Die deutsche Zulieferindustrie ist aktuell existenziell gefährdet. Die Gründe: die gravierenden Einflüsse der Vormaterialverknappung und -verteuerung sowie die Volatilität in den Auftragsabrufen im Zuge der Halbleiterkrise. Zusätzlich sind die Unternehmen nun mit einer bisher nicht gekannten Energiepreisexplosion konfrontiert.
Die besonders betroffene Branche der Massivumformung und weitere Zulieferverbände schlagen Alarm und fordern Kunden und Politik zu schnellem Handeln auf.
Die deutsche Massivumformung mit ihren 30.000 Beschäftigten wird besonders hart von den aktuellen Kostensteigerungen im Strom- und Gaseinkauf getroffen. Der Strompreis hat sich seit Oktober 2020 mehr als verdreifacht, der Gaspreis sogar mehr als vervierfacht.
Tobias Hain, Geschäftsführer des Industrieverbandes Massivumformung (IMU), verdeutlicht die Folgen: „Der Energiekostenanteil steigt bei den energieintensiven Unternehmen unserer Branche von normalerweise zwischen 4 und 7 Prozent auf 8 bis 14 Prozent. Bei durchschnittlichen Gewinnmargen von gerade einmal 1,5 Prozent führt dies zwangsläufig zu defizitären Aufträgen und in der Folge zu deutlich erhöhtem Insolvenzrisiko. Dringendes Handeln ist notwendig!“
Weitere Stahl und Metall verarbeitende Verbände (Industrieverband Blechumformung IBU, Deutscher Schraubenverband DSV, Fachverband Kaltwalzwerke FKV sowie Eisendraht- und Stahldraht- Vereinigung ESV) sind von den Entwicklungen getroffen und unterstützen die IMU-Forderungen.
DSV-Geschäftsführer Hans Führlbeck erläutert die Folgen: „Energiekostensteigerungen sind üblicherweise in den zwischen Unternehmen und den Kunden vereinbarten Verträgen ausgeschlossen, so dass die dargestellten Steigerungen allein von den Zulieferern getragen werden müssten.“
„Die Kunden müssen die Steigerungen anerkennen und den Lieferanten beispielsweise durch Anzahlungen Liquiditätshilfen geben, sonst kollabiert die Lieferkette“, fordert daher IBU-Geschäftsführer Bernhard Jacobs.
Auch die Politik ist aufgefordert, die Situation zu mildern und Nachteile der deutschen Industrie gegenüber dem europäischen Wettbewerb auszugleichen.
Martin Kunkel, FVK-Geschäftsführer macht deutlich: „Es ist keine Zeit zu verlieren. Die noch amtierende Regierung muss jetzt handeln und die EEG-Umlage sofort und vollständig abschaffen!“
„Auch der nationale CO₂-Preis muss sofort ausgesetzt werden bis sich der Preis wieder auf einem normalen
Niveau stabilisiert!“, ergänzt ESV Geschäftsführer Mario Bertling.
An die Koalitionäre senden die Verbände zudem das Signal, dass eine rasche Reduzierung aller Energiesteuern auf die europäischen Mindestsätze und eine zeitnahe Entwicklung eines europäischen Konzepts für einen Industriestrompreis notwendig seien, um die energieintensiven Zulieferbranchen als relevante Wirtschaftsfaktoren und wichtige Partner zur Erreichung der Klimaziele nicht in ihrer Existenz zu gefährden.
(Quelle: Industrieverband Massivumformung e.V.)
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