Wirtschaft
Holger Ade, Leiter Industrie- und Energiepolitik beim Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung, - Foto: WSM
05.06.2024

WSM fordert bessere Standortbedingungen

Die Produktion geht zurück und Aufträge fehlen. Störfaktoren und Investitionsbremsen sind u. a. Energiekosten und Bürokratievorgaben. Das Dilemma ist hausgemacht, der WSM fordert schnell bessere Standortbedingungen. 

Holger Ade, Leiter Industrie- und Energiepolitik beim Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung, erklärt:
„Laut ifo-Umfrage spüren 44 Prozent der Unternehmen in unserer Branche Rückgänge. Während unsere Wachstumsraten in der Stahl- und Metallverarbeitung 2023 wieder um 3,1 Prozent sanken, stiegen sie in der Türkei um 10,2 Prozent an. Und auch Frankreich lag leicht im Plus.“

Deutschland im Ländervergleich: zu teuer, zu lahm, zu marode

Woanders läuft es runder: In Frankreich zahlt die Industrie aktuell 13,84 Cent für Strom, in den USA nur 7,1 Cent. Bei uns sind es fast 18 Cent. Zudem kostet die hiesige Bürokratie zu viel Zeit: Deutschland rangiert bei der Verwaltungsdigitalisierung für die Wirtschaft im EU-Vergleich auf Rang 18 – dies zeigte eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln im letzten Jahr.

Der bürokratische Aufwand für eine A1-Bescheinigung verschlingt laut Prognos gut 10 Euro, in Österreich und Frankreich sind es nur rund 7 Euro. Auch die Zeche für infrastrukturelle „Sparmaßnahmen“ zahlt die Industrie. Mit 2,10 bis 2,69 Prozent des BIP investiert Deutschland hier seit Jahren zu wenig – EU-weit liegt der Invest laut Statista bei durchschnittlich 3,25 Prozent.

Die WSM-Kampagne „Wir. Formen. Fortschritt“ zeichnet auf ihren Social-Media-Kanälen aktuell weitere Ländervergleiche auf, bei denen Deutschland schlecht abschneidet. Der Standort ist teuer, lahm, marode und zu wenig industrieinteressiert. Die Folge: Unternehmen investieren weniger oder woanders.

Nachfrageschwäche aus dem Maschinenbau: Indiz für fehlende Investitionen

Holger Ade unterstreicht:
„Unsere WSM-Unternehmen leiden unter der Nachfrageschwäche aus dem Maschinenbau. Sie ist ein Indiz dafür, dass dieser Sektor weniger investiert.“

Im März gab es in der Stahl- und Metallverarbeitung – anders als in anderen Produktionsbereichen – zwar ein 9-prozentiges Produktionsplus gegenüber Februar. Dennoch ist auch hier die Produktion im Vergleich zum Vorjahr um knapp 6 Prozent gesunken.

Problemlöser: stabile Energiepreise und dauerhaft niedrigere Netzentgelte

Dringende Aufgabe der Politik sei es, bessere Rahmenbedingungen zu schaffen, so der Verband. Ganz oben auf der To-do-Liste stehen für den WSM langfristig wettbewerbsfähige Energiepreise statt temporärer Entlastungen.

Hauptgeschäftsführer Christian Vietmeyer:
„Vorübergehende Preisbremsen und Stromsteuersenkungen sind keine Problemlöser. Problemlöser sind stabile Preise und dauerhaft niedrigere Netzentgelte. Nur so können Unternehmen langfristig und verlässlich planen.“

Problemlöser: Bürokratie entschlacken und vereinfachen

Auch die zweite Investitionsbremse ist hausgemacht: das lähmende Bürokratiemonster mit Papierkrieg, unkomfortablen Abläufen, teuren und langwierigen Genehmigungsverfahren.

WSM-Hauptgeschäftsführer Christian Vietmeyer, schließt:
„Die Politik muss Vorgaben und Regularien entschlacken und vereinfachen. Dann fassen Unternehmen wieder Mut zu investieren. Die aktuelle Industriepolitik gefährdet das ganze Land. Wir sind eine produzierende Nation ohne ausreichend Alternativen.“

(Quelle: WSM - Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung)

Schlagworte

DeutschlandDigitalisierungEnergieEUFrankreichIndustrieINGInvestitionMaschinenbauMetallverarbeitungPolitikProduktionSchlackeStahlStudieUnternehmenUSAWettbewerbWirtschaft

Verwandte Artikel

Der Hafen von Antwerpen-Brügge möchte eine wichtige Wasserstoff-Drehscheibe für Europa zu werden.
22.04.2025

Austausch zur Transformation der Stahlindustrie

Die Veranstaltung von Swiss Steel Group und Dirostahl thematisierte dabei u.a. den Ausbau der europäischen Wasserstoff-Infrastruktur. So gab ein Vertreter des Hafens Antw...

Bund Edelstahl Emissionen Energie Essen EU Getriebe Green Steel Industrie ING KI Klima Klimaziel Klimaziele Nachhaltigkeit Partnerschaft Produktion Stahl Stahlwerk Strategie Swiss Steel Group TEMA Transformation Unternehmen Veranstaltung Vertrieb Wasserstoff Wirtschaft
Mehr erfahren
Primetals Technologies modernisierte die Basis- und Prozessautomatisierung im 3,8-Meter- Grobblechwalzwerk der Angang Ltd.
17.04.2025

Angang erteilt Endabnahmezertifikat für Grobblechwalzwerk

Die Angang Ltd. hatte die Modernisierung des Grobblechwalzwerks in Bayuquan, Provinz Liaoning, China, an Primetals Technologies vergeben. Es wurde ein umfassendes Automat...

Automatisierung Blech Bleche China Endabnahme EU Grobblech ING Ltd Ltd. Modernisierung Primetals Produktion Prozessautomatisierung Schienen Spezialstahl Stahl Unternehmen Walzwerk Zertifikat
Mehr erfahren
Produktion bei Mannesmann Großrohr
17.04.2025

Salzgitter AG liefert Rohre für Wasserversorgung nach Angola

Die Mannesmann Grossrohr GmbH und die Mannesmann Line Pipe GmbH übernehmen die Produktion Salzgitter und Hamm. Die Lieferung umfasst rund 50.000 Tonnen spiralgeschweißter...

DSV EU Gesellschaft Handel ING Lieferung Messe Produktion Rohre Salzgitter Mannesmann International GmbH Stahl Stahlrohre Unternehmen Vorstand
Mehr erfahren
Für den Heavy-Duty-Einsatz in der Kokerei der HKM sind Trommel und Mischwerk dieses Pflugschar®-Mischers Typ KM 25000 DW von Lödige Maschinenbau mit einem umfangreichen Verschleißschutz ausgerüstet.
16.04.2025

Intensiv-Mischer für Kohleaufbereitung bei HKM im Einsatz

In der Kokerei der Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM) ist ein kontinuierlich arbeitender Intensiv-Mischer von Lödige Maschinenbau im Einsatz. Die Maschine vom Typ KM 2500...

Aluminium Anlagen Blech Duisburg Essen EU HKM HZ Industrie ING KME Kokerei Koks Konstruktion Lieferung Maschinenbau Messe Patent Produktion Schade Stahl Technik Transport
Mehr erfahren
Vertreter von JUSL und Primetals Technologies bei der Vertragsunterzeichnung.
15.04.2025

Primetals modernisiert Warmbandwerk in Indien

Ziel ist die Produktionserhöhung und eine Verbesserung der Produktqualität bei Jindal United Steel Limited (JUSL). Unter anderem wird eine neue Coilbox und eine neue Grob...

Anpassung Automatisierung Automobil Blech Bleche Edelstahl Energie EU Grobblech Indien Industrie ING Kühlbett Modernisierung Pipelinebau Produktion Stahl Walzen Walzwerk Warmband
Mehr erfahren