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Glühender Draht - hergestellt von Swiss Steel Group - Bild: Swiss Steel Group
14.08.2024

Swiss Steel veröffentlicht Ergebnis: ansteigendes EBITDA

Nach einem schwachen zweiten Halbjahr 2023 blieb die Marktnachfrage aus den wichtigsten Kundenindustrien auch im ersten Halbjahr 2024 gedämpft, ohne Anzeichen einer nennenswerten Erholung. Der Automobilsektor, das grösste Kundensegment, war von einem schwierigen Umfeld betroffen, wobei die Produktionsmengen in der europäischen Automobilindustrie im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023 zurückgingen und weiterhin deutlich unter den Vorkrisenniveaus von 2019 liegen.

Ebenso verzeichnete der deutsche Maschinen- und Anlagenbau in den ersten sechs Monaten des Jahres 2024 einen Rückgang der Auftragseingänge. Dennoch stieg der Auftragseingang der Gruppe im ersten Halbjahr 2024 um 52 Kilotonnen auf 662 Kilotonnen (H1 2023: 611 Kilotonnen).

Ohne Berücksichtigung von Ascometal erhöhte sich der Auftragseingang um 100 Kilotonnen auf 602 Kilotonnen (H1 2023: 502 Kilotonnen). Der Auftragsbestand der Gruppe ging im Jahresvergleich um 15,8 % auf 325 Kilotonnen zum 30. Juni 2024 zurück (H1 2023: 386 Kilotonnen, H1 2023 ohne Ascometal: 361 Kilotonnen).

Die Gruppe reagierte weiterhin flexibel, indem sie ihre Produktionsplanung anpasste. Die Rohstahlproduktion im ersten Halbjahr 2024 betrug 765 Kilotonnen (H1 2023: 739 Kilotonnen), ohne Berücksichtigung von Ascometal. Einschliesslich Ascometal lag das Produktionsvolumen bei 821 Kilotonnen (H1 2023: 925 Kilotonnen).

Die Absatzmenge im ersten Halbjahr 2024 betrug 572 Kilotonnen, was einem Rückgang von 6,2 % im Vergleich zu 610 Kilotonnen im ersten Halbjahr des Vorjahres entspricht. Dieser Rückgang ist hauptsächlich auf Veränderungen im Konsolidierungskreis der Gruppe zurückzuführen. Einschliesslich Ascometal betrug die Absatzmenge im ersten Halbjahr 2024 629 Kilotonnen, was einem Rückgang von 16,8 % im Vergleich zu 756 Kilotonnen im ersten Halbjahr des Vorjahres entspricht.

Schrott-, Legierungs- und Energiezuschläge sind Teil des Preismechanismus der Gruppe, um Schwankungen bei Rohmaterial- und Energiepreisen an die Kunden weiterzugeben. Aufgrund sinkender Rohmaterial- und Strompreise im Jahr 2024 sank der durchschnittliche Verkaufspreis um 10,8 % auf EUR 2.194 pro Tonne (H1 2023: EUR 2'460 pro Tonne).

Aufgrund der niedrigeren Absatzmenge, sinkender durchschnittlicher Verkaufspreise und Veränderungen im Konsolidierungskreis der Gruppe ging der Umsatz in der ersten Hälfte des Jahres 2024 um 19,9 % auf EUR 1'300 Mio. zurück (H1 2023: EUR 1 622 Mio.), ohne Berücksichtigung von Ascometal. Unter Einbeziehung von Ascometal sank der Umsatz um 25,7 % auf EUR 1'379 Mio.

Engagement auf dem französischen Markt rückläufig

Der Umsatz ging in allen wichtigen geographischen Märkten zurück. Die Märkte in der Eurozone und in den USA blieben verhalten. Der im Hauptmarkt Deutschland erzielte Umsatz, der einen Anteil von 37,0 % des Umsatzes ausmacht (H1 2023: 33,7 %), fiel um 18,4 % auf EUR 510,4 Mio. (H1 2023: EUR 625,8 Mio.). Das Engagement im französischen Markt fiel auf 9,7 % (H1 2023: 11,1 %), da Ascometal nicht mehr zur Gruppe gehört.

Die Veränderungen im Konsolidierungskreis führten im ersten Halbjahr 2024 zu einem Personalrückgang von 1 155 Mitarbeitenden. Einschliesslich dieser Veränderung verringerte sich der Personalbestand um 1'247 Mitarbeitende bzw. 14,2 % auf 7'565 Mitarbeitende im Vergleich zum Jahresende 2023 (H2 2023: 8'812 Mitarbeitende, H2 2022: 9'857 Mitarbeitende).

Swiss Steel Group führte im Rahmen des Strategieprogramms SSG 2025 einige bedeutende Transaktionen durch, die darauf abzielten, Ressourcen für das Kerngeschäft freizusetzen, die Widerstandsfähigkeit zu stärken und zur Entschuldung der Konzernbilanz beizutragen. Zu den wichtigsten Transaktionen zählten der Verkauf der ehemaligen Zentrale in Düsseldorf und die Veräusserung der Vertriebseinheit in Portugal.

Eigenkapitalquote bei 26,6, %

Nachdem das Management von Ascometal im März 2024 Gläubigerschutz beantragt hatte, verlor Swiss Steel Group die Verantwortung für diese Einheiten, was zur Ausbuchung der entsprechenden Vermögenswerte und Verbindlichkeiten aus der Bilanz führte. Die Nettoverschuldung der Gruppe fiel von EUR 829 Mio. per Jahresende 2023 auf EUR 631 Mio. per 30. Juni 2024.

Die Kapitalerhöhung mit einem Nettoerlös von EUR 286 Mio. im April 2024 stärkte die Eigenkapitalposition und erhöhte sie von EUR 234 Mio. per Jahresende 2023 auf EUR 518 Mio., was einer Eigenkapitalquote von 26,6 % entspricht (H2 2023: 12,1 %).

Dank eines Gewinns durch die oben erwähnten strategischen Transaktionen, Effekten durch Veränderungen des Konsolidierungskreises der Gruppe und Erlösen aus Versicherungsansprüchen stieg das EBITDA der Gruppe auf EUR 71,7 Mio. im ersten Halbjahr 2024 (H1 2023: EUR 58,5 Mio.). Einmaleffekte betrugen EUR 92,6 Mio., was zu einem bereinigten EBITDA von EUR – 20,9 Mio. führte (H1 2023: EUR 70,0 Mio.).

Der Free Cash Flow war mit EUR – 112 Mio. im ersten Halbjahr 2024 negativ (H1 2023: EUR – 62,7 Mio.). Grund dafür war eine Erhöhung des Nettoumlaufvermögens, wodurch das Unternehmen flexibler auf die Kundennachfrage reagieren konnte. Das Konzernergebnis fiel leicht negativ aus und betrug EUR – 4,1 Millionen (H1 2023: EUR – 30.0 Millionen).

Strategieprogramm SSG 2025 auf Kurs

Swiss Steel Group führt das Strategieprogramm SSG 2025 fort und konzentriert sich auf strategische Veräusserungen sowie Initiativen zur Kostenoptimierung. Der Abschluss mehrerer wichtiger Transaktionen markiert das Ende der ersten Phase von SSG 2025, die der Stabilisierung der Gruppe diente. Finkl Steel, das ursprünglich für eine Veräusserung in Betracht gezogen wurde, bleit Teil der Swiss Steel Group.

Swiss Steel Group ist der führende europäische Anbieter von nachhaltig hergestelltem Stahl («grüner Stahl») und einer der wichtigsten Hersteller in der europäischen Kreislaufwirtschaft. Grüner Stahl wird bereits in vielen verschiedenen Branchen eingesetzt und leistet einen wichtigen Beitrag zur langfristigen Dekarbonisierung ganzer Industrien. Swiss Steel Group rechnet damit, dass die Nachfrage nach grünem Stahl auf lange Sicht steigen wird, da die Klimaauflagen für Hersteller immer strenger werden.

Kurzlich durch SBTi validiert

Ein wichtiger Meilenstein wurde erreicht, als Swiss Steel Group der erste Stahlproduzent wurde, dessen Dekarbonisierungsziele von der Science Based Targets Initiative (SBTi) im Einklang mit ihren Vorgaben für den Stahlsektor validiert wurden. Diese Validierung bestätigt die strategische Priorität einer führenden Position bei Dekarbonisierungsmassnahmen und stärkt das Vertrauen in die Pläne für die Zukunft. Sie bestärkt das Unternehmen darin, im Betrieb wirksame Massnahmen für eine nachhaltige Zukunft zu identifizieren und umzusetzen.

Um diese Marktchancen weltweit konsequent und vollumfänglich auszunutzen, hat Swiss Steel Group mit der Neuausrichtung ihrer Vertriebsorganisation begonnen. Ein zentraler Bestandteil dieser Neuausrichtung ist die Zusammenführung des globalen Vertriebsnetzwerks und der Vertriebsaktivitäten der Produktionseinheiten unter einer gemeinsamen Führung, um eine schlankere Organisation zu schaffen.

Die neue Vertriebsorganisation unter der Führung eines Chief Sales Officer besteht seit Ende Juni 2024. Im Anschluss an die erfolgreiche Umsetzung der Neu- und Refinanzierung ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, um mit einer leistungsstarken Vertriebsorganisation den Grundstein für Wachstum ausschliesslich mit gruppeneigenen Produkten zu legen.

Ausblick auf das Geschäftsjahr 2024

Es wird erwartet, dass das Geschäftsumfeld weiterhin durch eine verhaltene Entwicklung in den Kundenmärkten geprägt sein wird, mit niedrigen Produktionsniveaus in der Industrie in ganz Europa. Das erwartete Wachstum im Vergleich zu den Werten von 2023 wird voraussichtlich auf 2025 verschoben. Folglich rechnen das Unternehmen damit, dass die zweite Hälfte des Jahres 2024 volatil und zurückhaltend bleiben wird.

Um diesem herausfordernden Marktumfeld zu begegnen, werden wird sich die Gruppe auf Produktionsexzellenz durch Qualität, Kosteneffizienz, Geschwindigkeit und operative Effizienz konzentrieren, sowie auf strukturelle Massnahmen zur Erhöhung der Flexibilität und Auslastung. Das SSG 2025 Programm wird weiter vorangetrieben, mit einem Schwerpunkt auf die Implementierung der neuen Vertriebsorganisation und auf Kostensenkungsmassnahmen.

Gleichzeitig soll der Fokus darauf liegen, das Potenzial des Green Steel Marktes zu nutzen und sich so zu positionieren, dass das Unternehmen effektiv an den Märkten teilnehmen kann, sobald sich eine Erholung abzeichnet.

Frank Koch, CEO der Swiss Steel Group:
"Das erste Halbjahr 2024 war von herausfordernden Marktbedingungen geprägt, während wir nicht nachgelassen haben, Ressourcen für unser Kerngeschäft zu optimieren und nachhaltige Kostensenkungen auf allen Ebenen der Organisation umzusetzen.

Durch mehrere strategischen Transaktionen haben wir erhebliche Fortschritte bei der langfristigen Stärkung der Gruppe erzielt. Die vollständige Realisierung einer ökologisch nachhaltigen, robusten und widerstandsfähigen Gruppe wird jedoch Zeit und erhebliches Engagement erfordern.

Wir befinden uns in einer Phase, in der wir die Gruppe von einem locker verbundenen Stahlhändler der Vergangenheit zu einem fokussierten, schlankeren Stahlproduzenten transformieren. Unser Ziel ist es, verlorene Marktanteile zurückzugewinnen, indem wir einen klaren strategischen Fokus und niedrigere Fixkosten erreichen."

Veränderung im Verwaltungsrat

Das Verwaltungsratsmitglied Dr. Michael Schwarzkopf hat die Swiss Steel Holding AG über seinen Rücktritt aus dem Verwaltungsrat per Ende August 2024 informiert. Der Verwaltungsrat möchte Dr. Michael Schwarzkopf für sein grosses Engagement und seine Verdienste zum Wohl des Unternehmens danken. Der Verwaltungsrat wird danach aus fünf Mitgliedern bestehen, was gemäss den Statuten ausreichend ist.

(Quelle: Swiss Steel Group)

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