Im Rahmen seiner Quartalskommunikation für das erste Quartal 2022 hat der französische Stahlrohrkonzern Vallourec angekündigt, den Schließungsprozess für seine beiden Werke in Nordrhein-Westfalen einzuleiten. Betroffen sind die Standorte der deutschen Tochtergesellschaft Vallourec Deutschland GmbH (Vallourec Deutschland) in Düsseldorf-Rath und Mülheim an der Ruhr mit insgesamt rund 2400 Beschäftigten. Die Produktion soll Ende 2023 eingestellt werden. Ein im November 2021 eingeleiteter Verkaufsprozess für die beiden Werke war ohne Ergebnis geblieben, da keines der vorgelegten Angebote eine nachhaltige Zukunfts-sicherung der Produktionsstandorte erkennen ließ.
Philippe Guillemot, Vorsitzender des Verwaltungsrates und CEO der Vallourec-Gruppe, sagte: „Uns ist bewusst, dass die beabsichtigte Schließung für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ihre Familien einen tiefen Einschnitt darstellt. Die Entscheidung, diesen Prozess einzuleiten, ist uns wahrlich nicht leichtgefallen, aber wir mussten uns nach sorgfältiger Prüfung aller möglichen Optionen und vorgelegten Konzepte eingestehen, dass die Produktion nahtloser Stahlrohre für uns in Deutschland aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr darstellbar ist.“
Vallourec Deutschland stellt vor allem nahtlose Stahlrohre für den Öl- und Gasmarkt sowie industrielle Anwendungen im Maschinen- und Stahlbau her und schreibt seit sieben Jahren signifikante Verluste. Ursache dafür sind Überkapazitäten in der Branche, sinkende Margen, aber auch externe Schocks wie diverse Ölkrisen, Strafzölle aus China, die Corona-Krise sowie der von Russland begonnene Krieg in der Ukraine mit dramatischen Auswirkungen auf Vormaterial- und Energiepreise.
Vallourec Deutschland hat sich daher in den letzten Jahren mehrfach mit Sanierungsmaßnahmen an die Marktentwicklung strukturell angepasst. Dazu zählte die Schließung des Rohrwerks in Düsseldorf-Reisholz im Jahr 2020 und seit 2015 ein Personalabbau von insgesamt rund 1400 Beschäftigten sowie mehrere Spar- und Restrukturierungsprogramme. Sämtliche Maßnahmen wurden im konstruktiven Dialog mit den Betriebsräten durchgeführt. Trotz aller Bemühungen konnte bis heute kein kostendeckender Betrieb der deutschen Standorte realisiert werden. Auch der Produktbereich Erneuerbare Energien wird die Situation nicht wesentlich verbessern, da sich in Deutschland der Umsatzanteil in diesem Bereich zurzeit lediglich auf ein Prozent beläuft und laut Prognosen auch in fünf Jahren maximal auf zehn Prozent des Umsatzes ansteigen wird.
Zuletzt hatte Vallourec den Verkauf der beiden Werke angestrebt. Doch keines der von den Interessenten vorgelegten Konzepte bietet eine solide Zukunftssicherung der beiden Werke. Auch verschiedene Fortführungsszenarien innerhalb des Konzerns, erarbeitet von Betriebsräten wie auch durch das Management, können keinen langfristig wettbewerbsfähigen Weiterbetrieb garantieren.
Vor diesem Hintergrund sieht Vallourec keine Alternative zur Einleitung des Schließungsprozesses der beiden Werke. Denn, so Philippe Guillemot: „Eine Vallourec Deutschland, die in den letzten sieben Jahren und auch aktuell signifikante Verluste erwirtschaftet, kann im schlimmsten Fall mittelfristig die Weiterexistenz der gesamten Vallourec-Gruppe gefährden.“
Das Ziel von Vallourec ist es nun, zeitnah Gespräche mit den Betriebsräten und der IG Metall über einen Interessenausgleich und Sozialplan aufzunehmen.
„Wir sind daran interessiert, dass für die Menschen, mit denen wir so lange zusammengearbeitet haben, eine faire und anständige Lösung gefunden wird“, sagte Guillemot. „Wir bemühen uns, die Auswirkungen so stark abzumildern wie angesichts der Gesamtsituation möglich.“
(Quelle: Vallourec Deutschland GmbH)
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