Unternehmen
Photo: Peter Stumpf
20.05.2022

Vallourec-Gruppe leitet Schließungsprozess der deutschen Standorte ein

Im Rahmen seiner Quartalskommunikation für das erste Quartal 2022 hat der französische Stahlrohrkonzern Vallourec angekündigt, den Schließungsprozess für seine beiden Werke in Nordrhein-Westfalen einzuleiten. Betroffen sind die Standorte der deutschen Tochtergesellschaft Vallourec Deutschland GmbH (Vallourec Deutschland) in Düsseldorf-Rath und Mülheim an der Ruhr mit insgesamt rund 2400 Beschäftigten. Die Produktion soll Ende 2023 eingestellt werden. Ein im November 2021 eingeleiteter Verkaufsprozess für die beiden Werke war ohne Ergebnis geblieben, da keines der vorgelegten Angebote eine nachhaltige Zukunfts-sicherung der Produktionsstandorte erkennen ließ.

Philippe Guillemot, Vorsitzender des Verwaltungsrates und CEO der Vallourec-Gruppe, sagte: „Uns ist bewusst, dass die beabsichtigte Schließung für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ihre Familien einen tiefen Einschnitt darstellt. Die Entscheidung, diesen Prozess einzuleiten, ist uns wahrlich nicht leichtgefallen, aber wir mussten uns nach sorgfältiger Prüfung aller möglichen Optionen und vorgelegten Konzepte eingestehen, dass die Produktion nahtloser Stahlrohre für uns in Deutschland aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr darstellbar ist.“

Vallourec Deutschland stellt vor allem nahtlose Stahlrohre für den Öl- und Gasmarkt sowie industrielle Anwendungen im Maschinen- und Stahlbau her und schreibt seit sieben Jahren signifikante Verluste. Ursache dafür sind Überkapazitäten in der Branche, sinkende Margen, aber auch externe Schocks wie diverse Ölkrisen, Strafzölle aus China, die Corona-Krise sowie der von Russland begonnene Krieg in der Ukraine mit dramatischen Auswirkungen auf Vormaterial- und Energiepreise.

Vallourec Deutschland hat sich daher in den letzten Jahren mehrfach mit Sanierungsmaßnahmen an die Marktentwicklung strukturell angepasst. Dazu zählte die Schließung des Rohrwerks in Düsseldorf-Reisholz im Jahr 2020 und seit 2015 ein Personalabbau von insgesamt rund 1400 Beschäftigten sowie mehrere Spar- und Restrukturierungsprogramme. Sämtliche Maßnahmen wurden im konstruktiven Dialog mit den Betriebsräten durchgeführt. Trotz aller Bemühungen konnte bis heute kein kostendeckender Betrieb der deutschen Standorte realisiert werden. Auch der Produktbereich Erneuerbare Energien wird die Situation nicht wesentlich verbessern, da sich in Deutschland der Umsatzanteil in diesem Bereich zurzeit lediglich auf ein Prozent beläuft und laut Prognosen auch in fünf Jahren maximal auf zehn Prozent des Umsatzes ansteigen wird.

Zuletzt hatte Vallourec den Verkauf der beiden Werke angestrebt. Doch keines der von den Interessenten vorgelegten Konzepte bietet eine solide Zukunftssicherung der beiden Werke. Auch verschiedene Fortführungsszenarien innerhalb des Konzerns, erarbeitet von Betriebsräten wie auch durch das Management, können keinen langfristig wettbewerbsfähigen Weiterbetrieb garantieren.

Vor diesem Hintergrund sieht Vallourec keine Alternative zur Einleitung des Schließungsprozesses der beiden Werke. Denn, so Philippe Guillemot: „Eine Vallourec Deutschland, die in den letzten sieben Jahren und auch aktuell signifikante Verluste erwirtschaftet, kann im schlimmsten Fall mittelfristig die Weiterexistenz der gesamten Vallourec-Gruppe gefährden.“

Das Ziel von Vallourec ist es nun, zeitnah Gespräche mit den Betriebsräten und der IG Metall über einen Interessenausgleich und Sozialplan aufzunehmen.

„Wir sind daran interessiert, dass für die Menschen, mit denen wir so lange zusammengearbeitet haben, eine faire und anständige Lösung gefunden wird“, sagte Guillemot. „Wir bemühen uns, die Auswirkungen so stark abzumildern wie angesichts der Gesamtsituation möglich.“

(Quelle: Vallourec Deutschland GmbH)

Schlagworte

ABBChinaCoronaDeutschlandEnergieEntwicklungErgebnisEssenEUGesellschaftIG MetallIndustrieINGLEDProduktionRestrukturierungRohreRusslandSanierungStahlStahlbauStahlrohreUSAVerkaufWettbewerbWirtschaft

Verwandte Artikel

Ambrians Hafeninfrastruktur für das zukünftige CO2-Terminal in Bremen
30.04.2025

Positive Studie für CO₂-Terminal im Hafen Bremen

Die geplante Infrastruktur könnte einen entscheidenden Beitrag zur Umsetzung von Carbon Capture & Storage (CCS) in Deutschland leisten

Bremen CO2 Deutschland Emissionen EU Industrie Klage Klima Klimaziel Klimaziele Lieferung Logistik Machbarkeitsstudie Messe Partnerschaft Service Studie Transport Unternehmen Wirtschaft
Mehr erfahren
30.04.2025

Salzgitter AG erhält Bestnote „A“ im CDP-Rating

Die Salzgitter AG ist von der renommierten globalen Non-Profit-Organisation CDP mit der Bestnote „A“ für ihr Engagement im Bereich Klimaschutz ausgezeichnet worden.

2016 Auszeichnung CDP CO2 Dekarbonisierung Deutschland DSV EU HZ Industrie ING Innovation KI Klima Klimaschutz Klimaziel Klimaziele Ltd Partnerschaft Stahl Stahlerzeugung Stahlherstellung Strategie Transformation Umwelt Unternehmen USA Vorstand Wasserstoff Wasserstoffbasiert Wettbewerb Zusammenarbeit
Mehr erfahren
Vertreter von Hoa Phat und Primetals Technologies bei der Vertragsunterzeichnung.
29.04.2025

Hoa Phat baut Kapazitäten für Walzdraht, Stabstahl und schwere Profile aus

Der vietnamesische Stahlkonzern investiert in eine neue Stranggießanlage und ein neues Drahtwalzwerk

Anlagen Automatisierung Baustahl Bund Draht Drahtwalzwerk Energie Inbetriebnahme Industrie Langprodukte Lieferung Optimierung Partnerschaft Primetals Produktion Profile Prozessautomatisierung Prozessoptimierung Stahl Stahlindustrie Stahlproduktion Steuerung Stranggießanlage Temperatur Transformation Unternehmen Vorstand Walzstraße Walzwerk
Mehr erfahren
Computergrafik des neuen integrierten Elektrostahlwerks von SSAB in Luleå
29.04.2025

SSAB sichert die Finanzierung des Transformationsprojekts

Der schwedische Stahlhersteller SSAB hat sich ein Finanzierungspaket in Höhe von 2,3 Milliarden Euro für den Bau eines hochmodernen, klimafreundlichen Elektrostahlwerks i...

Bandverzinkung CO2 Einsatzstoffe Eisenschwamm Elektrostahlwerk Emissionen EU Finanzierung Industrie ING Investition Italien Kaltwalzkomplex Klima Metallurgie Nachhaltigkeit Produktion Recycling Roheisen Schmelze Schmelzen Schrott Schweden Stahl Stahlindustrie Stahlproduktion Stahlwerk Strategie Transformation Unternehmen Vorstand Walzwerk Wettbewerb
Mehr erfahren
Dr. Heather Wijdekop
28.04.2025

thyssenkrupp Materials Services mit neuer Bereichsleiterin

Dr. Heather Wijdekop wird zum 1. Juli 2025 CEO der Business Unit Processing von thyssenkrupp Materials Services. Darüber hinaus wird Dr. Wijdekop die Operating Unit Proce...

Anarbeitung Automobil Coils EU HZ IJmuiden Industrie ING Investition Karriere Lieferketten Nordamerika Produktion Service Strategie Tata Steel Technik Thyssen thyssenkrupp Thyssenkrupp Materials Services Unternehmen Vertrieb Walzwerk Werkstoff Werkstoffe Werkstofftechnik
Mehr erfahren