Trendthema
Entladung des Eisenschwamms in Eisenhüttenstadt mit dem DryTainer von Innofreight - Photo: Andreas Berger / Innocube
28.02.2024

Freie Fahrt für Eisenschwamm

Ein kleiner Schritt im Produktionsalltag, ein großer Schritt für die klimaneutrale Stahlherstellung: ArcelorMittal Deutschland hat erfolgreich einen ersten Testwaggon aus Hamburg mit dem Vorprodukt Eisenschwamm (auch bekannt als DRI - Direct Reduced Iron, also direktreduziertes Eisen) für die Produktion der Zukunft im Werk in Eisenhüttenstadt entladen. Damit ist eine Versorgungskette geschaffen, an deren Ende Stahl klimaneutral produziert wird. Der Transport wurde gemeinsam von ArcelorMittal, DB Cargo und Innofreight umgesetzt. Ziel war es, die Entlademöglichkeiten für Eisenschwamm in den Eisenhüttenstädter Anlagen zu analysieren.

In den kommenden Jahren ist geplant, die Stahlherstellung an den beiden Produktionsstandorten Eisenhüttenstadt und Bremen von der kohle- und koksbasierten Erzeugung über Hochofen und Konverter umzustellen auf eine neu zu errichtende Direktreduktionsanlage und drei Elektrolichtbogenöfen. Diese sollen perspektivisch mit grünem Wasserstoff und erneuerbarer Energie betrieben werden, um eine klimaneutrale Produktion zu ermöglichen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte Anfang Februar 2024 eine finanzielle Teilförderung des Milliardenprojekts zugesagt, die von der EU-Kommission bestätigt wurde.

Den Eisenschwamm für die Testfahrt hat ArcelorMittal in der ersten industriellen Anlage dieser Art in seinem Werk in Hamburg mit Hilfe von Erdgas erzeugt. Der Eisenschwamm wurde in speziell entwickelten Containern, sogenannten DryTainern des österreichischen Unternehmens Innofreight, transportiert. Die pyramidenförmigen Stahlbehälter bieten ein optimiertes Transportvolumen für feuchtigkeitsempfindliche Schüttgüter wie Eisenschwamm und können mit standardisierten Tragwagen auf der Schiene transportiert werden.
Pressemitteilung

Der Test ist erfolgreich verlaufen, der Transport hat reibungslos funktioniert – ein weiterer kleiner Schritt auf unserem Weg der Dekarbonisierung. Die Spezialcontainer ermöglichen einen sicheren, umweltfreundlichen Transport und eine zügige Entladung“, kommentiert Dr. Ralf-Peter Bösler, Mitglied der Geschäftsführung bei ArcelorMittal Eisenhüttenstadt und verantwortlich für den Bereich Primärstahlherstellung.

Pierre Timmermans, Vorstand Vertrieb DB Cargo: „DB Cargo und ArcelorMittal verbindet eine langjährige Partnerschaft. Schon heute ist DB Cargo ein wichtiger Bestandteil der Logistik von ArcelorMittal und bietet grüne Lieferketten auf der umweltfreundlichen Schiene – ein wichtiger Beitrag zur CO2-Reduktion bei der Stahlherstellung. Die Stahlindustrie ist auf dem Weg zur grünen Transformation und DB Cargo strebt an, sie dabei im engen Schulterschluss als leistungsfähiger und bevorzugter Partner zu begleiten.“

„Eisenschwamm hat besondere Sicherheits- und Qualitätsanforderungen, die bei der Entwicklung des DryTainers berücksichtigt wurden. Dieser Container bietet die weltweit erste Lösung für einen zuverlässigen Transport auf der Schiene“, erklärt Dr. Richard Schanner, Entwickler des DryTainer-Systems und Senior Engineer & Researcher von Innofreight.

DB Cargo bietet gemeinsam mit Innofreight eine sichere und effiziente Lösung für den Transport von Eisenschwamm auf der umweltfreundlichen Schiene. Schon heute fährt DB Cargo für ArcelorMittal im Erzverkehr die schwersten konventionellen Züge: Jeder Zug, bestehend aus InnoWaggons und MonTainer von Innofreight, befördert 96 Container mit einer Zuladung von 35 Tonnen Eisenerz oder künftig 34,5 Tonnen Eisenschwamm. Bei der Transportumstellung auf den Rohstoff der Zukunft kann DB Cargo also weiterhin etwa dieselbe Nettolast pro Zug befördern. Aufgrund des hohen Eisengehalts bei Eisenschwamm müssen zudem deutlich weniger Güterzüge fahren.

Wenn künftig grüner Strom und grüner Wasserstoff in ausreichenden Mengen und zu wettbewerbsfähigen Preisen in den in Bremen und Eisenhüttenstadt geplanten neuen Anlagen zur Verfügung stehen, wird das Unternehmen Stahl nahezu CO2-frei herstellen können. Im Hamburger Werk ist ebenfalls die Umstellung von Erdgas auf grünen Wasserstoff und Strom aus erneuerbaren Quellen geplant.

Im September 2022 hatte ArcelorMittal mit DB Cargo und Innofreight eine neue Entladeanlage am Standort Eisenhüttenstadt in Betrieb genommen. Diese verarbeitet umweltfreundlich, emissionsarm und automatisiert Rohstoffe für die traditionelle Stahlherstellung und ist bereits auf die Entladung künftiger Einsatzstoffe wie Eisenschwamm vorbereitet.

Der ArcelorMittal-Konzern, weltweit zweitgrößter Stahlhersteller, plant die CO2-Emissionen bis 2030 in Europa um 35 Prozent zu senken und bis 2050 weltweit klimaneutral zu produzieren.

(Quelle: ArcelorMittal / DC Cargo / Innofreight)

Schlagworte

AnlagenArcelorMittalBremenBundCO2CO2-EmissionenContainerDB CargoDekarbonisierungDeutschlandDirektreduktionEinsatzstoffeEisenhüttenstadtEisenschwammEmissionenEnergieEntwicklungErdgasEUEU-KommissionHochofenIBUIndustrieInnofreightKlimaKoksKonverterLieferkettenLogistikPartnerschaftPresseProduktionRohstoffeStahlStahlherstellungStahlindustrieStahlproduktionTransformationTransportUmweltUnternehmenVertriebWasserstoffWettbewerbWirtschaftWirtschaftsminister

Verwandte Artikel

27.03.2025

GravitHy erhält Finanzierung von 60 Millionen Euro

GravitHy, künftiger Produzent von kohlenstoffarmem Eisen für die grüne Stahlproduktion, hat eine Finanzierungsrunde in Höhe von 60 Millionen Euro bekannt gegeben. Sie umf...

CO2 CO2-Emissionen Dekarbonisierung Direktreduktion Eisenerze Elektrolyse Elektrolyseur Emissionen Energie Energiewende Entwicklung EU Finanzierung Fonds Frankreich Gesellschaft Handel HZ Industrie ING Investition Japan Klima Koks Lieferung Primetals Produktion Produktionsprozess Rio Tinto Roheisen Roheisenerzeugung Schrott Service Stahl Stahlerzeugung Stahlindustrie Stahlproduktion Strategie Unternehmen USA Vertrieb Wasserstoff Wettbewerb Wirtschaft Zusammenarbeit
Mehr erfahren
Dr. Jan Schmidt, Vorsitzender bauforumstahl e.V.
26.03.2025

bauforumstahl fordert Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit

Mit den Koalitionsverhandlungen der einer möglichen schwarz-roten Bundesregierung gibt es erste positive Signale, doch es braucht klare und verlässliche Maßnahmen, um die...

Bauindustrie Baustoffe Bund Deutschland Energie EU Finanzierung Handel HZ IBU Industrie ING Innovation Investition Klima Klimaziel Klimaziele Modernisierung Nachhaltigkeit Politik Produktion Produktionsprozess Schienen Stahl Stahlbau Stahlindustrie Stahlproduktion Strategie TEMA Transformation Unternehmen Wasserstoff Wasserstofftechnologie Wettbewerb Wettbewerbsfähigkeit Wirtschaft Wirtschaftsstandort
Mehr erfahren
Auf der Messe Coiltech wird thyssenkrupp Steel das CO2-reduzierte bluemint® Hochleistungs-Elektroband vorstellen
26.03.2025

thyssenkrupp Steel stellt neues Hochleistungs-Elektroband vor

thyssenkrupp Steel stellt CO₂-reduziertes Hochleistungs-Elektroband vor, das sich durch einen sehr niedrigen Ummagnetisierungsverlust und eine hohe mechanische Festigkeit...

Automobil BMW Bund CO2 Elektroband Energie Entwicklung Essen EU Forschung Forschungsprojekt HZ Industrie ING Innovation KI Klima Klimaschutz LED Lehrstuhl Messe Produktion Produktionsprozess RWTH RWTH Aachen Stahl Studie Thyssenkrupp Steel Europe Thyssenkrupp Steel Europe AG Transformation Umwelt USA Veranstaltung Werkstoff Werkstoffe Wirtschaft Zusammenarbeit
Mehr erfahren
Das CARTA®neo SRM Technology System (Computer Aided Resource Tracking and Analysis) ermöglicht die Überwachung und Steuerung des Streckreduzierwalzprozesses (SRM) in Echtzeit.
25.03.2025

Benteler Steel/Tube beauftragt Anlagenmodernisierung

Die Benteler Steel/Tube GmbH & Co KG hat SMS group beauftragt, ihr Nahtlos-Rohrwalzwerk in Paderborn-Schloß Neuhaus mit dem CARTA®neo SRM-Technologiesystem zu modernisier...

Anlagen Anpassung Architekt Architektur Automatisierung Automobil Deutschland Energie EU Industrie ING Lieferung Modernisierung Partnerschaft Rohre Service SMS SMS group Software Steuerung Tube Walzwerk Wettbewerb
Mehr erfahren
25.03.2025

FEhS veröffentlicht Positionspapier zur Koalitionsbildung

Das FEhS-Institut fordert: Um die Kreislaufwirtschaft im Bauwesen zu stärken, natürliche Ressourcen zu schonen und das Klima zu schützen, muss im Koalitionsvertrag der Ei...

ABB Anlagen Anpassung Baustoffe Bauwesen Bund Deutschland Essen EU Forschung Handel HZ IBU Industrie Klima Kreislaufwirtschaft Regelwerk Rohstoffe Schlacke Sekundärbaustoffe Umwelt Unternehmen Wirtschaft
Mehr erfahren