Es ist wieder soweit: In diesen Tagen startet die nächste Ausbildungsgeneration ins Berufsleben. Jugendliche können dann auch in neun von zehn ostdeutschen Maschinenbau-Unternehmen einen kaufmännischen oder technischen Beruf erlernen. Die Suche nach geeigneten Auszubildenden verlief vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres 2023/2024 jedoch nur in etwa jedem dritten Ausbildungsbetrieb reibungslos. Vor allem die rückläufigen Bewerbungszahlen setzten den Firmen zu. Dies ergab eine Umfrage des VDMA Ost unter den 350 Mitgliedern in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
Oliver Köhn, Geschäftsführer des VDMA Ost, sagt:
„Maschinenbau und duale Ausbildung gehören fest zusammen. 86 Prozent der ostdeutschen Maschinenbau-Betriebe bilden ihren Fachkräftenachwuchs selbst aus. Doch bei vielen Unternehmen schwingt auch Frust mit. So hatten in diesem Jahr fast 60 Prozent der Betriebe Probleme, geeignete Jugendliche für eine kaufmännische oder gewerblich-technische Berufsausbildung zu gewinnen.“
Besonders schwierig ist Köhn zufolge die Situation in den technischen Berufsfeldern. Hier gibt es in vier von zehn Firmen freie Ausbildungsplätze. Nur wenige der Betriebe, die zum Umfragezeitpunkt Ende Juni/Mittel Juli 2023 die gewerblich-technischen Ausbildungsstellen nicht besetzen konnten, hatten Hoffnung, dies bis zum Ausbildungsstart ändern zu können. 15 Prozent von ihnen bewerteten die Erfolgsaussichten als „eher hoch“ und 4 Prozent als „sehr hoch“. 70 Prozent dieser Maschinenbau-Unternehmen schätzten dagegen die Chancen „eher niedrig“ ein, weitere 11 Prozent nannten sie „aussichtslos“.
Ausbleibende Bewerbungen erschweren Stellenbesetzung
97 Prozent der Unternehmen, die Probleme bei der Azubi-Suche hatten, gaben als Grund die fallenden Bewerberzahlen an. Vor allem der demografische Wandel, der starke Studienwunsch von Jugendlichen sowie die Konkurrenz anderer Arbeitgeber führen demnach zu einem sinkenden Interesse. Außerdem kommt nach Ansicht der Firmen die Berufsorientierung an Schulen zu kurz.
Oliver Köhn erklärt:
„Wir können nicht darauf warten, bis die Politik die Angebote an den allgemeinbildenden Schulen ausbaut. Deshalb arbeiten viele Unternehmen schon heute mit Bildungseinrichtungen zusammen. Wenn sie künftig noch mutiger auf alle Schulformen zugehen, lassen sich vielleicht auch rollentypische Berufsinteressen aufbrechen und mehr junge Frauen für eine technische Ausbildung gewinnen. Momentan ist lehrjahr-übergreifend im Branchenschnitt unter zehn Auszubildenden gerade mal ein Mädchen.“
Oliver Köhn regt zum Beispiel an, dass Firmen an Projekttagen direkt in den Schulen Kindern und Jugendlichen ihre Lehrberufe vorstellen, sich an Elternabenden beteiligen, zu Praxisnachmittagen im Betrieb einladen oder Schul-Arbeitsgemeinschaften betreuen. Dies könne bewährte Angebote wie Praktika ergänzen.
Schulische Vorbildung zu selten praxistauglich
Etwa die Hälfte der Firmen (49 Prozent) kritisierte, dass die Schulabsolventen nur mangelhaft auf die Anforderungen in der betrieblichen Praxis vorbereitet sind. Ein Großteil von ihnen (78 Prozent der Firmen, die die Ausbildungsfähigkeit bemängelten) nannte vor allem Schwächen in Mathe, Physik und Technik, fehlende Kenntnisse in Deutsch und Fremdsprachen sowie unzureichende praktische Fähigkeiten.
Köhn sagt:
„Wir appellieren daher an die Bildungspolitik, dem eklatanten Unterrichtsausfall zweckmäßig entgegenzuwirken und die Lehrinhalte in den naturwissenschaftlichen Fächern nicht weiter auszudünnen. Es müssen andere Lösungen gefunden werden, um dem Lehrermangel gegenzusteuern.“
Dem Landesverbands-Geschäftsführer zufolge können sich Jugendliche auch jetzt noch für eine duale Ausbildung im Maschinenbau bewerben. „Stimmt die Motivation und bringen die Jugendlichen eine solide Schulbildung mit, stehen die Chancen auf einen Ausbildungsbeginn 2023 gut“, wirbt Köhn. Fach- und Nachwuchskräfte sowie Unternehmen können zudem die Verbandsangebote nutzen, beispielsweise die virtuelle Ausbildungsmesse für Techniknachwuchs TechTalents und die Plattform talentmaschine.de. Weitere wichtige Puzzleteile sind die Nachwuchsstiftung Maschinenbau und die Kooperation von VDMA Ost und Cluster IT Mitteldeutschland.
(Quelle: VDMA)
Schlagworte
AusbildungBerlinBrandenburgDeutschlandEssenEUIBUINGKooperationMaschinenbauMesseNachwuchsPolitikSachsenStiftungStudieTechnikUnternehmenUSAVDMAZahlen