Wirtschaft News Statement
Der IBU (Foto Geschäftsführer Bernhard Jacobs) warnt vor einem Bruch der Lieferkette aufgrund von Stahlmangel und Preissteigerungen - Photo: Industrieverband Blechumformung (IBU)
26.05.2021

Gemeinsame Forderung der Industrieverbände IBU, IMU und DSV

Katastrophale Lage für Zulieferer – Lieferketten drohen zu reißen

Stahl ist knapp und teuer. Materialengpässe belasten Zulieferer extrem, Lieferketten drohen zu reißen. Parallel klettern die Preise auf historische Höchststände. „Eine derart katastrophale Versorgungslage ist unverantwortlich. Wir erwarten, dass die Stahlindustrie in ihrer oligopolistischen Struktur ihrer Verantwortung gerecht wird – und somit die Marktversorgung sicherstellt“, fordern jetzt in einer gemeinsamen Erklärung der Industrieverband Blechumformung (IBU), der Industrieverband Massivumformung (IMU) und der Deutsche Schraubenverband (DSV).

Seit Herbst 2020 verschärft sich die Beschaffungskrise und gefährdet die Produktion der Stahlverarbeiter. Europaweit sind davon 3,5 Millionen Arbeitsplätze betroffen. Gleichzeitig hebt ein Stahlgigant laut aktuellen Medienberichten aufgrund des hohen Preises seine Prognose für 2021 an.

Als Schlüsselindustrie ist der Stahlsektor für die Wertschöpfungsketten diverser verarbeitender Industrien von größter Bedeutung. Die Zukunft soll grünem Stahl gehören, daher erwartet die Branche für die Einführung der Wasserstofftechnologie Subventionen.

„Wir sind der Meinung, dass die Stahlindustrie ihren damit verbundenen Versorgungspflichten nachkommen muss. Es darf zu keiner weiteren Verknappung kommen“, so IBU-Geschäftsführer Bernhard Jacobs.

So sehen es auch der IMU und der DSV. IMU-Geschäftsführer Tobias Hain: „Die deutsche Schmiedebranche ist ebenfalls von der Knappheit betroffen. Laut unserer Umfrage melden zwei Drittel der Unternehmen Versorgungsengpässe, 50 Prozent davon sogar bei vereinbarten Mengen.“

Die Verbände unterstreichen ihre Forderung mit Fakten: Die dringend erforderliche Ausweitung der Stahlerzeugung ist nicht erfolgt: Im Februar war die Produktion der Elektrostahlwerke gar um 17 Prozent geringer als im Oktober 2020, die hochofenbasierte Erzeugung ging um fünf Prozent zurück. Das hat den Mangel weiter verschärft. Hohe Zuwachsraten gab es erst im März.

Die Stahlknappheit stellt die von der EU-Kommission in Brüssel angedachte Verlängerung der seit 2018 bestehenden Einfuhrzölle zusätzlich infrage. Beim Materialeinkauf schränkt die Steel Safeguard Measure Ausweichmöglichkeiten auf Drittländer stark ein. Industrieverbände sprechen sich seit Langem dagegen aus, da die WTO-konformen Voraussetzungen – u. a. erhöhte Importzahlen aus Drittländern – fehlen. Auch die europäische Organisation ORGALIM bezweifelt die „erhebliche“ Umlenkung von Stahlströmen aus China und anderen Drittländern Richtung EU. Diese wäre aber Voraussetzung für eine Verlängerung der Safeguards.

IBU, IMU und DSV appellieren angesichts der Versorgungsengpässe an alle Seiten:

„Stahlverarbeitende Unternehmen sollten Preissprünge mit ihren Kunden absprechen, in der Lieferkette sitzen alle in einem Boot. Parallel müsste der Staat mäßigend auf die Energiepreise einwirken, um Stahlproduzenten zu entlasten und die Erzeugungskosten zu senken.“ Gespräche mit ihren Mitgliedern zeigen, dass die aktuelle Produktion der Zulieferer auf dem Spiel steht: „Die Hälfte der befragten Unternehmen sieht bereits eine Gefährdung durch mangelnde Materialversorgung“, erklärt Tobias Hain. Und Bernhard Jacobs unterstreicht: „Wir müssen die seit Herbst wachsende Gefahr jetzt stoppen. Jede Verknappung torpediert die konjunkturelle Erholung der mittelständischen Zulieferer, die deutlich mehr Arbeitsplätze bieten als die Stahlindustrie“.    

(Quelle: IBU / IMS / DSV)

Schlagworte

DSVIBUIMUStahlpreise

Verwandte Artikel

Guido Kerkhoff, Vorsitzender des Vorstands der Klöckner & Co SE:
06.11.2024

Klöckner & Co verzeichnet gestiegenen Absatz

Im dritten Quartal 2024 steigerte Klöckner & Co seinen Absatz um 2,8 % auf 1,1 Mio. Tonnen im Vergleich zum Vorjahresquartal (Q3 2023: 1,1 Mio. Tonnen). In den ersten neu...

Anarbeitung Auszeichnung Automatisierung Dekarbonisierung Deutschland Digitalisierung Ergebnis EU Getriebe Handel IBU Industrie ING Investition Kerkhoff Metallverarbeitung Nachhaltigkeit Restrukturierung Soziales Engagement Stahl Stahlindustrie Stahlpreise Strategie Transformation Unternehmen USA Verkauf
Mehr erfahren
Auf verbesserte Schweißeigenschaften von grünem Stahl kommt es an
06.11.2024

Forschung für Schweissen von recyceltem Stahl gestartet

Das Projekt MOWSES startet , um die sichere Anwendung von recyceltem Stahl in kritischen Infrastrukturen zu verbessern, indem es sich auf Schweißverbindungen von mittel-...

ArcelorMittal Blech Bleche CO2 Deutschland Dillinger Elektrolichtbogenofen Emissionen Energie Entwicklung Essen EU Gesellschaft Green Steel Hochofen HZ IMU Industrie ING Innovation Klima Konstruktion Lichtbogenofen Nachhaltigkeit Niederlande Optimierung Produktion RWTH RWTH Aachen Saarland Schrott Schweißen Stahl Stahlblech Stahlerzeugung Stahlindustrie Stahlkonstruktion Stahlproduktion USA
Mehr erfahren
Vorstandsvorsitzender Werner Diwald
31.10.2024

Deutscher Wasserstoff-Verband stellt sich neu auf

Der Deutsche Wasserstoff-Verband stellt seine Führung neu auf. Friederike Lassen, bislang Leiterin Politik und Regulierung, wird zum 1. November Vorstand des Verbandes, d...

Bund DSV Energie Essen EU Politik Wasserstoff Wirtschaft WV
Mehr erfahren
Gesprächsrunde auf der Wuroslag 2024 in Bilbao: (v.l.n.r.): Anna Sokol (FEhS-Institut), Jérémie Domas  (CTPL), Volker Feldrappe (FEhS-Institut), Moderatorin Maitena Salinas
29.10.2024

Transformation als Herausforderung

Die Transformation der Stahlindustrie zu weitgehend CO2-armen Herstellungsprozessen hat auch massiven Einfluss auf das Nebenprodukt Eisenhüttenschlacke.

ABB Baustoffe Bilbao CO2 Dekarbonisierung DSV Duisburg Eisenhüttenschlacke Essen EU Forschung Industrie Innovation KI Klima Konferenz Metallurgie Modernisierung Nachhaltigkeit Produktion Regelwerk Rohstoffe Schlacke Stahl Stahlindustrie Unternehmen Veranstaltung Wirtschaft
Mehr erfahren
Dr. Heike Denecke-Arnold
17.10.2024

Dr. Denecke-Arnold mit neuer Führungsrolle in Salzgitter

Der Aufsichtsrat der Salzgitter Flachstahl GmbH (SZFG) hat Dr. Heike Denecke-Arnold (54) in seiner jüngsten Sitzung zur neuen Vorsitzenden der Geschäftsführung bestellt....

Aufsichtsrat CO2 Deutschland DSV Essen EU Flachstahl Geschäftsführung Industrie ING KI Logistik Metallurgie Produktion Produktionsprozess Salzgitter Salzgitter AG Salzgitter Flachstahl Salzgitter Flachstahl GmbH Stahl Stahlindustrie Stahlproduktion Technik Transformation Unternehmen Vereinbarung Vertrieb Werkstoff Werkstofftechnik Wirtschaft
Mehr erfahren