Die Corona-Pandemie verschärft die strukturellen Probleme der Stahlindustrie. Das bekamen auch die Unternehmen der Stahl-Holding Saar zu spüren, die das Geschäftsjahr 2020 mit hohen Verlusten abgeschlossen haben.
Karl-Ulrich Köhler skizziert die Lage als ernst. „Eine Krise ist eine Krise“, sagte der Vorstandsvorsitzende der AG der Dillinger Hüttenwerke und Saarstahl AG bei Vorlage der Bilanz. Köhler, einstiger Stahlchef von thyssenkrupp, hatte Ende letzten Jahres Tim Hartmann an der Spitze des Unternehmensverbundes abgelöst. „Bei uns hat die Corona-Pandemie die rezessiven Tendenzen deutlich verschärft“, erklärte er in seiner neuen Funktion als Vorstandsvorsitzender und Finanzvorstand bei Dillinger und Saarstahl.
Die Umsatzerlöse des Saarstahl-Konzerns gingen um 23,7 Prozent auf 1,684 Milliarden Euro zurück. Das konsolidierte EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) war mit -70,4 Millionen Euro noch deutlicher im roten Bereich als im Jahr zuvor (2019: -18,5 Millionen Euro). Bei der Dillinger Gruppe sanken die Umsätze auf 1,645 Milliarden Euro – ein Rückgang von 21,2 Prozent. Das konsolidierte EBITDA belief sich auf -68,9 Millionen Euro (2019: 8,5 Millionen Euro).
Ab April 2020 war deutlich weniger Draht und Stab von Saarstahl abgenommen worden. Nach dem Tiefpunkt im August erholten sich die Auftragseingänge seit Herbst aber stark, hieß es. Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Produktion in der Automobilindustrie wieder hochgefahren wurde. Dillinger verzeichnete eine zeitverzögerte Entwicklung und eine immer schwächere Nachfrage aus Kern-Segmenten wie etwa Maschinenbau, Handel oder bei Öl- und Gaspipelines. „Zufriedenstellend“ sei dagegen das Geschäft im Offshore-Windbereich verlaufen.
Trotz der schlechten Ergebnisse gab Köhler sich selbstbewusst. Er wolle noch in diesem Jahr den Turnaround schaffen. Das setze allerdings voraus, dass die beschlossenen Maßnahmen zur Kostensenkung schnell und konsequent umgesetzt würden. Dillinger und Saarstahl wollen 250 Millionen Euro einsparen. Davon entfallen 150 Millionen Euro auf Sachkosten – hier seien inzwischen zu 90 Prozent konkrete Maßnahmen hinterlegt, hieß es. Die restlichen 100 Millionen Euro sollen durch Stellenabbau erreicht werden – sozialverträglich, wie Köhler betonte. Mit der Umsetzung wurde 2020 begonnen.
Dillinger und Saarstahl arbeiten außerdem weiter an dem Ziel einer CO2-neutralen Stahlerzeugung. Bis der politische Rahmen dafür steht, wollen die beiden Unternehmen Emissionen mit den derzeit verfügbaren Mitteln senken. Dazu würden Effizienzgrenzen auf der Hochofenroute weiter ausgelotet und verbessert.
(Quelle: Saarstahl und Dillinger Hütte)