Trendthema
Gilles Le Van (Air Liquide), Thomas Perterer (Lhoist), NRW-Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur und Dr. Arnd Köfler (thyssenkrupp Steel) vor den Öfen von Europas größtem Kalkwerk in Wülfrath (v.l.) - Photo: thyssenkrupp
17.02.2023

Grüner Kalk aus Wülfrath für grünen Stahl in Duisburg

Größter deutscher Kalkhersteller will klimaneutralen Kalk liefern

Der Kalkhersteller Lhoist Germany möchte schon in wenigen Jahren rund eine Million Tonnen CO2 vermeiden, um die Produktion grünen Stahls mit klimaneutralem Kalk zu unterstützen. Zusammen mit dem Industriegaseunternehmen Air Liquide arbeitet Lhoist am Plan einer großindustriellen Anlage zur Abscheidung des bei der Kalkproduktion entstehenden CO2. Für thyssenkrupp Steel ist grüner Kalk ein weiterer wichtiger Baustein bei der Transformation von Europas größtem Stahlstandort in Duisburg. Die drei Unternehmen stellten das Projekt heute der NRW-Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur in Wülfrath vor.

Thomas Perterer, Geschäftsführer von Lhoist Germany, sagte:
„Ich freue mich, dass wir gemeinsam mit unseren Partnern Air Liquide und thyssenkrupp Steel eng zusammenarbeiten, um die Transformation des Stahlstandorts Duisburg voranzutreiben. Das gelingt uns nur im Schulterschluss aus Industrie, Politik und Gesellschaft. Denn ebenso wie für Wasserstoff müssen wir eine CO2-Infrastruktur schaffen und Lösungen für unvermeidbare Emissionen entwickeln. Damit können wir den Industriestandort NRW enkelsicher in die Zukunft führen.“

Kalk wird in zahlreichen industriellen Wertschöpfungsketten benötigt. Bei der Stahlherstellung sind Kalkprodukte unverzichtbar, um störende Begleitelemente aus dem Roheisen zu entfernen und in der kalkstämmigen Konverterschlacke zu binden. Die Herstellung grünen Stahls setzt somit grünen Kalk voraus. Eine besondere Herausforderung, da bei der Kalkproduktion CO2-Emissionen entstehen, die unvermeidbar sind. Diese Emissionen sollen in Zukunft abgeschieden und industriell weiterverwertet oder gespeichert werden.

Dr. Arnd Köfler, Chief Technology Officer bei thyssenkrupp Steel:
„Wir setzen mit dem Bau unserer ersten wasserstoffbasierten DR-Anlage einen Meilenstein für die direkte Vermeidung von 3,5 Millionen Tonnen CO2. Und auch die Dekarbonisierung der gesamten Lieferkette Stahl macht Fortschritte. Dieses Projekt hier am größten europäischen Kalkstandort ist ein perfektes Beispiel dafür. Ich freue mich, dass wir mit Lhoist einen Lieferanten in langjähriger Partnerschaft haben, der mit diesem ambitionierten Vorhaben vorangeht und die Transformation unterstützt.“

Erst kürzlich haben thyssenkrupp Steel und Air Liquide die Fertigstellung der ersten Pipeline zur Versorgung von Deutschlands größtem Stahlwerk mit Wasserstoff aus erneuerbaren Energien verkündet. Für die weitere Dekarbonisierung der Industrie sei aber auch der parallele Aufbau einer tragfähigen CO2-Infrastruktur unabdingbar, sagte Gilles Le Van, Vice President Large Industries und Energy Transition für Air Liquide Central Europe:
„Unvermeidbare CO2-Emissionen aus der Kalkherstellung können mit unserer Technologie abgeschieden und dann sicher transportiert, wiederverwendet oder gespeichert werden. Dafür müssen wir aber bereits heute den Aufbau einer CO2-Infrastruktur angehen. Je entschlossener wir jetzt handeln, desto schneller erreichen wir auch effektiven Klimaschutz in der Industrie.“

Klimaschutz in der Industrie ist das Kernthema von Mona Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen. Erst im Dezember hatte die Ministerin federführend für die nordrhein-westfälische Landesregierung den „Industriepakt für Klimaneutralität und Wettbewerbsfähigkeit“ mit rund 20 Industrieunternehmen sowie 11 Branchen- und Technologieverbänden geschlossen, darunter auch Lhoist. Der Besuch der Ministerin in Europas größtem Kalkwerk in Wülfrath-Flandersbach stand daher ganz im Zeichen der Frage, wie die industrielle Transformation zur Klimaneutralität in der Praxis funktionieren kann.

Wirtschaftsministerin Mona Neubaur:
Die Kalkindustrie gehört zu einer der wenigen Branchen mit unvermeidbarer CO2-Entstehung, deren Produkte auch in Zukunft unverzichtbar bleiben – nicht nur in der Stahlindustrie. Kalk ist in der Industrie aber auch in der Landwirtschaft und im Umweltschutz allgegenwärtig und kaum ersetzbar. Vor diesem Hintergrund freut es mich umso mehr, dass drei große in NRW ansässige Unternehmen zusammen diese Herausforderung angehen. Der branchenübergreifende Zusammenhalt der Industrie in Nordrhein-Westfalen ist beispielgebend auf dem Weg in eine klimaneutrale Zukunft.“

(Quelle: Lhoist Germany | Rheinkalk GmbH , AIR LIQUIDE Deutschland GmbH, thyssenkrupp Steel Europe AG)

 

Schlagworte

Air LiquideCO2CO2-EmissionenDekarbonisierungDeutschlandDuisburgEmissionenEnergieEUGesellschaftHandelIndustrieINGKlimaKlimaschutzKonverterLhoist GermanyNeubauNRWPartnerschaftPolitikProduktionRoheisenSchlackeStahlStahlherstellungStahlindustrieStahlwerkThyssenthyssenkruppThyssenkrupp Steel EuropeThyssenkrupp Steel Europe AGTransformationTransportUmweltUmweltschutzUnternehmenUSAWasserstoffWasserstoffbasiertWettbewerbWirtschaftWirtschaftsministerZusammenarbeit

Verwandte Artikel

Das neue Spooler-Walzwerk in Riesa im Bau - Stand: 2024
21.01.2025

Feralpi Stahl reduziert kontinuierlich CO₂-Emissionen

Die Emissionswerte wurden in der Umwelterklärung veröffentlicht und gelten für das Stahl- und Walzwerk in Riesa. 2021 lag der Ausstoß bei 88 kg CO₂ kg pro Fertigprodukt....

Deutschland Einsparung Emissionen Energie Energieeffizienz Energiewende Ergebnis ESF Elbe-Stahlwerke Feralpi GmbH EU Industrie ING Investition KI Klima Klimaschutz Kreislaufwirtschaft Luftreinhaltung Materialeffizienz Messung Neubau Produktion Recycling Rohstoffe Schlacke Schmelze Schmelzen Schrott Schrottaufbereitung Stahl Stahlerzeugung Stahlindustrie Stahlwerk Temperatur Umschlag Umwelt Umweltschutz Unternehmen Walzen Walzwerk Werkstoff Wirtschaft Zahlen
Mehr erfahren
21.01.2025

WSM unterstützt den "Wirtschaftswarntag"

Von der aktuellen wirtschaftlichen Lage ist die WSM-Branche mit rund 5.000 Unternehmen betroffen. Rund 50 Verbände und weiteren Branchenvertretern beteiligen sich an dem...

ABB Brandenburg Deutschland Energie EU Industrie Investition Metallverarbeitung Politik Stahl Unternehmen Wirtschaft Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung e.V.
Mehr erfahren
20.01.2025

Swiss Steel führt optimierten Kaltstauchstahl ein

Für diesen Stahl entfällt die Wärmebehandlung. Er weist im Lieferzustand mechanische Werte ähnlich der Festigkeitsklasse 8.8 nach EN ISO 898-1 auf. Swiss Steel bedient so...

Automobil Einsparung Elektrolichtbogenofen Emissionen Energie Ergebnis Essen EU Frank Koch Green Steel Hochofen Industrie ING Innovation Lichtbogenofen Maschinenbau Metallverarbeitung Nachhaltigkeit Produktion Produktionsprozess Schrott Spezialstahl Stahl Stahlindustrie Swiss Steel Group Werkstoff Werkstoffe
Mehr erfahren
Gesamtmetall-Hauptgeschäftsführer Oliver Zander
20.01.2025

Gesamtmetall meldet rückläufige Beschäftigung

Das Vorjahresniveau der Mitarbeiterzahl wurde um 53.200 Beschäftigte bzw. 1,3 Prozent unterschritten. Aus diesem Anlass unterstützt der Verband den "Wirtschaftswarntag" a...

ABB Brandenburg Deutschland Energie EU Industrie Investition Metallverarbeitung Politik Stahl Unternehmen Wirtschaft Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung e.V.
Mehr erfahren
Vorhandene Laminarkühlstrecke in der Warmbandstraße von Colakoğlu
20.01.2025

SMS modernisiert Warmbandstraße bei Colakoğlu

Stahlhersteller Colakoğlu Metalurji, Türkei, hat SMS group mit der Modernisierung der Laminarkühlstrecke und der Haspelanlage in seiner 1.850-Millimeter-Warmbandstraße be...

Antrieb Bagger Bandstraße Bauindustrie Bergbau Blech Bleche Einsparung Ergebnis EU Haspel Haspelanlage IMU Industrie ING Lieferung Messe Modernisierung Partnerschaft Produktion SMS group Stahl Stahlblech Temperatur Türkei Unternehmen Verschleiß Warmband Warmbandstraße
Mehr erfahren