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Dipl.-Ing. Herbert Eibensteiner (Vorsitzender des Vorstandes) - Photo: voestalpine
10.06.2021

voestalpine trotz Krise im Geschäftsjahr 2020/21 mit positivem Ergebnis und höherer Liquidität

Das Geschäftsjahr 2020/21 der voestalpine war von einem Wirtschaftseinbruch historischen Ausmaßes geprägt. Im 1. Quartal kam es zu einem massiven Nachfrageeinbruch in beinahe allen Kundensegmenten. Die Nachfrage nach voestalpine-Produkten nahm allerdings im 2. Quartal trotz neuerlicher Lockdowns in vielen Märkten wieder zu und stieg im Laufe des Geschäftsjahres kontinuierlich an. Vor allem die Automobilindustrie kehrte überraschend stark aus dem Coronatief zurück und ließ die Nachfrage nach hochqualitativen Stahlprodukten deutlich wachsen. Besonders schwer von der Krise getroffen wurden die Luftfahrt- sowie die Öl- und Gasindustrie. Der Geschäftsbereich Bahninfrastruktursysteme verzeichnete hingegen über den gesamten Geschäftsjahresverlauf eine stabile Entwicklung. Das Segment Lagertechnik erreichte aufgrund des boomenden Online-Handels ein All-Time-High beim Auftragseingang.  

„Neben dem konjunkturellen Rückenwind lieferten vor allem unsere internen Maßnahmen zur Kostensenkung und Effizienzsteigerung einen entscheidenden Beitrag zum positiven Jahresabschluss. Trotz Wirtschaftskrise verfügt die voestalpine heute über eine höhere Liquidität und weniger Schulden als noch vor einem Jahr. Auch unser Geschäftsmodell hat in der COVID-19-Krise einmal mehr seine Stärken gezeigt. Wir werden uns daher weiterhin auf High-Tech-Segmente mit höchstem Qualitätsanspruch konzentrieren und gemeinsam mit unseren Kunden Innovationen vorantreiben“, so Herbert Eibensteiner, Vorstandsvorsitzender der voestalpine AG.

Obwohl die Nachfrage nach voestalpine-Produkten im Lauf des Geschäftsjahres 2020/21 deutlich zunahm, verringerte sich der Umsatz des Konzerns konjunkturbedingt um 11,4 % auf 11,3 Mrd. EUR. Ähnlich wie bei der Entwicklung der Umsatzerlöse verzeichnete die voestalpine über die Geschäftsquartale hinweg auch auf der Ergebnisseite einen markanten Aufschwung: Der Rückgang des EBITDA um 4 % auf 1,1 Mrd. EUR fiel angesichts der Corona-Krise moderat aus. Beim EBIT gelang dem Konzern mit 115 Mio. EUR eine Rückkehr in den positiven Ergebnisbereich (Vorjahr: -89 Mio. EUR). Wie kommuniziert, verminderten im Geschäftsjahr 2020/21 (im Wesentlichen im 2. Quartal) Sonderabschreibungen in Höhe von 197 Mio. EUR das EBIT, die sich insbesondere auf die Gesellschaften voestalpine Texas und voestalpine Tubulars verteilten.   Ausgesprochen positiv entwickelte sich der Cashflow. So konnte im abgelaufenen Geschäftsjahr der Cashflow aus der Betriebstätigkeit signifikant auf 1,6 Mrd. EUR erhöht werden – vor allem basierend auf dem Abbau des Working Capitals um 633 Mio. EUR. Das verdeutlicht die hohe Innenfinanzierungskraft des voestalpine-Konzerns selbst unter schwierigen Marktverhältnissen.   Das Ergebnis vor Steuern ist nach -230 Mio. EUR im Vorjahr mit 11 Mio. EUR im Geschäftsjahr 2020/21 wieder leicht positiv. Auch beim Ergebnis nach Steuern konnte der voestalpine-Konzern mit 32 Mio. EUR (2019/20: -216 Mio. EUR) eine Verbesserung erreichen.   Die Verschuldungskennzahl Gearing Ratio (Nettofinanzverschuldung im Verhältnis zum Eigenkapital) verbesserte sich im Jahresvergleich von 67,2 % auf 48,5 % per Ende März 2021. Durch konsequentes Working Capital Management und geringere Ausgaben für Investitionen gelang es der voestalpine im Geschäftsjahr 2020/21 die Nettofinanzverschuldung signifikant auf 2,7 Mrd. EUR zu reduzieren (Vorjahr: 3,8 Mrd. EUR). Damit erreichte sie den niedrigsten Wert seit dem Geschäftsjahr 2014/15. Das Eigenkapital blieb im Jahresvergleich relativ stabil bei 5,6 Mrd. EUR per 31. März 2021 (31. März 2020: 5,6 Mrd. EUR).   Mit 31. März 2021 beschäftigte der voestalpine-Konzern weltweit rund 48.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Vollzeitäquivalente), das sind um 2,1 % (1.028 FTE) weniger gegenüber dem Vorjahr.

Vorbehaltlich der Zustimmung der am 7. Juli 2021 stattfindenden Hauptversammlung der voestalpine AG wird an die Aktionäre eine Dividende von 0,50 EUR ausgeschüttet. Gemessen am durchschnittlichen Börsenkurs der voestalpine-Aktie im GJ 2020/21 von 24,51 EUR ergibt sich eine Dividendenrendite von 2 %.

Das Investitionsvolumen im Geschäftsjahr 2020/21 blieb mit 612 Mio. EUR um 21,2 % unter dem ensprechenden Vorjahreswert von 777 Mio. EUR und damit auch signifikant unter dem Niveau der planmäßigen Abschreibungen. Dennoch konnten wichtige Vorhaben in Angriff genommen bzw. weiter vorangetrieben werden. Am Standort Linz erfolgte der Start für das zukunftsweisende Großprojekt „BETA 3“, einer neuen Beizanlage. In Donawitz wurde die neue Stranggussanlage („CC4“), das neue Herzstück der Stahlproduktion in Donawitz, erfolgreich in Betrieb genommen. Aufgrund der großen Corona-bedingten Herausforderungen und Lieferverzögerungen bei Anlagenlieferanten kam es zu einer Verzögerung beim Bau des weltweit modernsten Edelstahlwerkes am Standort Kapfenberg. Aus heutiger Sicht ist mit einer Kostenerhöhung von 10 – 20 % gegenüber dem Investitionsplan von 350 Mio. Euro zu rechnen. Das Projekt schreitet nun wieder zügig voran, einzelne Schritte wie die Kaltinbetriebnahme erfolgen noch 2021, mit dem Vollbetrieb ist Mitte 2022 zu rechnen. Am Standort Krems wurde aufgrund des boomenden Onlinehandels im Bereich Lagertechnik in Schweiß- und Assemblierungsanlagen investiert.  

Die Dekarbonisierung der Stahlherstellung stellt die gesamte europäische Stahlindustrie vor große technologische Herausforderungen. Die voestalpine hat mit greentec steel einen klaren Plan vorgelegt: Die ausreichende Verfügbarkeit von Strom aus erneuerbarer Energie zu wirtschaftlichen Preisen vorausgesetzt, soll der Umstieg von der kohlebasierten Hochofenroute auf die Elektrolichtbogentechnologie in einem ersten Schritt eine CO2-Reduktion um rund 30 % bis 2030 ermöglichen. Bis 2050 strebt der Konzern eine klimaneutrale Produktion unter Einsatz von grünem Strom und grünem Wasserstoff an.   Die voestalpine, die bei Klima- und Umweltschutz weltweit als Benchmark gilt, hat einen großtechnisch realisierbaren Prozess zur Unterstützung einer CO2-neutralen Stahlproduktion ohne den Einsatz von fossilem Kohlenstoff entwickelt und dafür das Schutzrecht vom Europäischen Patentamt erhalten. Konkret umfasst das Patent die Herstellung von Eisenschwamm (DRI oder HBI) im Direktreduktionsprozess mittels grünem Wasserstoff und Biogas. Der Konzern wird Lizenzen zur Herstellung des klimaneutralen Vormaterials vergeben.

Aktuell verzeichnen beinahe alle wichtigen Kundenbranchen der voestalpine eine anhaltend hohe Nachfrage, wobei in manchen Bereichen nahezu eine durch Nachholeffekte ausgelöste Überhitzung feststellbar ist. Auch die von der Krise besonders stark getroffene Öl- und Gasindustrie beginnt sich schrittweise zu erholen. In der Luftfahrt hingegen kann bestenfalls eine leichte Verbesserung im Laufe des Geschäftsjahres 2021/22 erwartet werden. Angesichts der positiven Nachfragesituation ist aus heutiger Sicht bis zumindest Ende des Kalenderjahres 2021 mit einer weiteren Erholung der Gesamtkonjunktur zu rechnen. Diese Einschätzung geht auch aus den Prognosen der Wirtschaftsforscher hervor. Wichtige Wachstumsimpulse werden zudem von den billionenschweren Konjunkturpaketen der EU und USA zur Belebung der Wirtschaft nach der COVID-19-Krise erwartet. Die Krise ist jedoch noch nicht überwunden. Trotz der Verfügbarkeit wirksamer Impfstoffe gegen das COVID-19-Virus und einer steigenden Durchimpfungsrate sind die weitere Entwicklung der Pandemie und deren ökonomische Auswirkungen noch nicht endgültig absehbar. Der Fokus des voestalpine-Konzerns wird aber neben konsequenter Effizienzsteigerung und Cashflow-Optimierung auch wieder zunehmend auf wertsteigerndem Wachstum liegen.

„Unter der Annahme, dass die aktuelle wirtschaftliche Dynamik anhält und keine unerwarteten Marktverwerfungen eintreten, geht der Vorstand der voestalpine AG für das gesamte Geschäftsjahr 2021/22 aus heutiger Sicht von einem EBITDA in einer Bandbreite von 1,6 bis 1,9 Mrd. EUR aus“, so Eibensteiner.

(Quelle: voestalpine)

 

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