Wirtschaft
Bild: Wirtschaftsvereinigung Stahl
16.11.2022

Einheitliches Label-System für Grünen Stahl

Grüne Leitmärkte für Grundstoffe wie grünen Stahl sind ein zentraler Politikbaustein auf dem Weg zu einer klimaneutralen Industrie. Ihre Grundidee ist, auch auf der Nachfrageseite gezielte Anreize zum Einsatz von grünem Stahl zu setzen, um die schrittweise Umstellung auf klimafreundliche Verfahren zu ermöglichen, die mit hohen Investitions- und anfänglich noch höheren operativen Kosten verbunden sind. Damit wird die notwendige staatliche Anschubfinanzierung entlastet und perspektivisch abgelöst.  

Dafür müssen zunächst einige Punkte geklärt werden:

  • Wann ist Stahl als grün bzw. klimaneutral einzustufen?
  • Inwieweit können auch Investitionen anrechenbar gemacht werden, die erst dann zu klimaneutralem Stahl führen, wenn insbesondere auch ausreichend grüne Energie (Strom, Wasserstoff) zur Verfügung steht?
  • Welche Standards können sicherstellen, dass alle Akteure nach gleichen Regeln rechnen und bilanzieren, damit verschiedene Transformationspfade vergleich- und damit auch bewertbar werden?

Die Klärung dieser Fragen ist dringlich und wichtig, um die politischen Weichen stellen zu können und den Unternehmen Planungssicherheit für ihre Investitionsentscheidungen geben.  

Die Wirtschaftsvereinigung Stahl hat bereits im Mai 2022 erste Eckpunkte für eine Definition von grünem Stahl formuliert. Auf dieser Basis legen die Stahlunternehmen in Deutschland jetzt einen Vorschlag für ein Label-System für klimafreundlichen Stahl vor, der über den CO2-Fußabdruck eines spezifischen Produkts hinaus auch transformative Schritte der Unternehmen hin zu Emissionssenkungen berücksichtigt und in einem Klassifizierungssystem bewertbar macht. So könnten gezielt die notwendigen Investitionen zur Klimaneutralität und zum Hochlauf von grünem Stahl angereizt und flankiert werden.  

Die Stahlindustrie in Deutschland möchte mit ihrem Vorschlag den politisch gewünschten Aufbau von (Leit-) Märkten für klimafreundliche Produkte in Deutschland und der Europäischen Union unterstützen. Darüber hinaus will die Industrie auch zu der internationalen Diskussion zur Dekarbonisierung der Grundstoffindustrie beitragen. Denn Klimaclubs und Klima-Allianzen können nur dann grüne Märkte weltweit entwickeln, wenn diese auf klaren Definitionen aufbauen. Der Vorschlag der Stahlindustrie trägt dem Rechnung, indem er an ein von der G-7 anerkanntes Konzept der Internationalen Energie Agentur anschließt und dieses weiterentwickelt. Überdies ist das Label-System das weltweit erste Konzept, das von einer Industrie unter Beteiligung aller Hersteller entwickelt wurde.  

Dazu Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl:  
„Die Stahlindustrie in Deutschland setzt mit ihrem Vorschlag für ein Label-System für grünen Stahl ein starkes Signal für die industrielle Transformation. Damit legen wir ein Konzept vor, auf dessen Grundlage konkret diskutiert werden kann, wie grüne Leitmärkte geschaffen werden können, die bereits im Handlungskonzept Stahl aus dem Jahre 2020 und auch im Koalitionsvertrag vorgesehen waren. Wir hoffen, dass die Bundesregierung diesen Impuls nun schnell aufgreift, mit allen relevanten Stakeholdern diskutiert und ihn auch in die laufenden internationalen Diskussionen bei der G-7 und im Rahmen von Klimaclubs einbringt.“

(Quelle: Wirtschaftsvereinigung Stahl)

Mit dem Klassifizierungssystem können alle Herstellungsrouten abgebildet werden - (Bild: Wirtschaftsvereinigung Stahl)
Mit dem Klassifizierungssystem können alle Herstellungsrouten abgebildet werden (Bild: Wirtschaftsvereinigung Stahl)

Schlagworte

DeutschlandEUIndustrieStahlStahlindustrie

Verwandte Artikel

Dr. Kai Oppat
21.12.2024

Veränderungen im Vorstand der Knauf Interfer SE

Dr. Kay Oppat, Chief Transformation Officer (CTO) der Knauf Interfer SE, wird plangemäß aus dem Vorstand des Unternehmens zum 31.12.2024 ausscheiden

Aufsichtsrat Distribution Entwicklung EU Knauf Interfer Knauf Interfer SE Stahlhandel Strategie Transformation Transformationsprozess Unternehmen
Mehr erfahren
20.12.2024

Peine Salzgitter erweitert Fuhrpark

Zwei Hybrid-Mehrsystemlokomotiven für Elektro- und Dieselbetrieb bedienen elektrifizierte sowie nichtelektrifizierte Strecken und verfügen in beiden Fällen über erhöhte L...

Antrieb CO2 Dekarbonisierung EU Flachstahl Gesellschaft Hybrid ING KI Klima Logistik Nachhaltigkeit Partnerschaft Salzgitter Salzgitter AG Salzgitter Flachstahl Salzgitter Flachstahl GmbH Schienen Service Stahl Strategie Transformation Transport Unternehmen Wirtschaft
Mehr erfahren
Von links: Heinz-Erik Decker; Johannes Frauendörfer (Chairman) und Georg Heinrich Weiss.
20.12.2024

Neue Generation bei der Familie Weiss Stiftung

Die Familie Weiss Stiftung, Alleineigentümerin der SMS group, hat den Generationswechsel vollzogen. Heinrich Weiss, bisher alleiniger Vorstand, hat seine Führungsaufgabe...

Aufsichtsrat Entwicklung EU Gesellschaft SMS SMS group Stiftung USA Zusammenarbeit
Mehr erfahren
Fertiggerüst am Walzwerk in Dillingen
19.12.2024

Netto-Null-Ziele von SHS durch SBTi bestätigt

Die Validierung durch die Science Based Targets initiative (SBTi) bestätigt, dass die Ziele für die Gruppe im Einklang mit dem 1,5-Grad Ziel des Pariser Klimaabkommens st...

Bund CO2 Dekarbonisierung Dillinger EU Gesellschaft ING Klima Nachhaltigkeit Paris Saarstahl Saarstahl AG SHS Stahl Transformation Unternehmen
Mehr erfahren
Hochofenschlacke, ein Nebenprodukt der Stahlherstellung, ist ein wertvoller Sekundärrohstoff. Bild Honorarfrei verwendbar nur in engem redaktionellen Zusammenhang
17.12.2024

FEhS-Institut: Sekundärrohstoffe verbindlicher stärken

Die Bundesregierung hat die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie beschlossen. Das FEhS – Institut für Baustoff-Forschung sieht darin einen zu verhaltenen Schritt zur S...

ABB Baustoffe Bund CO2 Deutschland Ergebnis Essen EU Forschung IBU Industrie ING Klima Kreislaufwirtschaft Messe Recycling Rohstoffe Schlacke Sekundärrohstoffe Stahl Stahlherstellung Stahlindustrie Strategie Umwelt Unternehmen USA Wirtschaft Wirtschaftsminister
Mehr erfahren