Seit den 1990er Jahren beherbergt die TU Bergakademie Freiberg einen Modellbestand des ehemaligen Metallleichtbaukombinats Leipzig.
Bisher noch nicht im Fokus der historischen Forschung, werden die Modelle nun im Rahmen eines DFG-Projekts gemeinsam mit der TU Braunschweig genau untersucht. Das Forscherteam erhofft sich davon neue Einblicke in die Industriegeschichte des Stahlbaus der 1970er und -80er Jahre.
Im Mittelpunkt des neuen Forschungsprojekts stehen Modelle aus dem Sammlungsbestand der Kustodie der TU Bergakademie Freiberg, die die gesamte Produktionspalette des Metallleichtbaukombinats Leipzig (MLK) repräsentieren. Die Modelle kamen Mitte der 1990er Jahre nach Freiberg, konnten allerdings erst im vergangenen Jahr aus einer Nebenhalle in das Hauptdepot der Kustodie überführt werden.
„Die Sichtung ergab, dass sich die Modelle der Fabrikhallen, Mehrzweck-bauten und Industriegebäuden nicht nur in einem überwiegend sehr guten Zustand befinden, sondern auch ein großes Potential für interdisziplinäre Forschung besitzen“, berichtet Kustos Dr. Andreas Benz.
Im Rahmen des Gemeinschaftsprojektes soll nun in den kommenden drei Jahren anhand der knapp achtzig Modelle die gesamte Produktionspalette des Kombinats rekonstruiert und analysiert werden, denn die Modelle spielten für den Stahl- und Metallleichtbau in der ehemaligen DDR eine zentrale Rolle. Dabei zeichnen die Forscher/innen die historische Entwicklung aus baukonstruktiver und industrie-archäologischer Sicht nach. Außerdem analysieren sie reale, noch existierende MLK-Bauwerke, die den Modellen entsprechen. Modelle wurden auf Messen weltweit eingesetzt
In einem ersten Schritt werden dazu die Modelle aus stahlbau-technischer Sicht erkundet. Anschließend sind umfangreiche Archiv-recherchen zur Geschichte des MLK sowie industriearchäologische Feldforschungen zu den noch real vorhandenen MLK-Bauten vorgesehen. Da die Modelle in den 1970er und 1980er Jahren zur Präsentation der Leistungsfähigkeit des MLK auf internationalen Messen dienten und die entsprechenden Gebäude auch ins Ausland verkauft wurden, besitzt das Projekt eine über das Territorium der ehemaligen DDR hinausgehende Dimension.
„Hier wird die industriearchäologische Analyse zeigen, wie weit verbreitet die Gebäude tatsächlich waren und welche Rolle der Stahl- und Leichtmetallbau der DDR international besaß“, meint Professor Dr. Helmuth Albrecht, Direktor des Instituts für Industriearchäologie, Wissenschafts- und Technikgeschichte (IWTG) der TU Bergakademie Freiberg.
Hintergrund: DFG Schwerpunktprogramm Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat das Kooperationsprojekt des IWTG und des Instituts für Stahlbau der TU Braunschweig unter Leitung von Professor Dr. Klaus Thiele im Rahmen ihres neu eingerichteten Schwerpunktprogramms „Kulturerbe Konstruktion“ (https://www.dfg.de/foerderung/info_wissenschaft/2019/info_wissenschaft_19_49/index.html) bewilligt. Gesamtaufgabe des Projekts ist die Rekonstruktion und Analyse der baukonstruktionsgeschichtlichen Entwicklung des Stahl- und Metallleichtbaus in der DDR unter Zuhilfenahme des Modellbestands des Metallleichtbaukombinats Leipzig.
(Quelle: TU Bergakademie Freiberg)
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