Die voestalpine konnte die sehr positive Entwicklung des Vorjahres im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2022/23 (1. April bis 30. Juni) weiter fortsetzen. Die Nachfrage nach den hochqualitativen Produkten des Stahl- und Technologiekonzerns entwickelte sich im schwierigen Umfeld – Russland-/Ukraine-Krieg, massiv gestiegene Energiepreise, anhaltende Lieferengpässe und Einschränkungen in der Logistik – in allen Bereichen positiv. Selbst die europäische Automobilindustrie, die seit über einem Jahr bei hohen Auftragsständen mit Engpässen in der Lieferkette konfrontiert ist, zeigte im Verlauf des 1. Geschäftsquartals leichte Aufwärtstendenzen. Einen deutlich positiven Aufwärtstrend verzeichnete das Segment Luftfahrt, das vom steigenden Passagieraufkommen im regionalen Flugverkehr und dem daraus resultierenden zunehmenden Bedarf an „Single-Aisle“-Flugzeugen profitiert. Im Bereich Öl- und Gas hat die Nachfrage im Jahresvergleich ebenfalls deutlich zugenommen, die stark gestiegenen Energiepreise schaffen Anreize, in Öl- und Gasprojekte zu investieren; auch die Umwandlung der amerikanischen Schutzzölle (Section 232) in ein Quotensystem mit 1. Jänner 2022 wirkt sich positiv auf die europäischen Produktionsstandorte aus. Der Geschäftsbereich Bahninfrastruktursysteme entwickelte sich weiterhin stabil. Im Bereich Lagertechnik ist die Nachfrage ungebrochen stark, einen regelrechten Boom verzeichnete der Bereich Photovoltaik, den die voestalpine mit Unterkonstruktionen beliefert.
„Die voestalpine hat im ersten Geschäftsquartal ein außergewöhnlich starkes Ergebnis vorgelegt. Wir sind uns aber der möglichen Risiken, die aufgrund der schwer einschätzbaren wirtschaftlichen Entwicklung im zweiten Halbjahr 2022 auf uns zukommen können, bewusst und haben uns darauf gut vorbereitet“, so Herbert Eibensteiner, CEO der voestalpine AG.
Der voestalpine Konzern erzielte im Vorjahresvergleich signifikante Verbesserungen auf der Umsatz- und Ergebnisseite und erwirtschaftete im 1. Geschäftsquartal 2022/23 das beste operative Quartalsergebnis seiner Geschichte. Zu den Zahlen im Detail: Der Umsatz erhöhte sich im Vergleich zum 1. Quartal des Vorjahres um 37,7 % von 3,4 Mrd. EUR auf 4,6 Mrd. EUR. Das EBITDA stieg um 68,5 % von 522 Mio. EUR auf 879 Mio. EUR. Noch markanter fiel der Zuwachs beim EBIT aus, das sich im 1. Quartal 2022/23 mit 693 Mio. EUR gegenüber den Vorjahresquartal (332 Mio. EUR) mehr als verdoppelte. Das Ergebnis vor Steuern steigerte sich im Berichtszeitraum auf 670 Mio. EUR (Q1 2021/22: 311 Mio. EUR) und das Ergebnis nach Steuern auf 615 Mio. EUR (Q1 2021/22: 259 Mio. EUR). Die Eigenkapitalbasis konnte mit 7,7 Mrd. EUR sowohl im Vorjahresvergleich (+28,5 %) als auch gegenüber dem Bilanzstichtag des GJ 2021/22 (+8,5 %) spürbar gestärkt werden. Die Nettofinanzverschuldung verminderte sich innerhalb eines Jahres um 12,8 % auf 2,3 Mrd. EUR. Die Verschuldungskennzahl Gearing Ratio (Nettofinanzverschuldung im Verhältnis zum Eigenkapital) verbesserte sich im Jahresvergleich von 43,8 % auf 29,8 %. Die Anzahl der Beschäftigten (FTE) im voestalpine-Konzern erhöhte sich gegenüber dem Vorjahresstichtag um 2,1 % von 48.880 auf 49.900.
Im Verlauf des ersten Quartals des Geschäftsjahres 2022/23 wurden die Konjunkturprognosen zunehmend pessimistischer. Aufgrund des sich eintrübenden Sentiments kann daher trotz des hohen aktuellen Auftragsstandes im voestalpine-Konzern nicht von einer Fortsetzung der Ergebnisentwicklung auf dem Rekordniveau des ersten Geschäftsquartals für das restliche Geschäftsjahr 2022/23 ausgegangen werden.
Insbesondere für das zweite Halbjahr 2022/23 erwartet der Vorstand der voestalpine AG eine deutliche Abkühlung der Konjunktur mit einer entsprechenden Auswirkung auf die Ergebnisentwicklung des Unternehmens. Erwartungsgemäß werden davon speziell die zyklischen Geschäftsbereiche des voestalpine-Konzerns betroffen sein. Dazu zählen neben dem Flachstahlbereich vor allem voestalpine-Produkte, die in die Marktsegmente Bau, Maschinenbau, Konsumgüter- und Hausgeräteindustrie geliefert werden. Auf der anderen Seite sollten die Sektoren Eisenbahninfrastruktur, Energie sowie Luftfahrt die vorherrschende positive Marktdynamik über das gesamte Geschäftsjahr 2022/23 beibehalten können.
Die europäische Automobilindustrie befindet sich in Hinblick auf die Produktionszahlen zwar noch deutlich unter Vor-Krisen-Niveau, die Entwicklung im abgelaufenen Quartal deutet aber eine moderate Verbesserung an. Der hohe Auftragsstand der OEMs lässt zumindest eine stabile Nachfrage über den weiteren Verlauf des Geschäftsjahres 2022/23 erwarten. Sollten sich die Engpässe in den Lieferketten lösen, kann sogar mit einer deutlichen Verbesserung der Nachfrage aus diesem Segment gerechnet werden.
Der Vorstand der voestalpine AG erwartet daher auf Basis der aktuellen Einschätzung für das gesamte GJ 2022/23 ein EBITDA in der Höhe von etwa 2 Mrd. EUR.
In Europa steigerte sich in den letzten Monaten das Bedrohungsszenario mangelhafter Gasversorgung im Zuge der politischen Spannungen infolge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Zum Zeitpunkt der Berichterstellung ist ausreichend Erdgas in Europa verfügbar. Eine weiterhin auskömmliche Versorgungssituation stellt aber die Grundvoraussetzung für den hier gegebenen Ausblick für das Geschäftsjahr 2022/23 dar. Sollte die Gasversorgung in Europa zum Erliegen kommen, eine Notbewirtschaftung in Kraft treten oder das Preisniveau Produzenten zu Produktionskürzungen zwingen, muss mit signifikanten Störungen der Lieferketten in vielen Industriebereichen gerechnet werden. Dieser Ausblick setzt daher voraus, dass Europa weiterhin ausreichend mit Erdgas versorgt wird und auch die zusätzlichen, derzeit kaum quantifizierbaren, Risiken (Konjunkturentwicklung, Störungen der Lieferketten, Kundenbedarfs-, Rohstoff- und Energiekostenentwicklung) weiterhin beherrschbar bleiben.
(Quelle: voestalpine AG)
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