserstoff-Infrastruktur. So gab ein Vertreter des Hafens Antw...

Bund Edelstahl Emissionen Energie Essen EU Getriebe Green Steel Industrie ING KI Klima Klimaziel Klimaziele Nachhaltigkeit Partnerschaft Produktion Stahl Stahlwerk Strategie Swiss Steel Group TEMA Transformation Unternehmen Veranstaltung Vertrieb Wasserstoff Wirtschaft
Mehr erfahren
Primetals Technologies modernisierte die Basis- und Prozessautomatisierung im 3,8-Meter- Grobblechwalzwerk der Angang Ltd.
17.04.2025

Angang erteilt Endabnahmezertifikat für Grobblechwalzwerk

Die Angang Ltd. hatte die Modernisierung des Grobblechwalzwerks in Bayuquan, Provinz Liaoning, China, an Primetals Technologies vergeben. Es wurde ein umfassendes Automat...

Automatisierung Blech Bleche China Endabnahme EU Grobblech ING Ltd Ltd. Modernisierung Primetals Produktion Prozessautomatisierung Schienen Spezialstahl Stahl Unternehmen Walzwerk Zertifikat
Mehr erfahren