Über viereinhalb Jahre nach einer Durchsuchung der Geschäftsräume des Industrieverbandes Massivumformung und des europäischen Schmiedeverbandes Euroforge wurden nun alle Verdachtsmomente wegen angeblicher kartellrechtlicher Verstöße gegen beide Organisationen fallen gelassen und die daraus entstandenen Verfahren eingestellt.
„Wir sind natürlich erleichtert über die Einstellung des Verfahren, aber der für uns entstandene Schaden ist immens“, beklagt Tobias Hain, Geschäftsführer beider Verbände. „Wegen der entstandenen Verunsicherung in der Branche haben mehrere Mitglieder gekündigt, was für den Verband zu einer existenzbedrohenden Situation führte. Nur durch den Abbau von Arbeitsplätzen konnte der Weiterbestand der Verbände gesichert werden.“
Besonders kritisch sieht Hain, dass Rechtsanwälte betroffener Unternehmen im Laufe des Verfahrens undifferenziert zu Verbandsaustritten rieten, obwohl selbst der Präsident des Bundeskartellamtes, Andreas Mundt, in einer entsprechenden Stellungnahme davon abgeraten und die wichtige Rolle der Verbände betont hatte.
„Wenn aber zeitgleich Beamte bei den Mitgliedsunternehmen gezielt nach Verbandsunterlagen fragen und in jeder Erklärung des Amtes der zugehörige Verband erwähnt wird – egal, ob gegen ihn ein Tatvorwurf existiert oder nicht – ist das Rufschädigung“, erklärt Tobias Hain.
Der Industrieverband Massivumformung und Euroforge unterziehen alle ihre Aktivitäten strikten kartellrechtlichen Regeln und wurden zuletzt 2019 kartellrechtlich zertifiziert. Gemäß dieser Zertifizierung arbeiten beide Verbände nach strengen Compliance-Regeln, um wettbewerbsrechtliche Verstöße konsequent auszuschließen. Sie stehen für Transparenz und kartellrechtskonformen Meinungs- und Erfahrungsaustausch.
Die Verbände blicken nun optimistisch in die Zukunft und hoffen darauf, das Vertrauen in die verbandlichen Aktivitäten und verlorene Mitglieder zurückzugewinnen.
„Wir schauen nun positiv nach vorne“, betont Thomas Hüttenhein, Vorsitzender des Industrieverbandes Massivumformung. „Um auch weiterhin die Interessen der Branche wirkungsvoll vertreten zu können, brauchen wir den Rückhalt möglichst vieler Unternehmen. Und gerade in den aktuellen Zeiten stellen unsere regelmäßigen Brancheninformationen und der technische Erfahrungsaustausch für unsere Mitglieder einen Mehrwert dar.“
Im Juni 2016 wurde die Geschäftsstelle des Industrieverbandes Massivumformung in Hagen in Zusammenhang mit wettbewerbsrechtlichen Verdachtsmomenten gegen deutsche Stahlschmiedeunternehmen durchsucht.
Im April 2017 erfolgte dann eine zweite Durchsuchung gegen mehrere Aluminiumschmieden. Alle Vorwürfen gegen den Industrieverband Massivumformung und den europäischen Dachverband Euroforge wurden im Februar 2021 fallen gelassen und die Verfahren eingestellt.
(Quelle: Industrieverband Massivumformung e.V. / Euroforge)
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