Wirtschaft
Überkapazitäten aus anderen Ländern drohen verstärkt in den europäischen Markt zu drängen - Foto: worldsteel/Gregor Schläger
14.05.2020

EU-Stahlindustrie: Drohende Importkrise in Folge der Corona-Pandemie

Wv Stahl und IG Metall fordern Anpassung der EU-Schutzklauselmaßnahmen

Die Stahlindustrie in Deutschland ist hart durch einen dramatischen Nachfrageeinbruch in Folge des industriellen „Shutdowns“ im Rahmen der Corona-Pandemie getroffen. Zugleich spitzt sich das außenwirtschaftliche Umfeld zu, da Überkapazitäten aus anderen Ländern verstärkt in den europäischen Markt zu drängen drohen. Dies stellt die Branche vor eine existenzielle Herausforderung.

„Es muss dringend verhindert werden, dass sich in der Corona-Krise die Marktverzerrungen beim Stahl im internationalen Handel weiter verschärfen. Die EU-Kommission muss jetzt handeln, damit der Stahlstandort Europa und die damit verbundenen Wertschöpfungsketten keinen dauerhaften Schaden erleiden“, erklärt Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl.

In anderen Stahl produzierenden Ländern wie China oder Russland wurden gewaltige Stahlbestände aufgebaut, da die Hersteller ihre Produktion nicht an die veränderte Nachfragesituation angepasst, sondern vielmehr ausgeweitet haben. Diese Mengen drohen bei der Wiederbelebung der Konjunktur direkt oder indirekt auf den europäischen Markt zu drängen. In einem gemeinsamen Statement fordern IG Metall und WV Stahl daher, umfassende Anpassungen an den EU-Safeguards vorzunehmen. „Mit den EU-Safeguards steht ein geeignetes Instrument zur Verfügung, um sich vor einer Importkrise schützen zu können. Die bereits vor der Corona-Krise eingeleitete Überprüfung der Schutzmaßnahmen muss nun konsequent für Anpassungen genutzt werden, die der dramatisch veränderten Lage auf den Märkten Rechnung tragen“, so Kerkhoff weiter.

Die EU-Safeguards in Form von sogenannten Zollkontingenten wurden 2018 eingeführt, um die Stahlindustrie in Europa vor den Auswirkungen einer massiven Handelsumlenkung infolge gewachsener globaler Überkapazitäten sowie des US-amerikanischen Protektionismus zu schützen. Um zu verhindern, dass der europäische Markt von Stahlimporten im weiteren Verlauf der Corona-Krise überflutet wird, schlägt der Verband entlang der Möglichkeiten des Rechts der Welthandelsorganisation (WTO) vor, die Zollkontingente deutlich zu senken und diese so zu verwalten, dass spekulationsbedingte Importsteigerungen verhindert werden. „Unsere Vorschläge zur Anpassung der EU-Safeguards sind angesichts der dramatischen Entwicklung notwendig, um das Überleben der Stahlindustrie in Europa zu sichern. Es muss verhindert werden, dass während der Krisenzeit ein zentraler Teil der industriellen Wertschöpfungskette wegbricht“, so der Verbandspräsident.

Wirtschaftsvereinigung Stahl

Schlagworte

CoronaStahlhandel

Verwandte Artikel

Von links Markus Schlich, Andreas Betzler, Hanns-Jörg Westendorf, Ömer Horasan
28.03.2025

Hoberg & Driesch und Mannesmann Precision Tubes: engere Kooperation

Die Hoberg & Driesch Röhrengruppe und die Mannesmann Precision Tubes GmbH vereinbaren eine Vertiefung ihrer langjährigen Partnerschaft. Ziel ist es, das Zusammenspiel zwi...

Entwicklung EU Handel Kooperation Partnerschaft Rohre Salzgitter Stahl Stahlhandel Stahlrohre Tube Unternehmen USA Wettbewerb Zusammenarbeit
Mehr erfahren
Mit nachhaltigen Produkten, wie den CO2-reduzierten Rohren der Marke CliMore® unterstützt Benteler seine Kunden dabei, ihre eigenen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.
13.03.2025

Benteler Gruppe zieht positives Fazit für 2024

Die Benteler Gruppe erwirtschaftete trotz rückläufigem Stahlrohrmarkt im Geschäftsjahr 2024 einen Umsatz von 8,2 Mrd. Euro (Vorjahr: 8,8 Mrd. Euro).

Automobil Automotive BENTELER Gruppe Corona Deutschland Emissionen Entwicklung Ergebnis EU Geschäftsjahr HZ Industrie ING Innovation Investition Nachhaltigkeit Nordamerika Partnerschaft Produktion Rohre Stahl Stahlrohre Strategie Transformation Tube Umzug Unternehmen USA Wirtschaft Zahlen
Mehr erfahren
12.03.2025

Klöckner & Co veröffentlicht operatives Ergebnis 2024

Klöckner & Co erzielte im Geschäftsjahr 2024 trotz des anspruchsvollen Umfelds ein operatives Ergebnis (EBITDA) vor Sondereffekten in Höhe von 136 Mio. €.

Aluminium Anarbeitung Auszeichnung Automatisierung Automobil Blech Bleche CO2 CO2-Emissionen Deutschland Digitalisierung Distribution Dividende Emissionen Energie Entwicklung Ergebnis EU Geschäftsjahr Getriebe Handel IBU Industrie ING Investition Kerkhoff KI Klima Klimaziel Klimaziele Klöckner Klöckner & Co Leichtbau Metallverarbeitung Nachhaltigkeit Nordamerika Produktion Service SIP Stahl Stahlhandel Stahlindustrie Stahlpreise Strategie Transformation Unternehmen USA Vertrieb Walzwerk Wirtschaft Zahlen
Mehr erfahren
Raban Siebers
27.02.2025

Stahlbauverband stellt grünes Gütesiegel vor

Das neue Grüne Gütesiegel des Deutschen Stahlbau-Verbands schafft Transparenz und zeigt, wo Nachhaltigkeit mit messbaren Maßnahmen gelebt wird. Es ergänzt das etablierte...

Anlagen Anlagenbau Architekt Architektur Bauindustrie Entwicklung Essen EU Handel Industrie ING KI Montage Nachhaltigkeit Regelwerk Responsible Steel Salzgitter Stahlhandel Umwelt Unternehmen Wettbewerb Wirtschaft
Mehr erfahren
Dr. Kai Oppat
21.12.2024

Veränderungen im Vorstand der Knauf Interfer SE

Dr. Kay Oppat, Chief Transformation Officer (CTO) der Knauf Interfer SE, wird plangemäß aus dem Vorstand des Unternehmens zum 31.12.2024 ausscheiden

Aufsichtsrat Distribution Entwicklung EU Knauf Interfer Knauf Interfer SE Stahlhandel Strategie Transformation Transformationsprozess Unternehmen
Mehr erfahren