Wichtige Weichenstellungen beim Stahl und im Wasserstoffgeschäft stehen an
Auf der Hauptversammlung der thyssenkrupp AG am 4. Februar 2022 hat Vorstandsvorsitzende Martina Merz ausgeführt, wie der Konzern für die Zukunft fit gemacht wird.
Im Geschäftsjahr 2020/2021 hat sich thyssenkrupp bei allen relevanten Kennzahlen deutlich verbessert. Der Auftragseingang lag mit insgesamt 39,6 Milliarden Euro sogar 41 Prozent höher als im Vorjahr. Der Umsatz wurde um 18 Prozent auf 34,0 Milliarden Euro gesteigert, und das Bereinigte EBIT lag mit 796 Millionen Euro nicht nur signifikant über dem Vorjahreswert, es war auch deutlich besser als erwartet. Die Bereinigte EBIT-Marge hat der Konzern von -6,1% auf 2,3% steigern können. Unter dem Strich stand mit -25 Millionen Euro für die Gruppe ein nahezu ausgeglichenes Nettoergebnis.
Martina Merz: „Unsere Bilanz haben wir im zurückliegenden Geschäftsjahr deutlich gestärkt. Das Eigenkapital hat sich auf 10,8 Milliarden Euro verbessert und wir verfügten per 30.09.2021 über ein Nettofinanzguthaben von 3,6 Milliarden Euro.“
Auch der Free Cashflow (vor M&A) ist deutlich verbessert. Mit -1,3 Milliarden Euro lag der Wert allerdings – wie prognostiziert – im negativen Bereich. Dies liege unter anderem an den Restrukturierungsauszahlungen und Investitionen. Wie bereits im November angekündigt wurde kein Dividendenvorschlag vorgelegt.
„Hier haben wir leider noch keinen Spielraum“, so die Vorstandsvorsitzende.
Prüfung eines Spin-Offs für den Stahl-Bereich
Den Technologiebereich mit dem neuen Namen thyssenkrupp nucera (Wasserstofferzeugung durch Elektrolyse) möchte die Konzernleitung eigenständig an die Börse bringen, wobei der Konzern Mehrheitseigentümer bleiben will. Eine Entscheidung über einen solchen Börsengang könnte in der ersten Jahreshälfte 2022 fallen, so Martina Merz.
Die Bereiche Materials Services, Industrial Components (d.h. Bearings und Forged Technologies) sowie Automotive Technology sollen in jedem Fall innerhalb der thyssenkrupp Gruppe weitergeführt werden.
Anders sieht es für den Stahlbereich aus. Für Steel Europe wird die eigenständige Aufstellung mit dem Ziel eines Spin-Offs geprüft. Die „Stahlstrategie 20-30“ bezeichnete Martina Merz als das größte Transformations- und Investitionspaket des Konzerns im Stahl seit fast 20 Jahren. Damit soll die Stahlproduktion grundlegend modernisiert werden und zugleich die Wettbewerbsfähigkeit verbessert werden. Parallel dazu wird die Machbarkeit einer Verselbständigung des Stahlgeschäfts geprüft.
Martina Merz: „Wir sind unverändert überzeugt davon, dass eine eigenständige Aufstellung dem Stahl die bestmöglichen Zukunftsaussichten eröffnet. Das Stahlgeschäft hat mit seinem zyklischen Markt andere Rahmenbedingungen als die übrigen Geschäfte von thyssenkrupp. Damit kann Steel Europe außerhalb von thyssenkrupp, als reiner Stahlhersteller, weit mehr aus seinen Möglichkeiten machen.“
Die größte Herausforderung für den Stahl sei dabei ohne Frage die grüne Transformation. Damit sie gelingen kann, seien staatliche Förderinstrumente unverzichtbar. Mittel für Investitionen und auch ein vorübergehender Kostenausgleich im laufenden Betrieb müssten Bestandteil des Geschäftsplans für ein potentiell eigenständiges Stahlgeschäft werden. Auch wenn der Konzern hier bereits unternehmerische Verantwortung übernimmt und Mittel für die Transformation bereitstellt – ohne konkrete und breite Unterstützung der Politik sei es da bislang schwer, grundlegende und belastbare Entscheidungen zu einer Eigenständigkeit zu treffen.
„Und zu dieser Unterstützung durch die Politik gibt es nach wie vor keine klaren rechtlichen Rahmenbedingungen und keine Klarheit über Fördermittel. Da drängt die Zeit!“, so Martina Merz. thyssenkrupp
(Quelle: thyssenkrupp AG)
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