Wirtschaft News
Erwin Kostyra, Präsident des Bundesverbands Metall - Photo: Bundesverband Metall
26.11.2021

Vielen mittelständischen Zulieferern im Metallhandwerk droht das Aus

Die rund 12.000 Betriebe der Feinwerkmechanik mit ihren 230.000 Beschäftigten und gut 32 Mrd. € Umsatz nehmen als hochtechnisierte Zulieferer aus dem Metallhandwerk eine Schlüsselposition am Produktionsstandort Deutschlands ein. Viele dieser Zulieferer stehen in der aktuellen Krisensituation zunehmend mit dem Rücken zur Wand.  

Diese Betriebe sind unverzichtbarer Teil der Wertschöpfungskette in wichtigen exportorientierten Branchen wie z.B. für den Automotivsektor, für Umwelttechnologien und Rationalisierungsmittel.   Während Industriebetriebe derzeit Milliardenerlöse erzielen, geraten die Zulieferer immer tiefer in die roten Zahlen. In der bereits pandemiebedingt stark eingeschränkten Liquidität kämpfen sie mit unkalkulierbaren Preisrisiken, empfindlich gestörten Lieferketten und daraus resultierenden Lieferverzögerungen, wenn beispielsweise Produktelemente, Steuerungen oder Materialkomponenten nicht lieferbar sind. In der Folge leiden nicht nur die Lieferantenbewertungen, enge Margen bei gleichzeitig hohen Finanzierungs- und Fixkosten setzen die handwerklichen Zulieferer unter massiven Druck und beschleunigen die Abwärtsspirale. Zusätzlich droht die Gefahr, dass wertvolles Wissen für die Lösung spezieller Fertigungsmöglichkeiten hier zu Lande verloren geht und unter Umständen teuer neu entwickelt werden muss.  

Rückmeldungen von Unternehmen zeigen, dass sich die Industrie davon weitgehend unbeeindruckt zeigt und die zuliefernden Partner durch kompromisslose Verhandlungstaktik bei unveränderter Just-in-time Erwartung weiter unter Druck setzt. Nochmals deutlich verschärft wird die Lage, wenn Aufträge bei Zulieferern kurzfristig storniert werden, weil die Industriekunden ihre eigene Produktion nicht herstellen bzw. verkaufen können. Die dadurch steigenden Lasten der Vorfinanzierung müssen die handwerklichen Zulieferer stemmen, ohne verlässliche Abnahmezusagen zu haben.

„Unsere Zulieferer zur industriellen Fertigung und für den Rationalisierungsbau sind verlässliche Partner für unsere oft exportorientierte Wirtschaft. Sie stehen für eine hohe Lieferqualität, nachhaltige Produktion, für soziale Sicherheit, Arbeits- und Ausbildungsplätze. Wenn Politik und Industrie es ernst meinen mit dem Produktionsstandort Deutschland und der Aussage, dass die Produktion geschützt werden soll, dann ist der Handlungsbedarf jetzt. Für eine geregelte und finanzierbare Ablösung der Verbindlichkeiten benötigen unsere Zulieferbetriebe eine Erholungsfrist von mindestens einem halben Jahr. Nicht Knebelverträge und Konventionalstrafen, sondern ein großzügiger und vertrauensvoller Umgang mir den Lieferanten ist auf dem Weg aus der Krise gefordert. Verlässliche Rahmenbedingungen und eine Verlängerung der Übergangsfrist aus den Förderinstrumenten sind jetzt gefordert“ betont Erwin Kostyra, Präsident des Bundesverbands Metall.  

Die hochtechnisierten Zulieferer im Metallhandwerk sind vielfach und typischerweise umsatz-, kosten- und personalintensive Hybridbetriebe. Als Maschinenbauer, Blechbearbeiter, Zerspaner, Serienfertiger, Schweißspezialisten und teils mit eigenen Entwicklungsabteilungen vereinen sie viele Kompetenzen unter einem Dach. Um ihre Kunden in der Industrie verlässlich und flexibel bedienen zu können, müssen sie kostenintensiv Personal, Material und komplexe Produktionstechnik vorhalten. Ohne diese hochflexiblen Betriebe wären Innovationen in der gesamten deutschen Wirtschaft nur schwer vorstellbar. Sie sind unverzichtbares Fundament für die Produktion am Wirtschaftsstandort Deutschland. Für deren Erhalt fordert der Bundesverband Metall ein Krisenmanagement und einen Schutzschirm, damit diese Betriebe weiter den Wirtschaftsstandort Deutschland stärken.  

Die Branche Metallhandwerk steht insgesamt für 33.000 Unternehmen des Metallbaus und der Feinwerkmechanik. Diese bilden 24.000 Lehrlinge aus. Mit 478.000 Beschäftigte erwirtschaften sie rund 65 Milliarden € Umsatz. Der Bundesverband Metall (BVM) in Essen vertritt die Interessen der Metallhandwerksbetriebe in 325 Innungen und 13 Landesverbänden.

(Quelle: Bundesverband Metall)

Schlagworte

AusbildungBlechBundBundeverband MetallDeutschlandEntwicklungEssenEUFinanzierungHybridIndustrieINGInnovationLieferkettenMaschinenbauMaschinenbauerPolitikProduktionSteuerungTechnikUmweltUmwelttechnologieUnternehmenUSAVerkaufWirtschaftWirtschaftsstandortZahlen

Verwandte Artikel

Unterzeichnungszeremonie bei El Marakby Steel. Von links nach rechts: Mona El Marakby, Chief Supply Chain Officer El Marakby Steel; Hassan El Marakby, Chief Executive Officer (CEO) El Marakby Steel; Enea Pasquali, Key Account Manager SMS group; Said Abdalla, Chief Operations Officer (COO) El Marakby Steel; Seif El Borollossy, SIGMA Engineering
21.02.2025

SMS erhält Auftrag zur Modernisierung einer Minimill

El Marakby, einer der größten Hersteller von geripptem Stabstahl und Walzdraht in Ägypten, steigert mit der Minimill-Modernisierung durch SMS seine Produktionskapazität u...

Anlagen Betonstahl CO2 CO2-Emissionen Draht Emissionen Energie Ergebnis EU Industrie ING KI Messung Modernisierung Partnerschaft Produktion Schlacke Schmelze Schmelzen SMS SMS group Stabstahl Stahl Stahlindustrie Stahlwerk Tube USA Walzanlage Walzwerk Wettbewerb Wettbewerbsfähigkeit Zusammenarbeit
Mehr erfahren
Auf den IBU-Mitgliedertagen 2025 in Leipzig dreht sich alles um die Zukunft der blechumformenden Industrie
20.02.2025

IBU-Mitgliedertage 2025: Die Zukunft im Fokus

Auf den IBU-Mitgliedertagen 2025 in Leipzig dreht sich alles um die Zukunft der blechumformenden Industrie. Auf dem Programm stehen u. a. Werksbesichtigungen bei Porsche...

Automobil Blech BMW Entwicklung EU Industrie Industrieverband Blechumformung ING Innovation KI LED Museum Umformen Umformung Unternehmen Wirtschaft
Mehr erfahren
Kontrollraum der Beizlinie bei SSAB in Hämeenlinna
20.02.2025

KI unterstützt Identifikation von Beizfehlern

Primetals Technologies hat von SSAB das Endabnahmezertifikat (FAC) für die Installation digitaler Assistenzsysteme erhalten. Es wurden erstmals Lösungen für die Bundident...

Anlagen Automatisierung Automobil BSW Bund Digitalisierung Endabnahme Ergebnis EU Finnland HZ Industrie ING Kaltwalzanlage Kran Optimierung Partnerschaft Primetals Produktion Produktionsprozess Profile Rohre SSAB Stahl Stahlrohre Walzanlage Zertifikat
Mehr erfahren
EAF bei Swiss Steel
19.02.2025

Swiss Steel: Aktionäre heben Börsenregistrierung auf

Swiss Steel Holding AG gibt bekannt, dass ihre Aktionäre auf der außerordentlichen Generalversammlung dem Antrag des Verwaltungsrats auf freiwillige Dekotierung der Aktie...

Aktionäre Essen EU Generalversammlung Handel HZ ING Langstahl Messe Stahl Swiss Steel Group Swiss STeel Holding Wettbewerb
Mehr erfahren
Kardemir Karabük Demir Çelik Sanayi ve Ticaret A.Ş wird auf der neuen Fünfstrang-Kombigießanlage von SMS am Standort Karabük Vierkantknüppel in drei Formaten herstellen und eine Produktionsleistung von mehr als 1,2 Millionen Tonnen pro Jahr erreichen
18.02.2025

SMS erhält Auftrag für Fünfstrang-Kombi-Gießanlage

Kardemir Karabük Demir Çelik Sanayi ve Ticaret A.Ş hat SMS Concast mit der Lieferung einer Fünfstrang-Kombi-Gießanlage beauftragt. Sie erweitert die Produktionskapazität...

Anlagen Antrieb Automation EU Industrie Innovation KI Lieferung Optimierung Partnerschaft Produktion Rohre Schienen SMS Concast SMS group Stahl Stahlindustrie Stahlwerk Steuerung Türkei Unternehmen USA Zusammenarbeit
Mehr erfahren