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Die neue Anlage am Standort Dillingen - Bild: SHS – Stahl-Holding-Saar
11.10.2024

SHS bestellt Anlagen für CO₂-reduzierte Produktion

Stahl-Holding-Saar Gruppe (SHS-Gruppe) mit ihren Beteiligungen Dillinger, Saarstahl und ROGESA vergibt die entscheidenden Aufträge für die Direktreduktionsanlage (DRI) und die beiden Elektrolichtbogenöfen (EAF).

Nach den Förderzusagen durch Bund und Land für das größte europäische Dekarbonisierungsprojekt, ist die Bestellung der zentralen Aggregate ein wesentlicher Meilenstein auf dem Weg zur „grünen“ Zukunft der saarländischen Stahlindustrie. Die Direktreduktionsanlage wird die beiden Produktionsstandorte Dillingen und Völklingen mit reduzierten Eisenpellets versorgen.

Die Anlage am Standort Dillingen verfügt über eine jährliche Produktionskapazität von rund 2 Mio. Tonnen direktreduziertem Eisen und basiert auf der innovativen Midrex-Flex-Technologie, die die Flexibilität bietet, mit unterschiedlichen Mischungsverhältnissen von Erdgas und Wasserstoff zu arbeiten.

Mit der Errichtung werden die Anlagenbauer Primetals Technologies, Midrex Technologies Inc. und die DSD Steel Group beauftragt.

Ziel: 70 % der Gesamtkapazität auf CO2-reduzierte Produktion umgestellen

Neben der DRI-Anlage wurden auch die Aufträge für die Elektrolichtbogenöfen (EAF) für Dillinger und Saarstahl vergeben. In diesen Anlagen entsteht aus den in der DRI-Anlage produzierten Eisenpellets unter Beifügung von Schrott CO2-reduzierter Stahl.

Der EAF für den Grobblechhersteller Dillinger wird ebenfalls von Primetals Technologies und DSD Steel Group errichtet.

Für den EAF des Walzdraht- und Stabherstellers Saarstahl fiel die Wahl auf die SMS group. Die DRI-Anlage und die beiden Elektrolichtbogenöfen sind die Kernaggregate des Dekarbonisierungsprojekts von Saarstahl, Dillinger und ROGESA und verfügen über eine Produktionskapazität von 3,5 Mio. Tonnen Rohstahl pro Jahr. Hiermit stellt die SHS-Gruppe in nur einem Schritt 70 % ihrer Gesamtkapazität auf eine CO2-reduzierte Produktion um.

Unter Verwendung von ersten Wasserstoffmengen und Stahlschrott ermöglichen die Anlagen eine Reduktion der CO2-Emissionen um bis zu 55 % bis Anfang der 30er Jahre. Dies entspricht einer jährlichen Einsparung von 4,8 Mio. Tonnen CO2.

Damit sind diese saarländischen Stahlhersteller die einzigen Unternehmen, die bereits im ersten Schritt das EU-Klimaziel „Fit for 55“ bis 2030 erreichen können, wenn die entsprechende Infrastruktur und Wirtschaftlichkeit gegeben sind.

Bild: SHS - Stahl-Holding-Saar
Das Power4Steel-Team Bild: SHS - Stahl-Holding-Saar
Die Inbetriebnahme ist für 2028/29 vorgesehen

Aufgrund der Komplexität der Anlagenkonfiguration sowie der weiteren Infrastruktur hat die SHS-Gruppe umfangreiche Vorplanungen für Power4Steel durchgeführt. So konnte bereits in der Planung ein enormer Reifegrad im Projekt erreicht werden, um eine möglichst reibungslose Bauphase vorzubereiten. Die Inbetriebnahme ist für 2028/29 vorgesehen.

Die Gesamtinvestitionssumme für den Umbau auf eine „grüne“ Stahlproduktion inkl. Umfeldgestaltung, Infrastruktur- und Logistikmaßnahmen beträgt rund 4,6 Mrd. Euro. Für dieses zukunftsweisende Projekt erhalten die Unternehmen eine Förderung von Bund und Land in Höhe von 2,6 Mrd. Euro, die Restfinanzierung liegt bei den Unternehmen selbst.

Mit den Vergaben verfolgen Dillinger, Saarstahl und ROGESA konsequent das Ziel einer klimaverantwortlichen Produktion im Saarland. Damit legen sie zugleich das Fundament für eine künftige Wasserstoffwirtschaft in der Großregion und sichern damit die Zukunft des Industriestandorts.

Rückendeckung durch Politik wird benötigt

Stefan Rauber, Vorstandsvorsitzender Aktien-Gesellschaft der Dillinger Hüttenwerke und Saarstahl AG:
„Der heutige Tag markiert einen entscheidenden Meilenstein für unser Dekarbonisierungsprojekt. Wir sind froh, dabei starke Partner an unserer Seite zu haben. Wir schreiben Geschichte, um so Zukunft zu machen. Unseren Kunden bei Dillinger und Saarstahl werden wir ein qualitativ hochwertiges Portfolio an CO2-reduziertem Stahl anbieten und insgesamt zum Vorreiter der Dekarbonisierung in Europa werden.

Hierfür benötigen wir allerdings die unumstößliche Rückendeckung und Unterstützung der Politik. Wir bekennen uns klar zum Klimaschutz, zum Standort Deutschland und zum Standort Saarland. Wir erwarten daher auf allen Ebenen eine aktive Industriepolitik, die die energieintensiven Unternehmen in Deutschland unterstützt und international wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen schafft.

Denn: Industrie, die in Europa und in Deutschland deutlich teurer produzieren muss, darf nicht darunter leiden, dass sie dem Standort die Treue hält; wer in Deutschland investiert, Innovationen umsetzt und Arbeitsplätze sichert, muss auch von Deutschland unterstützt werden.“

Die Zukunft auf den Weg bringen

Markus Lauer, Vorstand für Finanzen und Einkauf Aktien-Gesellschaft der Dillinger Hüttenwerke und Saarstahl AG:
„Nach der Förderzusage über 2,6 Milliarden Euro durch Bund und Land vor noch nicht einmal einem Jahr, nimmt Power4Steel mit der Bestellung der Kernaggregate konkrete Formen an. Damit setzen wir die Förderung planmäßig um und investieren selbst erhebliche Summen in den Klimaschutz wie auch in die Sicherung unserer Wettbewerbsfähigkeit.

In diesem Projekt sehen wir die erfolgreiche Zukunft für unser Unternehmen, die Mitarbeitenden, die Region, die Umwelt und die nächsten Generationen. Und natürlich für unsere Kunden, die nun auf hochinnovative, klimafreundliche Stahlprodukte in der bewährten Qualität aus dem Saarland setzen dürfen.“

Dr. Peter Maagh, Vorstand Technik Aktien-Gesellschaft der Dillinger Hüttenwerke und Saarstahl AG:
„Mit der heutigen Vergabe starten wir einen Produktionsumbau, der seinesgleichen sucht: 70 % unserer Kapazitäten werden nunmehr auf eine CO2-reduzierte Stahlherstellung transformiert. Die Partnerschaft mit Primetals Technologies, DSD, Midrex und SMS ist dabei ein wichtiger Baustein auf unserem Weg zur klimafreundlichen Stahlproduktion in Deutschland.

Wir sind überzeugt davon, dass wir Power4Steel mit diesen erfahrenen und verlässlichen Partnern planmäßig umsetzen können.“

Bild: SHS - Stahl-Holding-Saar
Die SHS – Stahl-Holding-Saar verkündet den nächsten Meilenstein der Transformation Bild: SHS - Stahl-Holding-Saar
Mitgestaltung der Transformation erfüllt Partner mit Stolz

Andreas Viehböck, Head of Upstream Technologies bei Primetals Technologies:
„Die Umstellung auf eine „grüne“ Stahlproduktion wird nicht über Nacht erfolgen, wir haben es hier mit einem stufenweisen Prozess in Richtung CO2-Neutralität zu tun. Mit dieser Investition sind Dillinger und ROGESA bereit, ihre mittel- bis langfristigen Dekarbonisierungsziele zu erreichen.

Die Lösungen von Primetals Technologies und Midrex ermöglicht ihnen, den Einsatz von Wasserstoff sukzessive zu erhöhen, angepasst an eine sich verändernde Energielandschaft. Wir freuen uns sehr, sie bei diesen Anstrengungen und darüber hinaus zu unterstützen.“

Claude M. Pirson, DSD Steel Group, Aufsichtsrat DSD Steel Group:
„DSD freut sich sehr, ein Teil der „Green Steel“-Transformationsprojekte der SHS-Gruppe am Standort Dillingen zu sein. Die Tatsache, dass wir als saarländisches Unternehmen an der Überleitung von der traditionsreichen Stahlerzeugung mit Hochöfen nun hin zur CO2-reduzierten Stahlproduktion mitwirken dürfen und damit auch den Industriestandort Saarland zukunftsfähig machen, erfüllt uns mit Stolz.“

Langjährige Partnerschaften werden gestärkt

Jochen Burg, CEO SMS group:
„Wir sind stolz darauf, mit diesem Großprojekt von Saarstahl als Unternehmen der SHS – Stahl-Holding-Saar-Gruppe (SHS Gruppe) eine Schlüsselrolle bei der europäischen Grünstahl-Transformation zu spielen. Dieses Projekt unterstreicht die langjährige Partnerschaft zwischen der SHS und der SMS group.

Mit einer installierten Leistung von 300 MVA ist der neue EAF der größte, den die SMS group jemals gebaut hat, und markiert einen neuen Meilenstein für eine CO2-neutrale Zukunft der Stahlindustrie in Europa.”

K. C. Woody, Präsident und CEO von Midrex Technologies Inc.:
„Die Entscheidung für die MIDREX-Flex-Technologie ermöglicht Dillinger und ROGESA, die Umstellung auf eine wasserstoffbasierte Eisenherstellung in einem Tempo zu vollziehen, das mit der Verfügbarkeit einer ausreichenden Gasversorgung übereinstimmt, und gleichzeitig seine derzeitigen CO2-Emissionen erheblich zu reduzieren.

Die DRI-basierte Stahlerzeugung bietet einen Weg in eine nachhaltige Zukunft, sowohl in wirtschaftlicher als auch in ökologischer Hinsicht, und unsere Technologielösungen bieten die Flexibilität und Leistung, um Versprechen in Erfolge umzusetzen.“

(Quelle: SHS – Stahl-Holding-Saar)

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