Der Weltstahlverband worldsteel prognostiziert in seinem aktuellen Konjunkturausblick für das noch laufende Jahr einen Anstieg des globalen Marktvolumens von 1,8 Prozent. Für die gesamte Europäischen Union dagegen einen Rückgang von 5,1 Prozent.
Noch deutlicher fällt die für Deutschland erwartete Abwärtsentwicklung aus: Hier wird ein Schrumpfen des Marktvolumens um 10 Prozent vorausgesagt – und das nach einem Rückgang um 9 Prozent im Vorjahr. Und während worldsteel weltweit auch für das kommende Jahr einen Anstieg der globalen Stahlnachfrage um 1,9 Prozent erwartet, bleibt in Deutschland die konjunkturelle Lage auch im kommenden Jahr herausfordernd.
In die gleiche Richtung zeigt die aktuelle Statistik der Wirtschaftsvereinigung Stahl zur Rohstahlproduktion in Deutschland. So ging die Menge an Elektrostahl von Januar bis September gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 12 Prozent zurück. Dies macht deutlich, wie stark gerade die stromintensive, aber heute schon relativ CO2-arme Elektrostahlherstellung von den anhaltend hohen Kosten für Elektrizität betroffen ist.
Kerstin Maria Rippel, Hauptgeschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Stahl, kommentiert:
„Die Stahlnachfrage in der EU ist weiter im Rückwärtsgang und Deutschland dabei absolutes Schlusslicht. In Kombination mit den im internationalen Vergleich über Monate hinweg nicht wettbewerbsfähigen Energiekosten ist diese Entwicklung toxisch.
Die ohnehin schwierigen Standortbedingungen für die Stahlproduktion in Deutschland verschärfen sich weiter, ausgerechnet die Elektrostahlunternehmen, die schon heute relativ klimafreundlich Stahl herstellen können, müssen Kurzarbeit anmelden und können die Öfen nur noch nachts oder am Wochenende laufen lassen.
Politische Entscheidungen zur gezielten Entlastung unserer stromintensiven Industrie müssen jetzt getroffen werden! Denn insbesondere die Stahlindustrie spielt nicht nur bei der Dekarbonisierung unseres Landes eine Schlüsselrolle, sie ist auch Basis unseres gegenwärtigen und künftigen Wohlstandes!”
Dr. Martin Theuringer, Chefvolkswirt & Geschäftsführer der Wirtschaftsvereinigung Stahl, erläutert:
„In dem gerade veröffentlichten globalen Konjunkturausblick von worldsteel nimmt Deutschland eine besorgniserregende Sonderstellung ein: Der Einbruch fällt hierzulande in diesem Jahr in Folge von hohen Energiepreisen und steigenden Zinsen größer aus als im Rest der EU und steht im Kontrast zu einer relativ stabilen Entwicklung der Nachfrage in den anderen Regionen außerhalb von Europa.
Hinzu kommen die Belastungen aus den Vorjahren, insbesondere die Corona-Krise. Seit 2017 hat der deutsche Stahlmarkt knapp 30 Prozent an Tonnage eingebüßt. Mit einer Marktversorgung von voraussichtlich rund 29 Millionen Tonnen wird 2023 zum ersten Mal seit 2009 wieder die 30 Millionen Tonnen-Grenze unterschritten. Und auch im kommenden Jahr bleibt die Stahlnachfrage mit einem Volumen von rund 32 Millionen Tonnen auf einem niedrigen Level.”
(Quelle: Wirtschaftsvereinigung Stahl)
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