Auf dem Weg zur klimaneutralen Wirtschaft kommt der Stahlindustrie eine Schlüsselrolle zu. Mit CO2-armen Produktionsverfahren und nachhaltigen Produkten macht sich die Branche auf den Weg, um einen entscheidenden Beitrag zum Erreichen der Klimaziele leisten. Voraussetzung hierfür sind politische Rahmenbedingungen, die eine grüne Stahlproduktion zu fairen Bedingungen in Deutschland möglich machen. Das im Sommer von der Bundesregierung verabschiedete Handlungskonzept Stahl liefert hierfür die richtigen Ansätze, die nun rasch umgesetzt werden müssen.
Mit welchen Folgen der Wirtschaftsstandort Deutschland hingegen konfrontiert ist, wenn die Dekarbonisierung der Stahlindustrie ausschließlich durch steigende CO2-Preise forciert wird, hat jetzt eine Studie der Prognos AG im Auftrag der Wirtschaftsvereinigung Stahl analysiert. So führt eine einseitige Erhöhung der CO2-Preise in der Stahlindustrie unweigerlich zu einem Rückgang von Produktion und Beschäftigung, besonders bei der Primärstahlroute. Damit verbunden ist ein volkswirtschaftlicher Schaden entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
„Die Stahlunternehmen in Deutschland und Europa stehen gegenwärtig vor einer massiven Herausforderung. Sie werden durch immer ambitioniertere Klimaziele gefordert, ohne dass der notwendige Förderrahmen steht. Die einzige Möglichkeit ihre klimapolitischen Ziele am Standort Deutschland zu erreichen, ist die Einführung neuer CO2-armer Produktionsverfahren. Gelingt diese Transformation nicht, droht Stahl künftig in anderen Regionen der Welt mit deutlich geringeren Klimaschutzauflagen produziert und anschließend nach Europa importiert zu werden“, erklärt Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl.
Laut Studie ist bei einer nicht international abgestimmten Erhöhung des CO2-Preises in Deutschland bis 2035 ein Produktionsrückgang in der Stahlindustrie in Höhe von 40 Prozent zu erwarten. Gesamtwirtschaftlich bedeutet dies einen Verlust von rund 200.000 Arbeitsplätzen und 114 Mrd. Euro Wertschöpfung. Hinzu käme ein Anstieg der globalen CO2-Emissionen.
„Die volkswirtschaftlichen Kosten je ins Ausland verlagerter Tonne CO2 belaufen sich auf durchschnittlich 600 Euro. Dies übersteigt die höheren Produktionskosten eines wasserstoffbasierten Verfahrens um ein Vielfaches. Daher ist es ökonomisch effizienter, wenn die Politik die betroffenen Stahlunternehmen bei ihrer Transformation zu CO2-armen Produktionsverfahren unterstützt“, erklärt Dr. Michael Böhmer, Chief Economist Corporate Solutions bei der Prognos AG.
Vor diesem Hintergrund betont Verbandspräsident Kerkhoff: „Wenn Europa seine weltweite Vorreiterrolle im Klimaschutz ernst nimmt, müssen nun endlich die politischen Rahmenbedingungen so gesetzt werden, dass sich eine verlässliche Perspektive für eine CO2-arme Stahlerzeugung am Standort bietet. Hierfür muss die Transformation umfassend finanziell gefördert und abgesichert werden.“
Die Studie „Klimapolitische Herausforderungen der Stahlindustrie“ und weiterführende Informationen sind unter www.stahl-online.de abrufbar.
(Quelle: WV Stahl)
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