Deutlich mehr Großaufträge als noch im Vorjahr
Die von den Mitgliedern der VDMA Arbeitsgemeinschaft Großanlagenbau (AGAB) in Deutschland verbuchten Auftragseingänge lagen 2019 mit 18,3 Mrd. € stabil auf Vorjahresniveau. Damit konnten sich die Unternehmen in einem volatilen Marktumfeld, das von starkem Preis- und Wettbewerbsdruck sowie vielfältigen politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten geprägt war, gut behaupten.
Besonders erfreulich war, dass die Mitglieder der AGAB 2019 deutlich mehr Großaufträge als noch im Vorjahr verbuchen konnten. Bei diesen zumeist schlüsselfertigen EPC-Projekten spielen neben der Planung immer häufiger auch Bau, Betrieb und Wartung der Anlagen eine wichtige Rolle. Die inländischen Bestellungen legten 2019 um 2 % auf 3,6 Mrd. € (2018: 3,5 Mrd. €) zu. Bemerkenswert war die Entwicklung im Markt für thermische Kraftwerke, hier stiegen die Auftragseingänge um 83 % auf 1,0 Mrd. € (2018: 547 Mio. €). Hier standen jedoch vielmehr Modernisierungsprojekte sowie Services im Blickpunkt. Nowicki: „Dass sich dieser Aufschwung in den nächsten Jahren fortsetzen könnte, ist angesichts des absehbaren Endes der Kernenergie und der Kohleverstromung in Deutschland unwahrscheinlich.“
USA waren 2019 der wichtigste Exportmarkt
Die Bedeutung des Auslandsgeschäfts im Großanlagenbau bleibt hoch. 2019 lag die Exportquote wie im Vorjahr bei 81 %, das Auftragsniveau erreichte einen Wert von 14,7 Mrd. € (2018: 14,8 Mrd. €). Die USA waren aufgrund mehrerer Großaufträge für metallurgische Anlagen der wichtigste Auslandsmarkt für den VDMA-Großanlagenbau (1,5 Mrd. €). Darüber hinaus wurden Buchungen im Wert von mindestens 1 Mrd. € aus Russland, China und Singapur gemeldet. Aufträge für bedeutende Großprojekte wie etwa ein Pumpspeicherkraftwerk, eine Papierfabrik und ein großes Gaskraftwerk gingen darüber hinaus aus Australien, Schweden und Brasilien ein. Die Nachfrage nach Großanlagen im Nahen und Mittleren Osten sank hingegen auf den niedrigsten Wert seit 17 Jahren.
Wegbereiter einer nachhaltigen Industrieproduktion
Die Pläne vieler Staaten, den Klimawandel einzudämmen und dafür Technologien zur Einsparung von Energie und Treibhausgasen zu nutzen, werden konkreter. Dem VDMA-Großanlagenbau eröffnen diese Bemühungen die Chance, neue Angebote am Markt zu platzieren. Beispiele für die Leistungsfähigkeit des VDMA-Großanlagenbaus sind Anlagen für eine CO2-freie Energieerzeugung, Verfahren zum Recycling von Metallen oder Kunststoffen sowie Systeme zur Vermeidung von Emissionen. Darüber hinaus liefert der Großanlagenbau Anlagen zur Erzeugung von Wasserstoff, der in der Energiewirtschaft der Zukunft als Stromspeicher und Energieträger eine zentrale Rolle spielen könnte. „Als Voraussetzung für die Etablierung eines solchen nachhaltigen Systems muss die Politik jedoch rasch verlässliche Rahmenbedingungen – etwa für den weiteren Ausbau der Windkraft – schaffen, auf Basis derer die Unternehmen wirtschaftlich tragfähige Geschäftsmodelle entwickeln können“, mahnt der AGAB-Sprecher zügiges Handeln an. Denn ohne die Nutzung erneuerbarer Energien kann kein Sektor entscheidende Beiträge zum Klimaschutz erbringen: „Grüner“ Wasserstoff und der Ausbau der regenerativen Energien bedingen sich gegenseitig.
Hohe Unsicherheiten aufgrund Corona-Pandemie und fallendem Ölpreis
Die grassierende Corona-Pandemie und der kollabierende Ölpreis führen derzeit zu extremen Unsicherheiten auf den Märkten des Großanlagenbaus. Die kurz- bis mittelfristigen Aussichten für den Industriezweig lassen sich daher nicht seriös prognostizieren. Zum jetzigen Zeitpunkt erscheint ein Rückgang der Auftragseingänge im Jahr 2020 als unvermeidlich. Selbst ein Einbruch der Bestellungen wie in der Finanzkrise 2009 kann nicht ausgeschlossen werden.
VDMA
Einen ausführlichen Beitrag über den aktuellen Lagebericht des VDMA finden Sie in der kommenden Mai-Ausgabe von STAHL + TECHNIK, die am 5. Mai 2020 erscheinen wird.