Die Vallourec Deutschland GmbH schließt im Sommer 2020 den Produktionsstandort in Düsseldorf-Reisholz. Das hat der Aufsichtsrat am Freitag letzter Woche in einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung beschlossen. Er stimmt damit der Geschäftsführung zu. Diese hatte in der vergangenen Woche entschieden, das Werk aufgrund weggebrochener Absatzmärkte stillzulegen. Vallourec arbeitet nun in enger Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat sowie Vertretern der IG-Metall Düsseldorf einen Sozialplan für die rd. 300 Mitarbeiter aus. Betriebsbedingte Kündigungen schließt das Unternehmen aus.
Mitarbeiter aus dem Reisholzer Werk können in den Werken in Düsseldorf-Rath und Mülheim an der Ruhr weiterbeschäftigt werden. Auch Altersregelungen und Abfindungen sind denkbare Lösungen, die derzeit geprüft und im Rahmen der Sozialplanverhandlungen mit dem Betriebsrat besprochen werden. In einigen Wochen will das Unternehmen einen detaillierten Plan vorlegen können.
Vallourec zieht sich damit in Deutschland aus dem konventionellen Kraftwerksmarkt zurück, auf den das Reisholzer Werk zu mehr als 90 % ausgerichtet ist. Der wichtigste Absatzmarkt für das Werk – China – war infolge massiv erhöhter Einfuhrzölle auf Rohre für den dortigen Kraftwerksmarkt im Sommer 2019 drastisch weiter eingebrochen. Gleichzeitig zeichnet sich ein deutlicher Trend zur Qualifizierung und Förderung lokaler chinesischer Hersteller ab, was die Absatzprognosen für das Werk Reisholz nochmals dramatisch verschlechtert hatte. Infolge der verschärften handelspolitischen Rahmenbedingungen sowie des weltweit rückläufigen konventionellen Kraftwerksmarkts wurde auch die Anfang 2019 begonnene Suche nach einem Partner zur Übernahme des Werkes eingestellt. Ein möglicher Verkauf scheiterte daran, dass kein potenzieller Partner ein nachhaltiges Konzept für das Werk vorlegen konnte.
Die Geschäftsführung prüfte daraufhin rd. zwölf Monate lang verschiedenste industrielle und soziale Szenarien für den weiteren Betrieb des Reisholzer Werks. Alle kamen jedoch zu dem Ergebnis, dass eine nachhaltige wirtschaftliche Auslastung des Werkes nicht mehr zu realisieren sein wird. Gutachten externer Berater, die durch den Betriebsrat beauftragt wurden, wurden in diesem Prozess ebenfalls detailliert berücksichtigt.
Im Werk Reisholz wurden neben den Rohren für den konventionellen Kraftwerksbau auch Produkte für Absatzmärkte mit Nischencharakter, z.B. hydraulische Großanlagen, hergestellt. Diese waren zwar durchaus profitabel, können jedoch den Wegfall des Hauptabsatzmarktes nicht kompensieren. „Das Werk in Reisholz zu schließen, ist eine sehr traurige Entscheidung für uns alle und vor allem für unsere Mitarbeiter. Wir sind aber zuversichtlich, dass wir damit die Wettbewerbsfähigkeit der Vallourec Deutschland GmbH in einem derzeit schwierigen Marktumfeld insgesamt weiter stärken können. Wir versichern unseren Mitarbeitern, dass wir niemanden betriebsbedingt kündigen und für jeden Einzelnen nach der bestmöglichen Lösung suchen werden. Deutschland ist und bleibt ein bedeutender Technologiestandort für die Vallourec-Gruppe. Wir blicken zuversichtlich in die Zukunft, auch wenn mit der heutigen Entscheidung ein traditionsreiches Werk in Düsseldorf-Reisholz geschlossen wird“, sagte Dr. Dirk Bissel, Vorsitzender der Geschäftsführung.
Vallourec Deutschland