Wie sollten Unternehmen bei der Einführung agiler Methoden vorgehen?
Agile Strategieumsetzung
Die agilen Prinzipien und Methoden werden oft als Allheilmittel beim Bewältigen der Herausforderungen, vor denen die Unternehmen stehen, präsentiert. Agilität bei der Strategieumsetzung zeigt sich jedoch gerade in einem differenzierten Vorgehen.
Der vollständige Artikel ist erschienen in STAHL+TECHNIK 1 (2019) Nr. 9, S. 61 ff.
In der Managementszene wird aktuell unter dem Stichwort „Agile Skalierung“ lebhaft darüber diskutiert, inwieweit ein Übertragen der agilen Arbeitsweisen auf ganze Unternehmen möglich und sinnvoll ist. Um diese Frage zu beantworten, sollte man sich zunächst vor Augen führen, was die zentralen Prinzipien dieser Methoden sind, die ihre Wurzeln fast alle in der Softwareentwicklung haben:
- Eine konsequente Ausrichtung der Arbeit auf die Bedürfnisse der Kunden.
- Eine weitgehende Übertragung der Entscheidungsbefugnisse auf die Mitarbeiter bzw. Teams, sodass diese eigenverantwortlich handeln können, und eine entsprechende Führung.
- Eine bereichs- und funktionsübergreifende Zusammenarbeit z.B. in Scrum- oder Entwicklerteams, in denen alle nötigen Kompetenzen vertreten sind, um das übergeordnete Ziel zu erreichen.
- Eine inkrementelle Arbeitsweise, bei der größere Projekte und Vorhaben nicht vorab im Detail, sondern schrittweise geplant werden und den Kunden regelmäßig Inkremente – also (Teil-)Lösungen – ausgeliefert werden.
- Ein iteratives Vorgehen, bei dem in den Gesamtprozess Reflexionsschleifen eingebaut sind, um aus den gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnissen Schlüsse für das weitere Vorgehen zu ziehen.
Alter Wein in neuen Schläuchen?
Sind diese Prinzipien neu? Die konsequente Ausrichtung der Projekt- und Alltagsarbeit auf die Bedürfnisse der Kunden ist es nicht! Sie wird in allen Managementsystemen propagiert, die in den letzten Jahrzehnten en vogue waren – unabhängig davon, ob diese KVP, TQM, Kaizen, Six Sigma oder Lean Management hießen. Ähnlich verhält es sich bezogen auf die geforderte Übertragung der relevanten Entscheidungsbefugnisse auf die Mitarbeiter bzw. Teams. Auch sie ist ein zentrales Element aller genannten Managementsysteme ebenso wie die Forderung: Die Führung muss sich ändern; die Führungskräfte müssen sich als Befähiger und Ermächtiger ihrer Mitarbeiter verstehen. Auch diesbezüglich wurden in vielen Unternehmen schon zahlreiche Initiativen ergriffen. Inwieweit sie Früchte trugen, ist eine andere Frage.
Autor: Dr. Daniela Kudernatsch, Inhaberin der Unternehmensberatung Kudernatsch Consulting & Solutions in Straßlach bei München.