Fachbeitrag Technik
Beispiel eines Abhitzekessels, hier bei Tianjin Pipe Corporation (TPCO) in China - Foto: Tenova
11.12.2019

CO2- und energieoptimierte Kreislaufprozesse – Konzepte für die Zukunft

Bei dieser Veröffentlichung handelt es sich um eine Artikelvorschau aus unserer Fachzeitschrift STAHL + TECHNIK. Den vollständigen Artikel können Sie hier im E-Paper lesen. Im aktuellen Heft sowie im Archiv finden Sie viele weitere interessante Berichte. Schauen Sie doch dort mal vorbei.
Stahl + Technik (Artikelvorschau)

Veränderungen für Nachhaltigkeit und Verringerung des Kohlenstoff-Fußabdrucks

CO2- und energieoptimierte Kreislaufprozesse – Konzepte für die Zukunft

Die europäische Stahlproduktion steht vor einem dramatischen Wandel. Die öffentliche Wahrnehmung und der politische Druck, Veränderungsprozesse in Richtung Nachhaltigkeit und Verbesserung der Klimabilanz einzuleiten, nehmen zu. Der Tenova-Konzern konzentrierte seine Entwicklung schon vor Jahren auf Technologien, die diesen Veränderungs- bzw. Transformationsprozess unterstützen und eine nahezu kohlenstofffreie Produktion möglich machen. Bereits heute sind Technologien verfügbar, die die CO2-Emissionen gegenüber dem konventionellen Stahlherstellungsprozess um bis zu 95 % reduzieren können.

Der vollständige Artikel ist erschienen in STAHL+TECHNIK 1 (2019) Nr. 12, S. 50 ff.

Im Rahmen von Studien und ersten Referenzanlagen konnte nachgewiesen werden, wie mit aktuellen Technologien die Stahlerzeugung ihre Emissionen drastisch senken und damit nachhaltig gestalten kann. Über Direktreduktionsverfahren mit bis zu 100 % Wasserstoffeinsatz (­ENERGIRON), kontinuierlichen Schmelzprozessen zum Recyceln von Schrott (Consteel, FMF, Consteerrer™), flexiblen Energierückgewinnungslösungen für integrierte Kreislaufprozesse sowie neuesten Analyse- und Regelungskonzepten kann die Stahlindustrie bereits heute einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz leisten, sofern politisch als auch gesellschaftlich die Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden.

Die klassische, kohlebasierte Hochofenroute wird nicht zuletzt aufgrund der aktuellen Klimadebatte zunehmend kritisch hinterfragt werden und langfristig keine Perspektive besitzen, auch wenn der Hochofen- / Konverterprozess (BF/BOF) derzeit noch das weltweit dominierende Verfahren darstellt. Die aktuelle Debatte um die Auswirkungen der CO2-Emissionen und damit verbundene Genehmigungsverfahren für neue Anlagen und deren potenzielle Auswirkungen auf die öffentliche Wahrnehmung sind Faktoren, mit denen sich die Eisen- und Stahlindustrie schon heute beschäftigen muss, um die Weichen für morgen zu stellen. Speziell der europäische Emissionshandel (ETS) und die dadurch steigenden Produktionskosten machen es der lokalen Stahlindustrie schwer, international wettbewerbsfähig zu bleiben. Hinzu kommen schwankende Rohstoffverfügbarkeiten und steigende Energiepreise, höhere Anforderungen an Produktqualitäten, volatile Marktbedingungen in einem protektionistisch geprägten Umfeld, strengere Umweltauflagen bzw. forcierte Ziele zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen sowie der Themenkomplex Wasserstoff als Medium der Zukunft.

Insbesondere drei Faktoren sind für langfristige Strategien zu berücksichtigen:

  • Der weltweite Stahlbedarf wird langfristig zu ca. 70–80 % durch recycelten Stahlschrott gedeckt werden können und nur ca. 20 % müssen durch Eisenerz ersetzt werden, wenn man das weltweite Wirtschaftswachstum und den damit verbundenen Produktlebenszyklus in den Schwellenländern berücksichtigt. Mittelfristig wird der Schrottanteil in der Stahlproduktion bei etwa 50–60% liegen, abhängig von den zu produzierenden Qualitäten. Beispielsweise ging die Einfuhr Chinas von Stahlschrott im September 2019 erstmals gegen null, ein klares Indiz für ansteigende Schrottverfügbarkeiten (siehe Produktlebenszyklen) und effizientere Recyclingprozesse.
  • Strengere Umweltauflagen werden die Eisen- und Stahlhersteller, angetrieben von Politik und Gesellschaft, zwingen, kohlenstoffintensive und ineffiziente Industrieprozesse in nachhaltige und umweltfreundliche Lösungen umzuwandeln. Die Stahlerzeugung zeichnet für ca. 7–9 % (variierend je nach Datenbasis und Systemgrenze) der durch Menschen gemachten weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Auch China, derzeit mit Abstand größter Stahlproduzent (Anteil Hochofenroute 85 %), hat Ziele für die Reduktion von Emissionen ausgegeben, denn besonders in den Städten sind die Effekte der Luftverschmutzung deutlich spürbar. Somit muss eine politisch motivierte radikale Abkehr von der klassischen Stahlerzeugungsroute zumindest mittelfristig in Betracht gezogen werden. Dies hätte richtungsweisende Effekte für die weltweite Stahlproduktion.
  • Der massive Ausbau von Elektrolysekapazitäten vor allem in Asien ebnet den Weg in das Wasserstoffzeitalter. Zusätzliche Investitionen in „Green Power“ (allein in China wurden in den letzten zwei Jahren ca. 2 GW an erneuerbaren Energien installiert) unterstützen diesen Prozess. Die Tatsache, dass in der Eisenmetallurgie Kohlenstoff in Reduktionsprozessen durch Wasserstoff ersetzt werden kann, definiert damit automatisch den Stahlerzeugungsprozess der Zukunft.

Autoren: Dr.-Ing. Markus Dorndorf, Produktmanager Stahlerzeugungstechnologien; Christian Schrade, Geschäftsführer, LOI Thermprocess GmbH, Essen.

Gesamten Beitrag lesen Abo abschließen

Schlagworte

EmissionenEnergieeffizienzStahlproduktionUmweltschutz

Verwandte Artikel

Tony Harris wird neuer Leiter von SSAB Europa
17.12.2024

Tony Harris wird neuer Leiter von SSAB Europe

Tony Harris wurde zum neuen Leiter von SSAB Europe ernannt. Er wechselt in diese Rolle von seiner derzeitigen Position als Leiter des Vertriebs und der Geschäftsentwicklu...

Entwicklung EU Fossilfreien Stahl Geschäftsentwicklung KI Produktion SSAB Stahl Stahlproduktion Unternehmen Vertrieb
Mehr erfahren
(von links:) Senator Jens Kerstan, Monika Boh (ArcelorMittal) und Michael Prinz (Hamburger Energiewerke) auf dem Werksgelände von ArcelorMittal Hamburg
14.12.2024

ArcelorMittal liefert Abwärme an Hamburger Energiewerke

Hamburger Stahlwerk liefert ab 2027 klimaneutrale Abwärme für den Energiepark Hafen. Während der Heizperiode beläuft sich die Menge auf jährlich mindestens 56 Gigawattstu...

Bund CO2 CO2-Emissionen Dekarbonisierung Deutschland Emissionen Energie Energiewende Essen EU Inbetriebnahme Industrie Klima Klimaschutz Lieferung Messe Produktion Recycling Stahl Stahlherstellung Stahlunternehmen Stahlwerk Umwelt Unternehmen Walzwerk Wirtschaft Zusammenarbeit
Mehr erfahren
Modernisierungsteam: v.l.n.r. Sezgin Top (Lead Engineer Service Erhaltung WBW1), Niklas Petrasch (Teamleitung Ofenanlagen Coillogistik WBW1), Roland Haferkamp (Tagschichtkoordinator), Jürgen Fischer (Leitung Warmbandperformance Downstream), Murat Celik (Senior Engineer Service Erhaltung WBW1), Kevin Hampel (Senior Engineer Service Erhaltung WBW1), Sefkan Okcuoglu (Senior Engineer Service Erhaltung WBW1), Viktor Schlecht (Leitung Warmbandwerk 1), Göksel Öztürk (Prozesskoordinator Ofenanlagen Coillogistik).
13.12.2024

Hubbalkenofen bei thyssenkrupp Steel in Betrieb

Im Warmbandwerk 1 in Duisburg wurde der Brammenofen mit mehr als 10 Millionen Euro umfassend modernisiert. Ziel war u.a. die Steigerung der Qualität durch homogenere Temp...

Bandproduktion Bramme Brenner Duisburg Elektroband Emissionen Energie Energieeffizienz Energiewende EU Hubbalkenofen Industrie ING Investition Produktion Sinter Stahl Temperatur Tenova Thyssen thyssenkrupp Verpackungsstahl Warmband Werkstoff
Mehr erfahren
12.12.2024

GMH Gruppe gewinnt German Design Award 2025

Die GMH Gruppe und die Agentur Coool wurden für ihre Zusammenarbeit an der neuen Online-Präsenz der GMH Gruppe mit dem renommierten German Design Award 2025 ausgezeichnet...

Auszeichnung Award CO2 Deutschland Entwicklung EU Industrie ING Klima Nachhaltigkeit Produktion Stahl Stahlindustrie Stahlproduktion Transformation Umwelt USA Webseite Wirtschaft Zusammenarbeit
Mehr erfahren
Bundeskanzler Olaf Scholz
11.12.2024

Kanzler Scholz sagt Stahlindustrie Unterstützung zu

Der Kanzler hat die Bereitschaft der Bundesregierung signalisiert, sich für wettbewerbsfähige Energiekosten, für fairere internationale Rahmenbedingungen einzusetzen und...

Bund Deutschland DSV Energie EU EU-Kommission Handel HZ IG Metall Industrie ING Investition Klima Klimaschutz Kurzarbeit Modernisierung Olaf Scholz Presse Produktion Salzgitter Stahl Stahlindustrie Stahlproduktion Stahlunternehmen Thyssen thyssenkrupp Transformation Transport Unternehmen Wasserstoff Wettbewerb Wirtschaft
Mehr erfahren