thyssenkrupp hat die Transformation zu einer Gruppe weitgehend selbständiger, leistungsfähiger Technologie-Unternehmen im 1. Quartal des Geschäftsjahres 2022/2023 weiter vorangetrieben und sich in einem anhaltend unsicheren und herausfordernden Marktumfeld insgesamt gut behauptet. Dabei ist die Entwicklung der Finanzkennzahlen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von zwei wesentlichen Effekten geprägt: Die erwartete Normalisierung der Preise insbesondere bei Materials Services und die Portfolioveränderungen bei Multi Tracks haben zu entsprechenden Rückgängen bei Auftragseingang, Umsatz und Bereinigtem EBIT geführt. Während der Umsatz auf Grund der positiven Entwicklung in den übrigen Segmenten mit 9 Mrd € das Niveau des Vorjahres erreichte, verbuchte die Unternehmensgruppe Auftragseingänge mit insgesamt 9,2 Mrd € unter dem Vorjahr (10,4 Mrd €). Das Bereinigte EBIT lag mit 254 Mio € ebenfalls unter dem Vergleichswert des Vorjahres (378 Mio €). Dies ist wie erwartet weitgehend auf die Preisentwicklung mit damit einhergehenden sinkenden Margen bei Materials Services zurückzuführen. Auf Basis der Zahlen für das 1. Quartal hat thyssenkrupp seine Prognose für das Geschäftsjahr 2022/2023 bestätigt.
Klaus Keysberg, Finanzvorstand der thyssenkrupp AG:
„Die Ergebnisse des ersten Quartals sind trotz des weiterhin unsicheren Umfelds robust. Durch unsere Maßnahmen zum Umbau und zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit sind unsere Geschäfte heute deutlich besser in der Lage, mit Herausforderungen umzugehen und sich auf die vielfältigen Chancen einzustellen. Gleichzeitig bleibt die Sichtbarkeit auf die weitere konjunkturelle Entwicklung eingeschränkt. In dieser Phase lassen wir bei Performance und Produktivität nicht locker und treiben den Umbau von thyssenkrupp zu einer Gruppe weitgehend selbständiger, leistungsfähiger Tech-Unternehmen weiter mit Nachdruck voran. Und wir setzen alles daran, unser Cashflow-Ziel im laufenden Geschäftsjahr zu erreichen.“
Bei insgesamt steigendem Absatz verbuchte Materials Services im 1. Quartal des Geschäftsjahres 2022/2023 aufgrund niedrigerer Materialpreise einen Auftragseingang von 3,3 Mrd €, ein Minus von 10 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum (3,7 Mrd €). Auch der Umsatz lag mit 3,2 Mrd € unter Vorjahr (3,3 Mrd €). Diese Entwicklung zeigte sich insbesondere beim europäischen lagerführenden Werkstoffhandel sowie im Streckengeschäft. Der Supply-Chain-Services-Bereich sowie der nordamerikanische lagerführende Werkstoffhandel verzeichneten positive Effekte. Das Bereinigte EBIT lag bei 20 Mio € nach 219 Mio € im Vorjahr. Grund dafür sind vor allem sinkende Margen infolge der gesunkenen Materialpreise.
Industrial Components konnte den Auftragseingang gegenüber dem Vorjahr um 30 Prozent auf 0,8 Mrd € steigern. Der Umsatz verbesserte sich um 10 Prozent auf 0,7 Mrd €. Das Bereinigte EBIT des Segments betrug 38 Mio € (Vorjahr: 56 Mio €). Im Bereich Großwälzlager profitierten Auftragseingang und Umsatz insbesondere von einer gestiegenen Nachfrage bei der Windenergie in Deutschland und Europa. Deutlich gestiegene Vormaterial- und Energiekosten sowie die Wettbewerbssituation im Bereich Windenergie insbesondere in China sorgten für eine rückläufige Ergebnisentwicklung. Das Schmiedegeschäft konnte Auftragseingang und Umsatz aufgrund der Weitergabe gestiegener Faktorkosten an Kunden – unterstützt durch positive Wechselkurseffekte – verbessern. Aufgrund von Ergebnisbelastungen infolge von Instandhaltungsmaßnahmen lag das Bereinigte EBIT unter dem Wert des Vorjahresquartals.
Automotive Technology konnte sowohl den Auftragseingang um 27 Prozent auf 1,4 Mrd € als auch den Umsatz um 18 Prozent auf 1,3 Mrd € verbessern. Dabei machte sich die erhöhte Kundennachfrage insbesondere im automobilen Seriengeschäft bemerkbar, während elektronische Halbleiter weiterhin nur eingeschränkt verfügbar sind. Durch die operative Ergebnisverbesserung konnte das Segment das Bereinigte EBIT um 13 Prozent auf 43 Mio € steigern. Eine strikte Kostenkontrolle, die Verhandlung neuer Preiskonditionen und Effizienzmaßnahmen konnten den Kostenanstieg u.a. bei den Beschaffungskosten kompensieren.
Das Geschäft von Steel Europe profitierte im 1. Quartal weiterhin von einem hohen Erlösniveau. Aufgrund der längerfristigen Verträge war das Segment nur geringfügig durch die abnehmenden Spotmarktpreise belastet. Der Auftragseingang stieg um 22 Prozent auf 3 Mrd €. Der Umsatz verzeichnete bei rückläufigen Versandmengen ein Plus von 10 Prozent auf 2,9 Mrd €. Trotz stark ansteigender Rohstoff- und Energiekosten verbesserte sich das Bereinigte EBIT insbesondere durch die merklich angestiegenen Durchschnittserlöse um 42 Prozent auf 177 Mio €. Auch unterstützende Effekte aus den fortschreitenden Restrukturierungen und die laufenden Performancemaßnahmen im Zuge der Umsetzung der „Stahlstrategie 20-30“ haben zur positiven Ergebnisentwicklung beigetragen.
Nach umfangreichen Aufträgen im Überwasserbereich im Vergleichszeitraum konnte Marine Systems beim Auftragseingang mit 133 Mio € nicht an das Niveau des Vorjahres anschließen (479 Mio €). Der Umsatz stieg um 35 Prozent auf 508 Mio €. Maßgebend war hier die Auslieferung einer Fregatte an einen Kunden aus dem nordafrikanischen Raum. Dies und positive Effekte aus den eingeleiteten Performance-Maßnahmen spiegeln sich auch im Bereinigten EBIT wider, das mit 20 Mio € deutlich über Vorjahr (6 Mio €) lag.
Nach den Abgängen des Edelstahl- und Mininggeschäftes Ende Januar bzw. August 2022 verringerten sich sowohl Auftragseingang als auch Umsatz des Segments Multi Tracks transaktionsbedingt um 64 bzw. 49 Prozent auf 0,9 bzw. 0,8 Mrd €. Die Mehrzahl der weiterverfolgten Geschäfte verzeichnete höhere oder stabile Auftragseingänge. Sowohl der Anlagenbau als auch thyssenkrupp nucera konnten die Umsätze aufgrund von Großprojekten deutlich verbessern. Auch Automation Engineering profitierte vom wachsenden Neugeschäft aus den Vorquartalen. Bei Springs & Stabilizers lag der Umsatz durch die Weitergabe von Materialpreiserhöhungen deutlich über Vorjahr. Das Bereinigte EBIT des Segments wies mit -17 Mio € aufgrund des Abgangs des Edelstahlgeschäftes ein Ergebnis unter dem Vorjahr (-1 Mio €) aus. Alle weiterverfolgten Geschäfte zeigten Ergebnisverbesserungen. Eine Ausnahme bildete thyssenkrupp nucera mit einem positiven, aber aufgrund von höheren Entwicklungskosten für Wachstum leicht rückläufigem Ergebnis.
Das Bereinigte EBIT von Corporate Headquarters lag bei -43 Mio € (Vorjahr: -51 Mio €).
1. Quartal 2022/2023:
Kennzahlen thyssenkrupp Gruppe (inkl. nicht fortgeführter Aktivitäten)
Unter dem Strich erwirtschaftete thyssenkrupp im 1. Quartal 2022/2023 einen Periodenüberschuss von 98 Mio € (Vorjahr: 122 Mio €). Nach Abzug der Minderheitenanteile lag das Netto-Ergebnis im 1. Quartal bei 75 Mio € (Vorjahr: 106 Mio €); das Ergebnis je Aktie betrug 0,12 € (Vorjahr: 0,17 €).
Der Free Cashflow vor M&A hat sich durch den geringeren Aufbau des Nettoumlaufvermögens erwartungsgemäß im Vergleich zum Vorjahr um 494 Mio € verbessert, war aber mit -365 Mio € weiterhin negativ. Entsprechend verringerte sich das Netto-Finanzguthaben der Gruppe per 31. Dezember 2022 auf 3,3 Mrd € (30. September 2022: 3,7 Mrd €). Mit flüssigen Mitteln und freien zugesagten Kreditlinien von insgesamt 8,7 Mrd € verfügt thyssenkrupp weiterhin über eine sehr gute Liquiditätssituation.
Das Eigenkapital ist gegenüber dem 30. September 2022 von 14,7 Mrd € auf 14,5 Mrd € leicht gesunken. Ursächlich sind im Wesentlichen Effekte aus der Währungsumrechnung. Die Eigenkapitalquote liegt weiterhin bei komfortablen 40 Prozent.
Vorbehaltlich der aufgrund der gesamtwirtschaftlichen und geopolitischen Unsicherheiten weiterhin nur eingeschränkt verlässlichen Planbarkeit bestätigt das Unternehmen die Prognose für das Geschäftsjahr 2022/2023.
Für das Bereinigte EBIT geht thyssenkrupp von einem Rückgang auf einen Wert im mittleren bis hohen dreistelligen Mio-€-Bereich aus (Vorjahr: 2,1 Mrd €). Bei weiteren Auszahlungen für Restrukturierungen und über Vorjahr liegenden Investitionsausgaben wird für den Free Cashflow vor M&A dennoch eine Steigerung auf einen mindestens ausgeglichenen Wert prognostiziert (Vorjahr: -476 Mio €). Für den Jahresüberschuss erwartet thyssenkrupp einen mindestens ausgeglichenen Wert.
(Quelle: thyssenkrupp AG)
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