Anlässlich des Besuchs des brasilianischen Präsidenten Lula da Silva in Deutschland erklärt Ulrich Ackermann, Abteilungsleiter Außenwirtschaft im VDMA:
„Deutschland und die EU haben einen erheblichen Nachholbedarf bei der Zusammenarbeit mit Brasilien. Das Land ist bisher nur sehr gering in die internationale Wertschöpfungskette eingebunden und auch der Marktzugang zur EU ist begrenzt. Die hohen Zollbarrieren und technischen Handelshemmnisse machen den europäischen Export von Maschinen und Anlagen aufwändig und teuer.
Und wir stehen im Wettbewerb mit China und den USA um den Marktzugang in Brasilien. Deshalb muss das Freihandelsabkommen zwischen der EU und den Mercosur-Staaten, deren größtes Mitglied Brasilien ist, jetzt vollendet werden. Das umfassende Handelsabkommen wäre für die Wirtschaft beider Regionen eine große Chance, gerade im Hinblick auf den zunehmenden Handelskonflikt zwischen den USA und China.
Aktuell scheitert das Abkommen auf der EU-Seite noch an Zusatzforderungen beim Schutz des Regenwaldes und Befürchtungen einzelner EU-Staaten bei Agrareinfuhren. Die Mercosur-Länder dagegen fordern Klarstellungen im neuen EU-Gesetz gegen Entwaldung und wollen den Zugang europäischer Firmen zu öffentlichen Ausschreibungen begrenzen.
Hier ist Kompromissbereitschaft gefordert. Die EU muss akzeptieren, dass Brasilien und die anderen Mercosur-Staaten andere Ansätze als Deutschland und die EU beim Thema Nachhaltigkeit verfolgen und dass das neue EU-Gesetz gegen Entwaldung ein Schwert ist, das bereits scharf genug ist.
Klar ist: Nur mit einem Abkommen hat Europa Einflussmöglichkeiten auf die Nachhaltigkeitsstandards in Brasilien und den anderen Mercosur-Staaten. Und kein Baum im Amazonas wird vor dem Abholzen gerettet, wenn das Abkommen scheitert.“
Zum Hintergrund:
Brasilien ist mit weitem Abstand der größte Absatzmarkt im Mercosur. Die Maschinenlieferungen aus Deutschland nach Brasilien sind in den vergangenen drei Jahren jeweils zweistellig gestiegen und erreichten im Jahr 2022 insgesamt 2,3 Milliarden Euro.
In den ersten drei Quartalen 2023 sind die deutschen Maschinenexporte um weitere 26 Prozent gewachsen. Mit großem Abstand wichtigster ausländischer Maschinenlieferant Brasiliens ist China mit einem Anteil von 30 Prozent im Jahr 2022, gefolgt von den USA (16 Prozent) und Deutschland (10 Prozent).
In die Mercosur-Länder wurden im Jahr 2022 Maschinen und Anlagen im Wert von insgesamt 29 Milliarden Euro geliefert, ein Plus von 26 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dabei stammten fast 30 Prozent aller Maschineneinfuhren aus China, das seinen Anteil in den vergangenen 10 Jahren fast verdoppeln konnte. An zweiter Stelle lagen die USA mit einem Anteil von 14 Prozent, gefolgt von Deutschland mit 10 Prozent.
(Quelle. VDMA)