Was der Mensch zum Atmen braucht, ist nicht immer gut für den Stahl
Luft und Sauerstoff könnten in der Glüherei und den Feuerverzinkungsanlagen die Qualität des Stahls durch Oxidation beeinträchtigen. Daher nutzt Salzgitter Flachstahl seit Jahrzehnten bei diesen Produktionsschritten Wasserstoff zur präzisen Einstellung der Produkteigenschaften.
Der Wasserstoff wird hochkomprimiert und flüssig per Lkw aus Leuna angeliefert und in Salzgitter auf dem Hüttengelände in Flüssiggastanks gelagert, in denen sich sein Volumen nach dem Transport wieder auf das Zehnfache ausdehnt. Durch die werkseigenen Versorgungsleitungen strömen monatlich 400.000 m3 des Gases in die Glüherei und die Feuerverzinkungsanlagen 1 und 2. Mit diesem Gasvolumen könnte man pro Monat 160 Mio. Luftballons füllen und in jeder Sekunde des Tages 62 davon gen Himmel steigen lassen. Jede der zwei Feuerverzinkungsanlagen verbraucht vom derzeit in Salzgitter genutzten Wasserstoff je 100.000 m3 monatlich, die Glüherei die andere Hälfte, 200.000 m3. Dort wird heute ein fast zu 100 % reiner Wasserstoff verwendet. Bei dieser hohen Sättigung muss das Gas zunächst auf bis zu 10 bar Überdruck komprimiert und dann über eine Druckwechseladsorptionsanlage getrocknet werden. Dagegen ist der Stickstoff in den Feuerverzinkungsanlagen mit Wasserstoff versetzt – in Anlage 1 mit 20 % und in Anlage 2 mit 5 %. Durch den Glühprozess erhalten alle Feinbleche und eloverzinkten Bleche ihre gewünschte Qualität. Das Erhitzen, Halten der Temperatur und Abkühlen verändert die Struktur des Stahls – man spricht auch vom „Gefüge“ – und verbessert somit dessen Eigenschaften wie Streckgrenze, Zugfestigkeit und Bruchdehnung.
Salzgitter Flachstahl