Die Möglichkeiten eines Ingenieurs
Max von Eyth (1836–1906) dürfte heute nur noch wenigen bekannt sein. Zu Lebzeiten jedoch war er ein hochgeachteter Ingenieur und weit bekannter Schriftsteller. Seine Arbeiten als Ingenieur gerieten jedoch in Vergessenheit. Aber als Wissenschaftsorganisator stieß er mit der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft eine Unternehmung an, die bis heute Bestand hat. Sein umfangreiches schriftstellerisches und künstlerisches Werk wurde zum Teil neu aufgelegt.
Der vollständige Artikel ist erschienen in STAHL+TECHNIK 2 (2020) Nr. 4, S. 86 ff.
Max Eyth (er wurde erst 1896 geadelt) war der älteste Sohn eines Lehrers an der Lateinschule in Kirchheim unter Teck. Beide Eltern waren erfolgreich schriftstellerisch tätig und künstlerisch interessiert. Als der Vater 1841 Direktor am Evangelisch-Theologischen Seminar in Schöntal an der Jagst wurde, erhielt Max von ihm Privatunterricht, möglicherweise auch im Klavierspiel und Zeichnen – beide Künste übte er sein Leben lang aus. In Schöntal hatte er sein technisches Initiationserlebnis bei der Besichtigung eines wassergetriebenen Eisenhammers. Von 1852 bis 1856 studierte Eyth an der Polytechnischen Schule in Stuttgart Mathematik, Maschinenbau, Technologie und verwandte Fächer. Nach einem schwer ertragenen Praxisjahr trat er eine Stelle in der Maschinenfabrik Hahn & Göbel in Heilbronn an, wo er Dampfkessel reparierte. Aber schon im Januar 1857 stellte ihn die Fabrik Kuhn in Stuttgart als Ingenieur ein, wo ihn anspruchsvollere Aufgaben erwarteten. Es ist nicht verwunderlich, dass der aufgeweckte Eyth, der die technische Entwicklung seiner Zeit genau verfolgte, 1860 nach England ging, dem damaligen Zentrum der technisch-industriellen Entwicklung. Auf dem Weg dorthin besuchte er zahlreiche Industriewerke wie den Hochofen in Hörde, die Puddelwerke in Oberhausen und Werke in Belgien. Im Mai 1861 war er in London.
Autor: Prof. Dr. Detlef Haberland, Bonn, Kultur-, Reise- und Technikhistoriker.