Forschung
Siemens liefert PEM-Elektrolyseur für die Salzgitter AG - Bild: Siemens
20.06.2024

Studie untersucht Erzeugung von grünem Wasserstoff

Mit welchen Technologien kann grüner Wasserstoff zu wettbewerbsfähigen Preisen produziert werden? Mit dieser Frage beschäftigt sich eine aktuelle Studie des Norddeutschen Reallabors. Sie bildet den fünften Teil einer mehrteiligen Reihe, die sich mit Potentialen und Grenzen relevanter Wasserstoff-Technologien beschäftigt und daraus Prioritäten für den zukünftigen Einsatz von grünem Wasserstoff für die Energiewende ableitet.

Grüner Wasserstoff, der per Elektrolyse mit Strom aus erneuerbaren Energien produziert wird, gilt als wichtiger Baustein auf dem Pfad zur Klimaneutralität – insbesondere, wenn er für solche Mobilitätsanwendungen oder industrielle Prozesse zum Einsatz kommt, die sich nicht ohne Weiteres elektrifizieren lassen.

Prognose: ab 2045 Wasserstoffbedarf bei 360 TWh pro Jahr

Derzeit liegt der Verbrauch von Wasserstoff in Deutschland bei ca. 55-60 TWh pro Jahr, wobei dieser fast ausschließlich aus fossilen Rohstoffen hergestellt wird. Bis 2045 – dem Jahr, in dem Deutschland Klimaneutralität erreichen will – wird im Durchschnitt aller Studien ein Bedarf von rund 360 TWh pro Jahr prognostiziert. Soll hierfür grüner Wasserstoff zum Einsatz kommen, muss die aktuelle Produktion mittels Elektrolyse von Strom aus erneuerbaren Energien praktisch neu aufgebaut werden.

Prof. Dr. Jens-Eric von Düsterlho ist Dekan der Fakultät Wirtschaft und Soziales an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg und Leiter der Arbeitsgruppe des Norddeutschen Reallabors (NRL), die hinter der Veröffentlichung steht.

Er sagt:
„Diese Diskrepanz zeigt den großen Handlungsbedarf und die notwendige Entwicklung beim Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft für ein nachhaltiges Energiesystem, auch um den derzeit fossil erzeugten Wasserstoff abzulösen und die Klimaziele bis 2045 zu erreichen.“

Das NRL ist ein vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördertes Verbundprojekt, in dem über 50 Partner aus Industrie, Energiewirtschaft, Wissenschaft und Politik gemeinsam neue Wege zur Klimaneutralität aufzeigen.

Elektrolyse-Technologien im Vergleich

Die nun erschienene Studie, die federführend an der Hochschule Flensburg entstanden ist, widmet sich der Erzeugung von grünem Wasserstoff und gibt eine Zusammenfassung über den aktuellen Entwicklungsstand für Technologie-Einsteiger. Drei unterschiedliche Elektrolyse-Technologien werden in der Studie verglichen: Alkalische Elektrolyse, Polymerelektrolytmembranelektrolyse (kurz: PEM-Elektrolyse) und Hochtemperatur-Elektrolyse.

Mitautorin Marina Blohm von der Hochschule Flensburg, erklärt:
„Jede Elektrolyseurtechnologie bringt ihre speziellen Vor- und Nachteile mit sich. Mit der Alkalischen Elektrolyse lässt sich derzeit am günstigsten Wasserstoff erzeugen. Dennoch hat die PEM-Elektrolyse in einem Energiesystem mit einem hohen Anteil erneuerbarer Energien entscheidende Vorteile. Die Hochtemperatur-Elektrolyse hat derzeit noch keine Markreife erlangt, verspricht aber in Zukunft eine wettbewerbsfähige Technologie mit hohen Wirkungsgraden zu werden.“

Wirtschaftlichkeit von Wasserstoff geprüft

Auf Basis von Literaturauswertungen und eigenen Modellierungen mit Sensitivitätsanalysen beleuchtet die NRL-Studie zudem wichtige Aspekte für die Wirtschaftlichkeit von grünem Wasserstoff, die für einen schnellen Markthochlauf essenziell ist. So prognostiziert die Studie zwar, dass die Investitionskosten in Elektrolyseanlagen aufgrund von Skaleneffekten zukünftig sinken werden.

Sie zeigt aber gleichzeitig, dass dies noch nicht ausreicht, damit grüner Wasserstoff wirtschaftlich erzeugt werden kann.

Blohm erklärt:
„In der Nationalen Wasserstoffstrategie ist bereits festgehalten, dass die Elektrolyse von Abgaben und Umlagen befreit werden muss. Unsere Analyse zeigt, dass die Kosten für die Stromerzeugung den größten Anteil an den Kosten der Wasserstofferzeugung ausmachen. Bei reduzierten Stromkosten für Elektrolyseure von 6 Cent/kWh könnte der Preis der grünen Wasserstofferzeugung schon heute fast halbiert werden auf ein Niveau von 4 bis 5 EUR pro kg/H2."

Studienreihe des Norddeutschen Reallabors

Die Studie zur Erzeugung von grünem Wasserstoff ist Teil der Studienreihe „Potentiale, Grenzen und Prioritäten – Grüner Wasserstoff für die Energiewende”. Im Rahmen dieser Reihe bewertet die NRL-Arbeitsgruppe „Neue Märkte, Geschäftsmodelle & Regulatorik“ relevante Wasserstoff-Technologien in Hinblick auf ihre Potentiale und Grenzen mittels technoökonomischer Betrachtungen.

Auf dieser Basis werden Prioritäten für den zukünftigen Einsatz von grünem Wasserstoff abgeleitet. Bereits erschienen sind Veröffentlichungen zum Einsatz von Wasserstoff im Gebäudesektor (Februar 2023), in der straßenbasierten Mobilität (April 2023) sowie in der Industrie (Oktober 2023). Ein sektorübergreifender Vergleich wird die Reihe in diesem Jahr abschließen.

Alle Studien werden hier bereitgestellt.

(Quelle: Norddeutsches Reallabor)

Norddeutsches Reallabor / Hochschule Flensburg
Norddeutsches Reallabor / Hochschule Flensburg

Schlagworte

AnlagenBMWBundDeutschlandElektrolyseElektrolyseurEnergieEnergiewendeEnergiewirtschaftEntwicklungEssenEUForschungGrüner WasserstoffIndustrieINGInvestitionKlimaKlimaschutzKlimazielKlimazielePolitikPresseProduktionRohstoffeSchienenStrategieTemperaturUSAWasserstoffWettbewerbWirtschaft

Verwandte Artikel

Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender des Volkswagen Konzerns (links), und Michael Bäcker, Leiter Konzern Beschaffung Metall (rechts), überreichten die Auszeichnungen in der Kategorie „Sustainability“ an Gunnar Groebler, den Vorstandsvorsitzenden der Salzgitter AG (Mitte).
05.07.2024

Salzgitter AG gewinnt Award

Der Volkswagen Konzern hat am 2. Juli in Wolfsburg erneut seine besten Lieferanten mit dem „Volkswagen Group Award 2024“ ausgezeichnet. Geehrt wurden zehn Unternehmen in...

Auszeichnung Award CO2 CO2-Reduzierung Dekarbonisierung DSV Elektrostahlwerk EU Flachstahl Industrie ING KI Logistik Nachhaltigkeit Produktion Salzgitter Flachstahl Salzgitter Flachstahl GmbH Schrott Stahl Stahlwerk Strategie Unternehmen USA Vertrieb VW Zusammenarbeit
Mehr erfahren
05.07.2024

Vereinbarungsunterzeichnung zur Übernahme der CGH-Gruppe

H.I.G. Capital ("H.I.G."), eine weltweit führende alternative Investmentgesellschaft mit einem verwalteten Kapital von 64 Milliarden US-Dollar, hat bekannt gegeben, dass...

Energie Energiewende EU Frankreich Gesellschaft Industrie ING Partnerschaft Polen Produktion Übernahme Umwelt Unternehmen USA Vereinbarung Vertrieb Wettbewerb Zusammenarbeit
Mehr erfahren
Ausbilder Michael Koßmann, König Metall, führte durch die Academy
05.07.2024

Ausbildung nach deutschem Vorbild

Ein bedeutsames Mittel gegen den Fachkräftemangel ist die Ausbildung im eigenen Haus“, sagt Nina Zwiebelhofer, geschäftsführende Gesellschafterin der König Metall Group.

Deutschland Essen EU Gesellschaft IG Metall ING König Metall Unternehmen USA
Mehr erfahren
Am 2. Juli unterzeichneten Vertreter der Badische Stahlwerke GmbH (BSW), der Badischen Stahl Engineering GmbH (BSE), der RWTH Aachen, des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und des Projektträgers Jülich bei den BSW ein Forschungsprojekt für den flexiblen Einsatz von Wasserstoff in Elektrostahlwerken. V.l.n.r.: Andreas Volkert (Technischer Geschäftsführer BSW), Sebastian Baumgartner (Geschäftsführer BSE), Professor Christian Wuppermann (Institutsleiter RWTH Aachen), Florian Glück (Kaufmännischer Geschäftsführer BSW), Matthias Breithaupt (Betriebschef Stahlwerk)
04.07.2024

Badische Stahlwerke starten Forschungsprojekt

Die Badische Stahlwerke GmbH (BSW) startet zusammen mit der Badische Stahl-Engineering GmbH (BSE) und der RWTH Aachen ein Forschungsprojekt. Ziel ist die Entwicklung eine...

Anlagen Anlagenbau Anpassung BMW Brenner BSW Bund CO2 CO2-Emissionen Dekarbonisierung Elektrostahlwerk Emissionen Energie Entwicklung Erdgas EU Forschung Forschungsprojekt Gesellschaft Hochofen IMU Industrie ING Klima Klimaschutz Lehrstuhl Optimierung Produktion RWTH RWTH Aachen Stahl Stahlindustrie Stahlproduktion Stahlwerk Technik Transformation Transport Unternehmen USA Wasserstoff Wasserstoffbasiert Wirtschaft Wuppermann
Mehr erfahren
04.07.2024

Start des Wettbewerbs für die Vergabe von fünf kostenlosen Wasserstoff-Schulungen

Der Deutsche Wasserstoff-Verband (DWV) e.V. startet mit Unterstützung der Heinze Akademie GmbH einen Wettbewerb zur Vergabe von fünf kostenlosen Wasserstoff-Schulungen an...

Ausbildung Award Berlin BMBF DSV Energie Energiewende EU Industrie ING Interview Klima Schulung Spende Transformation USA Wasserstoff Webseite Weiterbildung Wettbewerb Wirtschaft WV Zertifikat
Mehr erfahren