Unternehmen Trendthema News Technik
Photo: pixabay
31.08.2020

VNG AG und Salzgitter AG kooperieren im Bereich Grüne Gase

Machbarkeitsstudie untersucht Wirtschaftlichkeit einer Versorgung mit pyrolytisch erzeugtem Wasserstoff und Biomethan

Die VNG AG und die Salzgitter AG werden gemeinsam den Einsatz von klimaneutralem Wasserstoff und Biomethan für die Stahlherstellung im Werk der Salzgitter Flachstahl GmbH im niedersächsischen Salzgitter prüfen. Hierüber wurde eine Absichtserklärung unterzeichnet.
 
Die Vision der beiden Unternehmen ist es, das integrierte Hüttenwerk im niedersächsischen Salzgitter mit in Mitteldeutschland produziertem so genanntem türkisem Wasserstoff über eine Pipeline zu versorgen. In einem ersten Schritt wurde zunächst die Wirtschaftlichkeit mittels einer Machbarkeitsstudie bewertet, die gemeinsam mit der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie IEG sowie dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI durchgeführt wurde. Im Fokus stand dabei der mögliche Einsatz des Pyrolyseverfahrens für die Wasserstofferzeugung.
 

„Wir sind zu der Erkenntnis gekommen, dass auf Basis der untersuchten Szenarien die Gestehungskosten des Wasserstoffs aus dem Pyrolyseverfahren gegenüber der Elektrolyse wettbewerbsfähig sein können und das Verfahren hilfreich bei der emissionsarmen Wasserstoffbereitstellung sein kann. Voraussetzung ist jedoch, dass die technologischen Herausforderungen der Pyrolyse zeitnah gelöst, gute Verwendungsmöglichkeiten für den anfallenden Kohlenstoff gefunden und Methan-Emissionen entlang der gesamten Prozesskette
nachvollziehbar begrenzt werden“, sagte Prof. Mario Ragwitz, der die Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie (IEG) mit Sitz in Cottbus leitet.
 
Untersucht wurde die Wirtschaftlichkeit des großindustriellen Einsatzes des Pyrolyseverfahrens unter Berücksichtigung verschiedener politischer Rahmenbedingungen und notwendiger Investitionen für die Pyrolyseanlage, die Transportwege und die Nutzung eines Speichers. Die Szenarien unterschieden sich in einer Variation des CO2-, Strom- und Gaspreises sowie der Biogasnutzung. Zudem wurde ein Vergleich zur reinen Erdgasnutzung oder dem Einsatz des Elektrolyseverfahrens für die Wasserstoffherstellung mit in Deutschland produziertem Strom gezogen. Ferner spielte auch die Einbettung Salzgitters in ein zukünftiges Wasserstoffnetz eine Rolle.
 
„Die Untersuchung hat gezeigt, dass die Versorgung des Standortes Salzgitter mit grünen Gasen trotz des zu erwartenden hohen Bedarfs an Wasserstoff technisch und wirtschaftlich möglich ist“, sagte Cornelia Müller-Pagel, die bei der VNG AG mit Hauptsitz in Leipzig den Bereich „Grüne Gase“ leitet. „Mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit brauchen wir beim Aufbau der Wasserstoffwirtschaft jedoch kurz- und mittelfristig eine noch stärkere Technologieoffenheit, auch bei der Förderpolitik. Neben grünem Wasserstoff sollte künftig auch blauer und türkiser Wasserstoff eine gleichberechtigte Rolle spielen.“ Um die unterschiedlichen Herstellungsmethoden von Wasserstoff künftig besser hinsichtlich ihrer Umweltverträglichkeit vergleichen zu können, plädiert Müller-Pagel zudem für ein möglichst einheitliches Monitoringund Zertifizierungssystem, das in der gesamten EU zum Einsatz kommen sollte.
 
Die Prüfung des künftigen Einsatzes von Wasserstoff in der Produktion geht bei der Salzgitter AG einher mit der Analyse moderner Methoden und innovativer Verfahrenstechniken, um den CO2-Ausstoß signifikant zu reduzieren: Unter dem Projektnamen SALCOS (Salzgitter Low CO2 Steelmaking) wurde bereits 2015 ein Konzept zur Dekarbonisierung der Stahlherstellung entwickelt. Erste Umsetzungs-schritte dieses Konzeptes sind die im Aufbau befindliche PEMElektrolyse mit einer Leistung von 2,5 Megawatt und ein Hochtemperatur-Elektrolyseur mit 720 Kilowatt Leistung auf dem Werksgelände, um den derzeitigen Wasserstoffbedarf für Glühprozesse intern zu decken, sowie der Errichtung von sieben Windkraftanlagen.

Dr. Alexander Redenius von der Salzgitter AG:
„Die Umstellung auf eine dekarbonisierte Stahlerzeugung ist eine große Herausforderung. Der internationale Wettbewerbsdruck und die
enormen Transformationskosten machen eine staatliche Unterstützung unabdingbar. Zudem plädieren wir für eine schrittweise Transformation der konventionellen Stahlerzeugungsroute. Kurzfristig könnten durch den Einsatz von Erdgas in einem neu zu bauenden
Direktreduktionsaggregat bereits CO2-Einsparungen von über 60 Prozent im Vergleich zur konventionellen Route erzielt werden. Mittels einer schrittweisen Wasserstoffbeimischung bis zu 100 Prozent kann der Stahl nahezu CO2-neutral hergestellt werden. Das könnte Hand-in-Hand mit dem Aufbau von Erzeugungskapazitäten für grünen und türkisen Wasserstoff geschehen.“
 
Die Partner wollen jetzt in einem Nachfolgeprojekt weitere mögliche Schritte definieren und damit die Grundlage für die gemeinsame Umsetzung der Projektidee schaffen.
 
(Quelle: Salzgitter AG und VNG AG)
 
 
 

Schlagworte

SalzgitterVNG AGWasserstoff

Verwandte Artikel

Die Veranstaltung fand im LWL-Museum Henrichshütte in Hattingen statt.
28.05.2025

VDEh Mitgliederversammlung 2025

Am 22. Mai 2025 fand im LWL-Museum Henrichshütte in Hattingen die VDEh-Mitgliederversammlung mit rund 200 Mitgliedern statt.

CO2 CO2-neutral Duisburg Essen EU Forschung Forschungsprojekt Industrie ING KI Konferenz Museum Nachwuchs Rohstoffe RWTH RWTH Aachen Salzgitter Salzgitter AG Schmelze Schmelzen Schrott Stahl Stahlindustrie Stahlwerk Thyssen thyssenkrupp Thyssenkrupp Steel Europe Thyssenkrupp Steel Europe AG Transformation USA Veranstaltung Wasserstoff Wirtschaft
Mehr erfahren
Christian Grosspointner, CEO der Aichelin Grou plant ein sinnvolles Wachstum für Aichelin
27.05.2025

Aichelin mit solider Geschäftsentwicklung in 2024

Die Gruppe konnte eine stabile Geschäftsentwicklung erzielen: Der Umsatz lag mit 183 Mio. Euro auf Vorjahresniveau (2023: 185 Mio. Euro). Neben der Konzentration auf das...

Anlagen Anpassung Automatisierung Brenner China Energie Entwicklung Erfolgsfaktor EU Geschäftsentwicklung Gesellschaft HZ Inbetriebnahme Indien Industrie ING Innovation Investition KI Klima Modernisierung Nachhaltigkeit Nordamerika Partnerschaft Produktion Prozessleitsystem Service Sistem Teknik Strategie Unternehmen USA Verkauf Vertrieb Wasserstoff Zusammenarbeit
Mehr erfahren
Der neue Ehrendoktor Ulrich Grethe zwischen Universitätspräsidentin Dr.-Ing. Sylvia Schattauer und Gunnar Groebler, dem Vorstandschef der Salzgitter AG. Die Urkunde hatte zuvor Fakultätsdekan Prof. René Wilhelm überreicht.
21.05.2025

Ulrich Grethe erhält Ehrendoktorwürde der TU Clausthal

Die seltene Auszeichnung wurde dem Goslarer, von 2017 – 2024 Vorsitzender des Vereins von Freunden der Universität, vor 140 Gästen durch die Fakultät für Natur- und Mater...

Auszeichnung Berlin Bund DSV Entwicklung EU Flachstahl Forschung Gesellschaft Industrie ING Innovation Kooperation Metallurgie Produktion Salzgitter Salzgitter AG Salzgitter Flachstahl Salzgitter Flachstahl GmbH SMS Stahl Stahlerzeugung Stahlindustrie Stahlproduktion Stahlwerk Studie Technik TEMA Transformation TU Clausthal Universität Unternehmen USA Vorstand Werke Peine Werkstoff Zusammenarbeit
Mehr erfahren
Fabíola Fernandez, CFO, und Jochen Burg, CEO der SMS group, präsentierten ein deutlich verbessertes Jahresergebnis
16.05.2025

SMS group setzt positive Entwicklung fort und verbessert Ergebnis

Das Ergebnis vor Steuern liegt mit 153 Millionen Euro klar über dem Vorjahreswert. SMS treibt die Transformation der Stahlindustrie weltweit voran und sieht sich dank gut...

Anlagen Automation Bund China CO2 Dekarbonisierung Digitalisierung Direktreduktion Duisburg Entwicklung Erfolgsfaktor Ergebnis EU Green Steel Handel Indien Industrie ING Klima Klimaschutz Kreislaufwirtschaft Metallindustrie Modernisierung Nachhaltigkeit Produktion Saarstahl Schweden Service Stahl Stahlerzeugung Stahlindustrie Stahlproduktion Stahlwerk Stiftung Strategie Thyssen thyssenkrupp Transformation Unternehmen USA Vertrieb Wasserstoff Wirtschaft
Mehr erfahren
Dr. J. A. Wünning bei der Eröffnung der neuen Hallen in Renningen
06.05.2025

WS Wärmeprozesstechnik weiht zwei neue Hallen ein

Kürzlich feierte die WS Wärmeprozesstechnik die Einweihung von zwei neuen Hallen in Renningen. Passend zum Tanz in den Mai ergriffen dabei rund 500 Gäste die Chance, sich...

3D-Druck ABB Anlagen Biogas Brenner Bund CO2 Container Elektrolyse Elektrolyseur Energie Energiewende Entwicklung Essen EU Gesellschaft Industrie ING LED Neubau Produktentwicklung Rohre Service Technik Umwelt Umweltschutz Unternehmen USA Veranstaltung Wasserstoff
Mehr erfahren